Jugendkriminalität
Gehen mit Macheten aufeinander los: Eisenreich fordert härtere Strafen für Jugendliche

11.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:43 Uhr

Georg Eisenreich (CSU), Bayerischer Justizminister. −Foto: dpa

Weil es immer mehr Fälle von Jugendgewalt gibt, fordert Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) längere Jugendarrest-Zeiten.



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Bislang kann ein solcher Arrest für höchstens vier Wochen verhängt werden. „Das ist aus unserer Sicht zu kurz“, sagte Eisenreich am Freitag in München und sprach sich als Höchstmaß für eine dreimal so lange Zeit von drei Monaten aus. Bayern werde diesen Vorschlag in die Justizministerkonferenz einbringen.

„Intensivtäter frühzeitig stoppen“



„Insbesondere jugendliche Intensivtäter müssen frühzeitig gestoppt werden“, betonte Eisenreich bei einem gemeinsamen Pressegespräch mit der Staatsanwaltschaft München I über Jugendkriminalität in der bayerischen Landeshauptstadt.

Laut Sicherheitsbericht des Polizeipräsidiums München ist die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren im vergangenen Jahr in der bayerischen Landeshauptstadt im Vergleich zum Vorjahr um 6,1 Prozent auf 8533 gestiegen. Die Zahl, die alle Deliktarten umfasst, liegt damit zwar immer noch um 4,3 Prozent unter der Zahl aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 (8912 Tatverdächtige) - aber der Anteil gravierender Delikte wie Raub oder räuberische Erpressung steige. Ermittler sehen Delikte von Intensivtätern und Jugendgruppen auf dem Vormarsch. „Der Großteil schwerer und wiederholter Taten wird vorwiegend durch eine kleine Gruppe von Intensivtätern verübt“, sagte Eisenreich.

„Intensität hat sich gesteigert“



„Die Intensität hat sich gesteigert“, sagte auch Oberstaatsanwalt Franz Gierschik. „Mittlerweile gehen die mit Macheten aufeinander los.“ Man könne „die Dinger für 18 Euro im Baumarkt bekommen“. Der Unterschied zu früheren Zeiten sei, „dass unsere Jugendlichen halt schlicht und einfach bewaffnet sind“.

Woran es liegt, dass Jugendliche immer wieder zu schwerer Gewalt bereit zu sein scheinen, darüber rätseln auch die Ermittler. Erklärungsversuche gibt es einige. „Dass die Corona-Zeit natürlich ein Einschnitt war, dass das für die Jugendlichen sehr belastend war“, sagt eine Staatsanwältin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, weil sie eben mit diesen Intensivtätern zu tun hat. „Dass man viel Zeit für Flausen im Kopf hatte.“ Sie spricht auch von ungesunden Gruppendynamiken und Gewalt in (sozialen) Medien.

Mädchen attackiert und gefilmt



Erst am Donnerstag war ein neuer Fall einer mutmaßlich gewalttätigen Jugendgruppe aus München bekannt geworden. Die Gruppe Jugendlicher soll zwei Mädchen über einen längeren Zeitraum mit Schlägen und Tritten attackiert und mit einem Messer bedroht haben. Die Vorfälle aus dem Juni dieses Jahres wurden nach Polizeiangaben gefilmt und auf Social-Media-Plattformen hochgeladen. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, hatte die Gruppe von fünf Jugendlichen zunächst eine 15-Jährige abgepasst und Geld von ihr gefordert, das sie einem Mädchen aus der Gruppe angeblich schuldete.

Als sie sich geweigert habe, das Geld herauszugeben, sei sie geschlagen und getreten worden. Außerdem hätten die Jugendlichen ihr teure Kopfhörer weggenommen. Danach sollen sie dann auch auf eine 12 Jahre alte Bekannte des Mädchens losgegangen sein.

Solche Fälle wühlten auf, sagte Eisenreich - weil „man fassungslos zuschauen muss, wie Jugendliche andere Jugendliche erpressen, ausrauben und Gewalt ausüben“.

− dpa