Enormer Preisanstieg
Aldi setzt neue Milchpreis-Marke: Schwelle von 1 Euro erstmals überschritten

01.07.2022 | Stand 01.07.2022, 7:10 Uhr

Trinkmilch wird teurer. −Foto: Schuldt/dpa

Von Isabel Metzger

Aldi hat am Donnerstag die Preise für die Eigenmarken um bis zu 50 Cent pro Liter erhöht. Der Discounter gilt in Branchenkreisen diesbezüglich als „Trendsetter“. Steigerungen wird es somit auch in den anderen Supermärkten geben.



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Der Liter Vollmilch der Eigenmarke „Milsani“ des Branchenprimus Aldi kostet nun 1,09 Euro. Der Preis hat damit erstmals die Schwelle von 1 Euro überschritten, teilt der Verband Bayerischer Milcherzeuger (VMB) in München mit. Aldi sei „Preistrendsetter“, erklärt VMB-Geschäftsführer Hans-Jürgen Seufferlein gegenüber unserer Zeitung. Der Erfahrung nach würden am Freitag die weiteren Lebensmitteleinzelhändler wie Lidl, Rewe und Edeka nachziehen und ebenfalls die Milchpreise erhöhen.

Grund für die Sprünge nach oben seien neue Verträge zwischen den Molkereien und den Supermärkten, was Produkte der sogenannten „weißen Linie“ betrifft. Dazu zählen neben Milch beispielsweise auch Quark oder Crème fraîche. Käse dagegen gehöre zur „gelben Linie“, erläutert Seufferlein. Butter wiederum sei eine eigene Produktgruppe.

Liter Aldi-Biomilch um 50 Cent teurer

Die Steigerungen bei Aldi sind satt. Der Liter Vollmilch mit 3,5 Prozent Fett der Eigenmarke „Milsani“ kostet nun 17 Cent mehr. Zum Vergleich: Anfang des Jahres musste der Verbraucher nur 80 Cent für den Liter bezahlen; der Preis ist seither also um 29 Cent in die Höhe gegangen.

Noch tiefer muss der Kunde nach Angaben des Verbands Bayerischer Milcherzeuger für Aldi-„Sondermilchen“ in die Tasche greifen. So legte die Weidemilch von zuletzt 1,15 Euro auf 1,45 Euro zu. Auch die „Landmilch Fair & Gut“ mit dem Label des Deutschen Tierschutzbundes wurde um 30 Cent teurer und kostet in der Vollmilch-Variante jetzt 1,39 Euro.

Aldi habe auch die Eigenmarken der Biomilch kräftig angehoben, sagt VMB-Geschäftsführer Seufferlein. Bisher waren die Tetrapaks der Vollmilch für 1,15 Euro und für die fettarme Form für 1,09 Euro zu kaufen. „Die neuen Preismarken lauten nun 1,69 Euro und 1,59 Euro.“ Seufferlein spricht von „gewaltigen Sprüngen von jeweils 50 Cent pro Liter“.

Davon wiederum profitieren seinen Angaben nach die Landwirte. Die Kostenexplosionen bei den Erzeugern und den Verarbeitern, also den Molkereien, seien durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine nochmals forciert worden. Die Kosten seien „dramatisch gestiegen“, betont Hans-Jürgen Seufferlein. Zudem sei die Milchanlieferung nach wie vor – und nicht mehr nur in Bayern – unter dem Durchschnitt. Die Endverbraucherpreise hätten anziehen müssen, „um überhaupt von Bauernseite zu erzeugen und von Molkereiseite verarbeiten zu können“.

„Weg von Marken, weg von regionalen Produkten“

Die jüngsten Milchpreise, die Mitte Juni für Mai an die Bauern ausbezahlt wurden, betrugen nach VMB-Angaben in der konventionellen Landwirtschaft im Bayern-Schnitt 49,9 Cent netto pro Kilogramm; für Biomilch durchschnittlich 55,4 Cent netto pro Kilo.

Der VMB hofft, dass die Verbraucher – die nahezu in allen Bereichen die Steigerungen finanzieren müssen – trotz der „außergewöhnlichen Entwicklung“ der Preise in den Supermärkten nicht mit einem völlig veränderten Kaufverhalten reagieren. Allerdings seien bereits jetzt eindeutige Trends erkennbar – und die besagen: „Weg von der Marke, weg von regionalen Produkten, weg von Bio“, betont Geschäftsführer Seufferlein. Kunden würden verstärkt zu No-Name-Lebensmitteln greifen und auch mehr die Wochenangebote in den Supermärkten nutzen. „Diesen Trend werden wir aushalten müssen.“