Aktenzeichen XY
Hinweise machen Hoffnung: Mehr als 100 Anrufe nach Fernsehfahndung im Mordfall Simone

Mehr als 100 Anrufe nach Fernsehfahndung im Mordfall Simone – Leiche lag im Wald bei Allersberg

25.02.2022 | Stand 23.09.2023, 2:36 Uhr

Ein solcher VW-Bus (links) oder ein ähnlicher Fahrzeugtyp mit Kronacher Zulassung soll beim Verschwinden der 15-jährigen Simone Langer aus Donauwörth eine Rolle. Die Leiche des Mädchens war im September 1983 in einem Wald bei Allersberg im Kreis Roth aufgefunden worden. Die Polizei bittet um Hinweise in dem Mordfall. Fotos: Kripo Dillingen

Von Horst Richter

Donauwörth/Allersberg – Lässt sich der Mord an der 15-jährigen Simone Langer aus Donauwörth doch noch klären? Die Kriminalpolizei hat den Fall fast vier Jahrzehnte nach dem Verbrechen erneut aufgerollt und ist mit einem Fahndungsaufruf über die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY ...ungelöst“ an die Öffentlichkeit gegangen. Nach der Ausstrahlung am Mittwochabend sind mehr als 100 Hinweise eingegangen – angesichts der langen Zeitspanne seit der Tat eine sehr gute Resonanz. Ob der entscheidende Tipp dabei ist, muss sich erst zeigen. „Es ist noch zu früh, dazu eine Aussage zu machen“, erklärte Michael Lechner, Chef der zuständigen Kripo in Dillingen, gegenüber unserer Zeitung.

Selbst am Tag nach der Sendung klingelte das Hinweistelefon auf der schwäbischen Polizeidienststelle weiter. „27 Anrufe sind am Mittwochabend direkt bei uns eingegangen und 77 im Fernsehstudio“, fasste Lechner das bisherige Ergebnisse zusammen. Darunter waren auch Anrufe aus dem Raum Allersberg im Kreis Roth – dort hatte ein Schwammerlsucher am 30. September 1983 im Waldgebiet „Saukopf“ rund 800 Meter westlich der A9 die Leiche der Gymnasiastin entdeckt, gut zwei Monate nach ihrem Verschwinden am 29. Juli desselben Jahres.

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Die pure Zahl der Hinweise sagt erfahrungsgemäß jedoch nichts über deren Qualität aus. „Da haben wir jetzt einiges zu tun, das aufzuarbeiten“, sagte Kripo-Chef Lechner. Manches sei bereits bekannt, anderes dagegen neu gewesen. Seine Ermittlungsgruppe hatte den Fall noch einmal von allen Seiten beleuchtet und das Augenmerk speziell auf einen Punkt gerichtet: einen VW-Bus mit der Kronacher Zulassung KC-AW 17. Vier Männer waren damit in der Tatnacht unweit der Stelle am nördlichen Stadtrand von Donauwörth unterwegs gewesen, wo tags darauf das Fahrrad von Simone Langer entdeckt wurde. Ob es sich tatsächlich um einen VW-Bus handelte, ist offen, möglicherweise war es ein ähnlicher Fahrzeugtyp. Die Farbe des Kastenwagens ist ebenfalls nicht sicher, er könnte gelb, orangefarben oder in einem Braunton gewesen sein.

Ob das Quartett etwas mit dem Mord zu tun hat, weiß die Polizei nicht. Angeblich befand es sich auf dem Weg zum Bodensee. Der Halter des Fahrzeugs war schon 1983 überprüft worden, über das Ergebnis schweigt die Polizei sich aus. Fest steht, dass die Männer in der Nacht zum 29. Juli 1983 gegen 23.30 Uhr wegen einer Panne eine Kfz-Werkstatt im Donauwörther Stadtteil Berg aufsuchten. Der Betreiber arbeitete zugleich als Taxifahrer. Er ließ die Unbekannten für mehr als zwei Stunden allein zurück, während er bis 2 Uhr früh seiner Tätigkeit nachging – genau in dem Zeitraum, als Simone Langer gegen 0.45 Uhr mit ihrem Fahrrad in Richtung ihres Elternhauses unterwegs war. Ein Anwohner hörte zu dieser Zeit am Ortseingang von Donauwörth Hilferufe, ein anderer hatte dort beim Blick aus dem Fenster einen Kastenwagen gesehen, der ähnlich aussah wie das Fahrzeug der Kronacher.

Die 15-Jährige hatte, wie berichtet, im Ortsteil Wörnitzstein einen Schulfreund besucht und sich anschließend entgegen den Vorgaben ihrer Eltern in der Dunkelheit allein auf den Heimweg gemacht. Sie kam aber nach Spurenlage nur bis zum nördlichen Stadtrand von Donauwörth. Dort fand ein Gemeindearbeiter am nächsten Morgen nahe des Ortseingangsschildes das Rad des Mädchens – nur ein paar hundert Meter entfernt von der Werkstatt, wo sich die Männer aus Kronach befanden. Gibt es einen Zusammenhang?

Vielleicht lässt sich das über die neuen Hinweise klären – darunter sind auch welche aus Kronach, die angeblich konkrete Namen zu den damaligen Besitzern eines solchen Kastenwagens beinhalten. Inwieweit sich daraus eine heiße Spur ergibt, bleibt abzuwarten.

Die Kripo Dillingen hofft derweil auf weitere Anrufe, nicht zuletzt aus dem Raum Allersberg, dem Fundort der Leiche. Wem ist dort am 29. Juli 1983 ein Kastenwagen oder sonst etwas Verdächtiges aufgefallen? Die Ermittler nehmen Hinweise dazu unter Telefon 09071-56442 entgegen. Für den entscheidenden Tipp gibt es eine Belohnung von 10000 Euro.

DK