Kunstverein Spectrum
Verneigung vor Satiriker und Skeptiker Erich Kästner mit Harfe

10.01.2024 | Stand 10.01.2024, 5:00 Uhr

Kästner-Gedichte für Erwachsene trägt Heinz-Peter Lehmann (rechts) vor, Wolfgang Kerscher begleitet ihn an der Harfe. Foto: Spektrum

Unter dem Motto „Erich Kästner – Gedichte für Erwachsene“ steht ein literarischer Abend mit Harfenbegleitung mit dem Kunstverein Spectrum. Er findet am Freitag, 26. Januar, ab 19 Uhr in der Kulturscheune Leerstetten, Hauptstraße 6 A, statt.

Heinz-Peter Lehmann trägt eine Auswahl Kästners Gedichte für Erwachsene vor. Musikalisch wird er begleitet von Wolfgang Kerscher an der Harfe. Erich Kästner, vor 125 Jahren im Jahr 1899 geboren und vor 50 Jahren gestorben, war schon seit seiner Schulzeit publizistisch tätig und ist den meisten als Kinderbuchautor bekannt. Sein „Emil und die Detektive“ wurde erstmals 1929 veröffentlicht und wurde für den damals gerade 30-Jährigen sofort ein Welterfolg, der in 24 Sprachen übersetzt wurde. Bekannt auch „Das doppelte Lottchen“, vielfach verfilmt, wie „Das fliegende Klassenzimmer“, „Pünktchen und Anton“ oder „Die drei von der Tankstelle“. Kästner zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern des 20. Jahrhunderts und wurde als Kinderbuchautor weltberühmt.

Weniger bekannte Werke für Erwachsene

Weniger bekannt sind seine Werke für Erwachsene, etwa sein zeitkritischer Roman „Fabian“, gesellschaftskritische und antimilitaristische Gedichte, Glossen und Essays, mit denen er sich mit der turbulenten Zeit der Weimarer Republik zwischen 1919 und 1933 auseinandergesetzt hat. Er warnte bereits Anfang der 1920er-Jahre vor den Gefahren des erwachenden Nationalsozialismus und eines neuen Krieges. Sein Werk stand auf der ersten Liste der als „undeutsch“ diffamierten Bücher, die von den Nazis 1933 öffentlich verbrannt wurden.

Der Kabarettist Dieter Hildebrandt erhielt kurz vor seinem Tod 2013 vom Dresdner Presseclub den Erich-Kästner-Preis. Er sagte damals: „Erich Kästner war und ist mein Vorbild. Er ist einer der wichtigsten politischen Satiriker in Deutschland gewesen, der mit großem Engagement immer den blinden Gehorsam bekämpft hat, der bewirkt, dass die Deutschen vor jeder Autorität strammstehen müssen.“

„Deutschlands hoffnungsvollster Pessimist“

Der legendäre Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki bezeichnete Kästner einmal als „wehmütigen Satiriker und augenzwinkernden Skeptiker. Er war Deutschlands hoffnungsvollster Pessimist und der deutschen Literatur positivster Negationsrat“.

Heute, 50 Jahre nach Kästners Tod, sind seines Mahnungen von erschreckender Aktualität. Anlass genug, die zeitkritischen, aber auch eine Auswahl anderer Gedichte Erich Kästners vorzustellen. Neben den tief besorgten Warnungen des Schriftstellers präsentieren Lehmann und Kerscher an diesem Abend einige seiner humorvollen, romantischen, satirischen und erotischen Gedichte.

Das dreiteilige Programm beinhaltet Kästners Mahnungen und satirisch-kritische Gesellschaftsbetrachtungen. Es zeigt seinen tiefgründigen, humorvollen Blick auf die zwischenmenschlichen Beziehungen und provoziert unterhaltsam mit humorvollen und teils deftig erotischen Versen. Der Eintritt ist frei, es findet eine Hutsammlung statt.

HK