Naturgarten für Anfänger
Tipps zum Anlegen eines Naturgartens von Expertin

Birgit Helbig über Naturgärten für Anfänger

08.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:53 Uhr

Einen Naturgaren anlegen macht Arbeit, dafür muss man dann später weniger tun. Foto: imago

Um „Naturgarten für Einsteiger“ ist es in Abenberg bei einem sehr gut besuchten Vortrag der Naturgarten-Expertin Birgit Helbig aus Dürrenmungenau gegangen. Mit ansteckender Begeisterung erläuterte die Referentin sehr kurzweilig, „wie die Natur in den Garten kommt“. „Von selbst geht das in aller Regel leider nicht“, stellte Helbig vorab klar.

„Einfach ein Stück Land sich selbst zu überlassen, führt kaum zu der erwünschten Vielfalt. Ein bisschen nachhelfen muss man schon.“

Das A und das O sei die Aussaat und Pflanzung heimischer Blühpflanzen. Womit aber nicht Gänseblümchen und Löwenzahn gemeint sind (gegen die natürlich auch nichts spricht), sondern etwa Wiesen-Witwenblumen, Wilde Karde oder Gehölze wie die Salweide – um nur drei von rund 500 Arten zu nennen, die in Frage kommen. Sät und pflanzt man nur etwa 30 bis 40 verschiedene Pflanzen mit unterschiedlichen Blühzeiten, gibt es vom Frühjahr bis spät in den Herbst immer etwas, woran sich das Auge erfreuen kann – und ebenso die Insekten. „Mit der Vielfalt der Blüten kommt auch eine Vielfalt an Insekten“, betonte Helbig. „Übrigens tun sich auch Ornithologen mit Naturgärten einen Gefallen, denn wo es reichlich Insekten gibt, ist auch der Tisch für Vögel, Amphibien, Reptilien und Kleinsäuger reich gedeckt.“

Beikrautfreier Boden als Bedingung für Gelingen

Vorbedingung für die erfolgreiche Aussaat ist allerdings ein „beikrautfreier“ Boden. So beginnt die Gestaltung eines Naturgartens oft mit dem Abtragen der obersten Erdschicht – bei größeren Flächen mit dem Bagger –, wonach ein Substrat aus Schotter, Kies oder Sand in Verbindung mit etwas Heißrotte-Kompost aufgebracht wird, in welches dann eingesät werden kann. „Das sieht am Anfang fast so aus wie der verpönte Kiesgarten,“ gab die Referentin zu. Aber schon sechs bis acht Wochen später ist das Grundstück nicht wiederzuerkennen, steht an vielen Stellen die Blütenpracht.

Naturgärten helfen als konkrete Möglichkeit gegen Insektensterben

Ein Punkt ist der „Naturgarten-Helbig“ noch wichtig: Ist der Anfang erst einmal gemacht, fällt nicht mehr viel Arbeit an. „Ein- bis zweimal im Jahr mal mähen oder zurückschneiden, das ist alles“ meint sie und rechnet die Zeit dagegen auf, die ein sogenannter gepflegter Rasen erfordert. Auch auf das Wässern von Wiesen und Stauden kann nach ein bis zwei Jahren in aller Regel, selbst in trockenen Sommern, vollständig verzichtet werden.

70 Prozent der Insektenmasse seien allein in Deutschland in den letzten 30 Jahren verschwunden, sagte sie, über ein Viertel aller Tier- und Pflanzenarten weltweit gingen bis 2050 unwiederbringlich verloren. Das Artensterben sei eine Krise von derselben Dimension wie die Klimakrise. Naturgärten, so das Fazit, sind eine konkrete Möglichkeit für jeden einzelnen Grundstücksbesitzer, sich dagegenzustemmen.

HK