Bauausschuss besichtigt 3-Millionen-Projekt
Thalmässing im Glück: Neue Kindertagesstätte im Kostenrahmen

27.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:51 Uhr

Viel Platz werden die vier Gruppen im neuen Kita-Gebäude haben, das im zeitigen Frühjahr 2023 fertig sein soll. Fotos: Karch

Von Andrea Karch

Thalmässing – Es ist hell und freundlich, luftig und großzügig. Und es zaubert ein Lächeln in das Gesicht der Ausschussmitglieder: Das Gebäude der neuen Kindertagesstätte am Mühlbach punktet bei der Besichtigung aber nicht nur durch sein Aussehen, sondern vor allem durch die Zahlen. Denn laut Architekt Jürgen Neundörfer überschreitet man derzeit den Kostenplan nur um 19000 Euro – und das bei einem Drei-Millionen-Projekt.

Diese Mitteilung ging den Mitgliedern des Bau- und Umweltausschusses am Dienstagnachmittag runter wie Öl angesichts der inflationären Erhöhung der Baukosten, die den Bauherren und Firmen derzeit das Leben schwermachen. Von den knapp 3 Millionen Euro, die das Gebäude nach der Kalkulation netto kosten soll, sind laut Architekt Gewerke für 2,3 Millionen Euro vergeben. „Was jetzt noch kommt, bricht uns nicht das Genick“, zeigte er sich optimistisch. Nur beim Material knirsche es hin und wieder wie zum Beispiel bei der Dampfsperre für das Dach. Oder momentan bei den Fenstern. „Dann haben wir noch zum richtigen Zeitpunkt ausgeschrieben“, konstatierte stellvertretender Bürgermeister Michael Kreichauf mit Blick auf die Kostenentwicklung zufrieden. Beim Fertigstellungstermin ist Jürgen Neundörfer wegen der Lieferschwierigkeiten vorsichtig. Eigentlich sollte die viergruppige Kindertagesstätte Ende Januar fertig sein, jetzt rechnet er lieber einen Puffer von vier bis acht Wochen ein.

„Bei den Räumen sindwir im Highendbereich“

Dafür bekommt die Kommune aber auch ein ganz besonderes Gebäude. „Bei den Räumen sind wir im Highendbereich“, verkündete Neundörfer. Denn der rund 120 Quadratmeter große Mehrzweckraum, der unabhängig von den Öffnungszeiten der Krippe genutzt werden kann, sei schon ein richtiger Bonus.

Der Ausschuss sah sich aber nicht nur den Baufortschritt an, sondern musste auch einige Entscheidungen treffen. Zum Beispiel auch für den Mehrzweckraum: Für den schlug der Architekt ein Lamellenparkett vor. „Da hat man eine ganz andere Raumwirkung“, versprach er. Dieser Belag sei aber nicht nur schöner, sondern halte auch mehr aus als Linoleum. Angesichts der Kosten, die im Rahmen sind, entschied sich der Ausschuss für das Lamellenparkett, das mit 50 Euro pro Quadratmeter doppelt so viel kostet wie Linoleum.

Auch bei der Gestaltung der Fassade war sich das Gremium schnell einig: In einigen Bereichen, vorwiegend in den überdachten, bekommt die Fassade eine Verkleidung aus Lärchen-Lamellen. Die kann man entweder unbehandelt lassen oder mit einer Lasur streichen. Die Ausschussmitglieder plädierten einstimmig für die unbehandelte Lösung, die nach einigen Jahren eine silbergraue Patina annimmt.

Die Lärchen-Lamellen würden sowohl dem Architekten als auch dem Gremium auch für den umlaufenden Balkon, der einmal Spielfläche wird, gefallen. Vorgesehen sind für diesen Bereich derzeit noch Faserzementplatten. Für eine Änderung braucht der Architekt die Zustimmung des Landratsamts. Bekommt die Kommune dieses Ja nicht, werden dunkelgraue Faserplatten gewählt. Die kontrastieren dann mit dem hellen Putz, dessen genauer Farbton noch ausgewählt werden muss.

Einigkeit herrschte auch bei der Frage, ob die Holzfenster eine Lasur oder einen deckenden Anstrich bekommen sollen. Der Grund, weshalb die Wahl auf einen deckenden Anstrich in einem mittleren Grau fiel, lag auf der Hand: Während dieser Anstrich nach 10 bis 15 Jahren erneuert werden muss, sind die Maler bei einer Lasur schon alle 2 bis 3 Jahre gefragt.

„Eine gute Akustikist Gold wert“

Im Inneren des Gebäude bleiben die Betonwände sichtbar, die Holzwände werden zwölf Zentimeter dick. Alle nicht tragenden Wände werden in Trockenbauweise errichtet und werden deshalb für größtmögliche Flexibilität sorgen. „Wenn das Gebäude in 20 Jahren einmal anders genutzt werden soll, kann man sie einfach versetzen“, erklärte er.

Aufgrund von Lieferproblemen entschied man sich im Obergeschoss für eine andere Deckenlösung: Die Holzdecke wird zwischen den Unterzügen noch abgehängt, der Akustik wegen. „Eine gute Akustik ist in so einem Gebäude Gold wert“, sagte Neundörfer und die Leiterin der Krippe, Antje Heidrich, stimmte ihm da mit einem Lachen zu. Sie wird nach der Fertigstellung des neuen Gebäudes die Einrichtung übernehmen und verfolgte deshalb die Ausführungen mit großem Interesse zu. Und einem Wunsch aus der Praxis: Sie hätte in der Küche gerne statt Linoleum Fliesen, weil „gern einmal etwas runterfällt, wenn die Kinder beim Kochen helfen. Und dann hat der Boden gleich ein Loch.“ Fliesen kommen aus hygienischen Gründen wohl nicht in Frage, aber ein blanker Boden wäre eventuell möglich, so Neundörfer.

Neundörfers Mitarbeiterin Sandra Keß hatte sich für die Rutsche, die vom ersten Stock als Notausgang in die Tiefe führt, etwas Besonderes einfallen lassen. Statt des Stabgitters, das den restlichen Balkon umgibt, schlug sie vor, vor dem Einstieg der Rutsche, die als Elefantenrüssel gestaltet wird, Lochblech anzubringen. „Wegen der Absturzsicherung würde das Stabgitter so hoch, das sieht dann aus wie in einem Gefängnis.“ Passend zur Rutsche selbst entschieden sich die Ausschussmitglieder für eine Lochblechlösung in Form eines Elefantenkopfs.

Außengelände kommtohne Spielgeräte aus

Jürgen Neundörfer konnte auch eine Sorge von Johannes Mailinger (CSU) entkräften: Das Dach werde sicher 50 Jahre halten, denn es ist als sehr flaches Walmdach gestaltet und hat rundherum Dachrinnen. Auf der Dachabdichtung sind zudem Kupferdrähte verlegt, so dass man eine Leckage schnell orten könne.

Über die Gestaltung des Außenbereichs im Detail wird zu einem späteren Zeitpunkt entschieden. Antje Heidrich kündigte jedoch bereits an, dass man auf der naturnahen Linie des Hauses bleiben wolle und eigentlich keine Spielgeräte brauche, sondern eher Böschungen und Bäume.

HK