Vorfreude auf Sonne, Meer und Strand
Run auf Ferienflieger hat schon begonnen

In der Reisewelt am Nürnberger Abrecht-Dürer-Airport herrscht reger Betrieb

19.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:10 Uhr

Das Reisen ist des Franken Lust – das weiß auch Yigit Yilmaz. Fotos: Pelke

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Noch liegt die schönste Zeit des Jahres in weiter Ferne. Doch in den Reisebüros am Nürnberger Dürer-Airport haben die Experten für den perfekten Urlaub bereits alle Hände voll zu tun.

„Per Telefon, per Mail oder hier bei uns vor Ort: Wir haben total viele Anfragen und kommen mit der Arbeit kaum noch nach“, sagt Yigit Yilmaz vom Reisebüro „Fünf vor Flug“ und zeigt auf seinen Bildschirm. „Seite heute früh habe ich schon über 20 Anfragen per Mail bekommen“, sagt Yilmaz und fährt mit der Maus über den Posteingang. „Die Deutschen sind nicht umsonst Reiseweltmeister.“

Allerdings müssten sich die Kunden noch an die gestiegenen Preise gewöhnen. Rund 30 Prozent mehr müssten Urlauber für Pauschalreisen in diesem Sommer auf den Tisch blättern. Die Kunden befänden sich einem großen Dilemma: weiter auf sinkende Preise zu hoffen oder besser jetzt gleich in den sauren Apfel zu beißen, um sich einen der begehrten Plätze an der Sonne im Sommer zu sichern. „Die Veranstalter haben einfach zu wenige Flugzeuge, um die große Nachfrage bedienen zu können.“

Derweil scheint der Nürnberger Flughafen selbst seine Hausaufgaben für den neuerlichen Ansturm auf die fränkischen Ferienflieger bereits gemacht zu haben. Schon jetzt stünden über 60 Nonstop-Ziele für Sonnenhungrige im Sommerflugplan. „Das Flugangebot erreicht im nächsten Sommer wieder den Umfang von vor der Pandemie“, sagt der Chef des Nürnberger Flughafens, Michael Hupe. Punktuell seien Angebot und Auswahl sogar schon wieder größer geworden als vor Corona.

Der Länder-Fokus liege in diesem Jahr auf Spanien, so Hupe. Mit Mallorca sei die beliebteste Ferieninsel der Franken täglich ab Nürnberg genauso wie Ibiza mit mehrerer Flügen erreichbar. Mit Ryanair und Corendon, Eurowings und Condor seien allein vier Airlines über den Wolken auf der Palma-Route unterwegs. Mit Alicante, Barcelona, Girona, Malaga, Sevilla und Valencia ist das spanische Festland so stark wie nie im Flugplan vertreten. Nicht fehlen dürfen die Kanaren Fuerteventura, Gran Canaria, Lanzarote und Teneriffa.

Jan Beinßen, Sprecher des Albrecht-Dürer-Airports, kann sich noch gut an den Aufschrei erinnern, als nach der Germania-Pleite plötzlich Lanzarote aus dem Flugplan gefallen ist. „Unsere Fluggäste sind zum Glück wirklich total loyal. Viele sind lieber woanders hingeflogen, um weiter ab Nürnberg in den Urlaub starten zu können“, freut sich Beinßen über die Treue der fränkischen Flugpassagiere.

Derweil hängt Yigit Yilmaz schon wieder vor dem Bildschirm. In der einen Hand hält er die Maus, in der anderen Hand das Telefon. Viele wollen den richtigen Zeitpunkt für die Wahl des nächsten Urlaubsziels nicht verpassen. Ob die Preise wieder fallen oder weiter in den Himmel klettern, kann auch der erfahrene Reiseberater nicht sagen. „Wir haben unseren Stammkunden geraten, noch vor Weihnachten zu buchen.“ Bis zum Jahreswechsel seien klassische Urlaubspakete wie Flug, Transfer und Hotel noch deutlich günstiger zu haben gewesen.

Die große Zeit der Schnäppchen über den Wolken sei offensichtlich vorbei, so Yilmaz. „Viele Kunden wollen auf den gewohnten Luxus im Urlaub nicht verzichten, und machen lieber bei der Reisedauer ein paar Abstriche.“ Überhaupt hätten Selfie & Co. dazu geführt, dass immer mehr junge Leute von exotischen Traumressorts träumen. Familien würden sich meist mit dem Nötigsten begnügen: Zimmer, Pool, Strand und Sonne. „Die Leute wollen einfach weg“, sagt Yilmaz während schon wieder das Telefon klingelt.

Branchenexperten gehen davon aus, dass das Preisniveau aufgrund der andauernden Inflation im Verlauf des Sommers nicht sinken wird. Für Urlauber mit konkreten Vorstellungen von Reiseziel, Reisezeitrum und der Hotelkategorie dürften mit Frühbucherrabatt daher günstiger als mit Last-Minute-Angeboten in die schönste Zeit des Jahres davonfliegen, glaubt Tui-Sprecher Aage Dünhaupt. „Traditionell ist der Januar ein sehr beliebter Monat, um den Urlaub für das Frühjahr und den Sommer zu buchen.“ Teilweise seien jetzt noch satte Preisnachlässe in Höhe von 40 Prozent möglich.

„Wir erwarten, dass wir im Januar erstmals seit Beginn der Pandemie wieder die höchsten Buchungseingänge des Jahres haben werden“, sagt Dünhaupt und erklärt, dass Tui in diesem Jahr ab Nürnberg besonders auf Griechenland setzt. Um den Kunden beim Sparen zu helfen, setze Tui auf Rundum-sorglos-Pakete. Mit All-inclusive-Angeboten soll ein Urlaub ohne böse Zusatzkostenüberraschungen garantiert werden.

Das Problem mit den steigenden Preisen kennt auch Angela Winter vom Reiseveranstalter FTI. „In diesem Jahr gibt es wie 2022 die Herausforderung, dass durch Inflation und steigende Energiekosten mit einem Anziehen der Hotelpreise zu rechnen ist“, sagt sie und empfiehlt, frühzeitig zu buchen, um die „noch guten Preise“ mitzunehmen. Zwar habe der Reiseveranstalter für den Sommer noch Kapazitäten. Aber zuletzt hätten die Buchungen merklich angezogen. „Je weniger Kapazitäten verfügbar sind, desto teurer wird es“, warnt Winter während bei Yigit Yilmaz die nächste Anfrage eintrudelt.

HK