Flotter Flitzer bringt Sozialleben in Fahrt
Regens Wagner Zell wünscht sich über die „Vorweihnacht der guten Herzen“ große Kettcars

04.12.2023 | Stand 05.12.2023, 10:07 Uhr

Fröhliche Fahrt durch den Zeller Begegnungspark: Ein paar Kettcars mehr, insbesondere mit Soziussitz, würden dringend gebraucht. Denn die Fahrzeuge haben sich im weiten Feld der Inklusion als niederschwelliges Angebot bestens bewährt. Foto: Regens Wagner Zell

Mit der Spendenaktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ helfen der DONAUKURIER und seine Heimatzeitungen auch heuer wieder vielen Menschen in der Region. Auch in diesem Jahr ist die Regens-Wagner-Einrichtung in Zell unter den Geförderten. Dort geht es diesmal um Erwachsenen-Kettcars für den beliebten Begegnungspark.

Manche Dinge sind einfach zu erklären, manchmal braucht es kaum mehr als ein Foto: Da sind ein paar Kindsköpfe (fürs Foto vor allem Betreuer), die riesigen Spaß daran haben, mit Kettcars im Erwachsenen-Format im Karacho über gewundene Pflasterwege zu pesen. Eines der Fahrzeuge hat einen Beifahrersitz für einen Sozius, ausgestattet mit einem solidem Festhalte-Bügel. Und schon geht‘s rund. Genau das wünscht sich Regens Wagner Zell in diesem Jahr von der „Vorweihnacht der Guten Herzen“ des DONAUKURIER. Kettcars mit Soziussitz für Behinderte und Nichtbehinderte. Und auf der Wunschliste stehen noch ein paar Dinge mehr.

Im Begegnungspark ist immer was los

Einrichtungsleiterin Heike Klier kommt ins Schwärmen, wenn sie erzählt, was im großen Begegnungspark von Regens Wagner, der 2015 eröffnet wurde, bei schönem Wetter alles los ist. Die Kettcars – es gibt bloß ein einziges mit Soziussitz – sind andauernd im Einsatz. Groß und Klein kurven durch das Wegenetz des Parks und haben da ihren ganz eigenen „Straßenverkehr“, gefahrlos natürlich. Wie im ganz normalen Leben gibt es rücksichtvolle Fahrer und forsche „Verkehrsrowdys“, mal fahren Kinder und Jugendliche, ab und an mal ein Betreuer und die einzige Karre mit dem Seitenwagen ist als „Taxi“ permanent im Einsatz – für alle jene, die gerne mit auf Achse sind, aber selbst aufgrund ihrer Behinderung oder mangelnder Kräfte nicht in die Pedale treten können. Die können dann trotzdem ganz selbstverständlich teilhaben am fröhlichen Treiben. Taxifahrer und „Kunde“: „Das ist manchmal ein richtiges Rollenspiel und sehr kreativ“, sagt Heike Klier.

Mehr zur Vorweihnacht der guten Herzen lesen Sie auf unserer Sonderseite

Ein paar mehr von den – nicht ganz billigen – Fahrzeugen wären da hilfreich. Wie so oft gibt es für solche Dinge keine Zuschüsse. Auch wenn sie noch so sinnvoll scheinen, gelten sie nicht als „therapeutisches Material“, bedauert Klier, sondern als vermeintlicher Luxus, „der aber im Sozialverhalten oft mehr Wirkung zeigt als manche pädagogische Arbeit“. Es geht da um ein niederschwelliges miteinander Umgehen, um gegenseitige Hilfe.

Oft schaffen einfache Dinge Kontakt auf Augenhöhe

Darauf ist der gesamte Begegnungspark angelegt, der einstmals ein „normaler“, sehr schöner Spielplatz war, bis er mit Leader-Mitteln zur heutigen Form umgewandelt wurde. Mit Wegen, Naturkneippbecken und einem Mini-Tierpark mit Alpakas, Esel, Enten, Hühnern, Hasen, Pferden und Schildkröten. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, von Regens Wagner ebenso wie alle anderen Einwohner von Zell sind im Park unterwegs, dazu kommen gerne auch Besuchergruppen von außerhalb, die bei Ausflügen oder Wandertagen in Zell einen kleinen Stopp einlegen. Für die Kinder und Jugendlichen soll nun auch noch ein Basketball-Korb und ein mobiles Fußballtor angeschafft werden, um den Park gerade für ältere Jugendliche noch attraktiver zu machen. Es sind oft auch überschaubare Dinge, mit denen sich die unkomplizierte Begegnung auf Augenhöhe als Beitrag zur Inklusion verwirklichen lässt.

Wie groß die Nachfrage ist, lässt sich allein schon an den Zahlen aus Zell bemessen: Die Einrichtung hat derzeit knapp 400 Wohnplätze, dazu kommen 150 externe Besucher. Sie alle haben gemeinsam, dass sie eine Hörbehinderung haben, dazu aber allesamt noch diverse zusätzliche Einschränkungen. Betreut werden sie von über 800 Mitarbeitern. Es gibt Außengruppen in Hilpoltstein, Heideck und Nürnberg, damit ist Regens Wagner einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Roth. In Roth selbst wird seit September an einer zusätzlichen Wohn- und Fördereinrichtung gebaut – mit 24 Wohnplätzen und 30 Plätzen in der Förderstätte, die den behinderten Menschen eine Tagesstruktur schaffen soll.

Ausnahmsweise nur für die eigenen Bewohner

Zurück zu den Kettcars, diesen vermeintlich simplen Spaßmobilen. Die werden im Zeller Begegnungspark ausnahmsweise nur für die Einrichtungs-Bewohner angeboten, nicht für jedermann: „Dafür sind sie einfach zu teuer“, sagt Klier. „Ein, zwei Stück von denen sind an schönen Tagen schon jetzt immer außer Gefecht und kurz mal in Reparatur.“ Wie halt alle geliebten Dinge, „die viel genutzt werden“.

HK