Straßenambulanz Ingolstadt
Offenbauer Casa Chiara feiert mit Freunden

Seit zehn Jahren macht Straßenambulanz therapeutische Angebote für Menschen in schwierigen Lebenslagen

01.08.2023 | Stand 13.09.2023, 1:51 Uhr

Viele Freunde, Unterstützer und Neugierige waren beim Tag der offenen Tür zum 10-jährigen Bestehen gekommen. Fotos: Tschapka

Schon seit zehn Jahren besteht die therapeutische Wohngemeinschaft für Menschen in schwierigen Lebenslagen „Casa Chiara“ in Offenbau im ehemaligen Pfarrhaus und gehört inzwischen schon fest zur Ortsgemeinschaft. Der Träger, die Straßenambulanz Ingolstadt, hat anlässlich dieses runden Geburtstags am Sonntag zu einem großen Fest eingeladen. Neben Informationen über die Arbeit der Straßenambulanz und Führungen durch die Einrichtung sorgten Reiner Hertel und Benjamin Hausner als „Die Hip'rer Hundsgrübbl“ sowie das „Stelzenduo“, zwei als Clowns verkleidete Damen, für Spaß und Unterhaltung.

Im September 2013 wurde die Einrichtung, die im ehemaligen evangelischen Pfarrhaus in Offenbau mitten in der Ortsmitte untergebracht ist, eingeweiht. Wöchentlich verbringen hier die Betreuer Bruder Martin Berni oder sein Stellvertreter Oliver Markgraf mit fünf- bis siebenköpfigen Gruppen aus Ingolstadt einige entspannte Tage. Gelegentlich wird auch übernachtet. Das alte Pfarrhaus bietet Platz für sieben Personen, aufgeteilt in drei Einzel- und zwei Doppelzimmer sowie Küche, Ess - und Wohnzimmer, Bad und einem Freizeitraum mit Kicker.

Sinnvolle Tagesstruktur mit festen Abläufen erlernen

Die Zielgruppe für das therapeutische Angebot setzt sich aus ganz unterschiedlichen Besuchern der Straßenambulanz zusammen. Egal ob obdach- oder wohnungslos, suchtkrank oder mit psychischen Problemen konfrontiert, in Offenbau sollen diese Menschen eine Tagesstruktur in Form von festen Abläufen und sinnvoller Freizeitgestaltung erfahren und erlernen.

Dazu gehören zum Beispiel geregelte Essenszeiten, Instandhaltung von Haushalt und Garten und Einkaufstraining, um einen vernünftigen Umgang mit Geld zu lernen, erlebnispädagogische Angebote und tiergestützte Therapie, sowie Koch- und Backkurse, Kreativangebote oder Ausflüge wie eine Eselwanderung. 

Zur Einrichtung gehören auch ein großer Garten, ein Gewächshaus, und als tierische Bewohner Bienen und zwei Ziegen.
„In den letzten Jahren konnten wir uns sogar vergrößern, weil Nachbarn uns ihren angrenzenden Grund, den sie nicht mehr benötigten, angeboten haben“, so Oliver Markgraf. Ein klares Zeichen dafür, wie akzeptiert die Einrichtung in der Dorfgemeinschaft inzwischen ist. „Ohne die positive Resonanz von den Anwohnern in Offenbau würde das Ganze hier auch nicht funktionieren“, ist sich Markgraf sicher. Schon bei der Vorstellung des Projekts im Gemeindehaus vor zehn Jahren stieß man auf viel Zuspruch. „Bei der damaligen Abstimmung haben sich neun von zehn Stimmen für uns ausgesprochen“, erinnert er sich.

Vieles hat sich seit Einzug vor zehn Jahren getan

Viel hat sich seitdem getan. Das Pfarrhaus stand beim Einzug bereits vier Jahre komplett leer, der Garten war verwildert und ungenutzt, „und bis auf das Gewächshaus gab es hier praktisch nichts zu sehen“, so Markgraf. Das Gelände hat sich inzwischen in einen überaus idyllischen Ort mitten im Grünen verwandelt. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Firmen, aber auch mit der tatkräftigen Unterstützung der Menschen, für die die Einrichtung gedacht ist, hat man unter anderem das Haus renoviert, Zäune gebaut, Koppeln für die Tiere angelegt, Hecken gestutzt und vieles mehr.

Von dieser Erfolgsgeschichte konnten sich am Sonntag unzählige Besucherinnen und Besucher überzeugen: Teammitglieder, Freunde und Sympathisanten der Ambulanz, ehemalige Praktikanten und viele Nachbarn aus dem Dorf und aus der näheren Umgebung nahmen an den Rundgängen teil, nutzen die Gelegenheit für einen Austausch in idyllischer Umgebung, und auch das leibliche Wohl kam nicht zu kurz. Neben einer „Gulaschkanone“ gab es jede Menge Kaffee und Kuchen, gespendet von Ehrenamtlichen und Bäckereien, die die Straßenambulanz schon seit Jahren unterstützen.

HK