Countdown für „Festival des Glaubens“
Nürnberg fiebert dem Kirchentag entgegen

Vom 7. bis 11. Juni werden 100 000 Besucher erwartet – Das Tagblatt beantwortet die wichtigsten Fragen

30.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:14 Uhr

Den Slogan für den Kirchentag präsentieren Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König. Vom 7. bis 11. Juni werden rund 100000 gläubige Pilger in Nürnberg erwartet. Foto: Nikolas Pelke

Der Countdown zum Kirchentag in Nürnberg läuft: Ab dem 7. Juni werden rund 100000 gläubige Pilger in der Frankenmetropole erwartet. Noch herrscht die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm: Hinter den Kulissen haben aber nicht nur die Veranstalter alle Hände voll zu tun. Auch im Rathaus dürfte die Anspannung kurz vor dem Beginn der fünftägigen Mammutshow mit dem biblischen Motto „Jetzt ist die Zeit“ allmählich steigen.

Immerhin bereitet sich Nürnberg auf den Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) vom 7. bis zum 11. Juni vor. Der letzte Kirchentag hat 1979 in der Dürer-Stadt stattgefunden.

Während die Teilnehmer noch fehlen, hängen bereits die ersten Plakate an den Kirchen der Stadt. Kürzlich ist das Sicherheitskonzept vorgestellt worden. „Wir sind bestens für eine sichere Veranstaltung vorbereitet“, sagte Janine Rolfsmeyer, die im Vorstand des Kirchentages für die Organisation zuständig ist, und bedankte sich für die „ausgezeichnete Zusammenarbeit“ mit den Sicherheits- und Verkehrsbehörden.

Die Menschen in Nürnberg könnten sich auf die „Herzlichkeit und Dankbarkeit“ der rund 100000 Kirchentagsgäste freuen, sagte Rolfsmeyer weiter. Auch Thomas Wehr, der sich im Rathaus bei der Stadt Nürnberg als Projektleiter um den Kirchentag kümmert, ist auf der Zielgeraden kurz vor dem Startschuss am 7. Juni voller Vorfreude.

Eintrittskarten: Vorverkauf läuft schon seit 2022

Der Vorverkauf für die Großveranstaltung hat bereits bereits im vergangenen Jahr begonnen. Interessierte können sich zwischen Tickets für einzelne Veranstaltungstage oder 16-Uhr-Tickets für Nachmittags- und Abendveranstaltungen entscheiden. Das Fünf-Tage-Ticket kostet beispielsweise 119 Euro. Familien bezahlen für alle fünf Kirchentage 179 Euro. Das Tagesticket kostet 39 Euro. Die ermäßigte Tageskarte kostet 29 Euro. Alle Tickets enthalten Fahrausweise für den regionalen Nahverkehr.

Finanzierung: Förderungen von Stadt, Land und Kirche

Öffentliche Fördergelder von Stadt, Land und Bund bilden das Rückgrat der Finanzierung. Allein der Freistaat Bayern unterstützt den Kirchentag mit rund 5,5 Millionen Euro. Auch die Stadt Nürnberg greift mit rund drei Millionen Euro tief in die Tasche der klammen Kommune. Hinzu kommen Finanzmittel der einladenden Landeskirche selbst. Die übrigen Kosten werden beispielsweise über Ticketverkäufe und Werbeeinnahmen erwirtschaftet. Der Kirchentag wird durch einen gemeinnützigen Verein organisiert, der keine Gewinne erwirtschaftet.

Souvenirs gibt es im „KirchentagsShop“ zu kaufen

Geld bringen soll auch der Verkauf von Souvenirs. Dafür haben die Protestanten einen eigenen „KirchentagsShop“ auf die Beine gestellt. Als Kassenschlager dürfte sich der traditionelle Kirchentagsschal mit dem Logo „Jetzt ist die Zeit“ bei den Teilnehmern entpuppen. Der mineralblaue Schal kostet fünf Euro und besteht zu 100 Prozent aus fair gefertigter und fair gehandelter Bio-Baumwolle. Das farblich passende T-Shirt schlägt mit 20 Euro zu Buche. Das Liederheft kostet vier Euro.

Losung: „Jetzt ist die Zeit“ ist das Motto für 2023

Die Losung ist der Leitgedanke des Kirchentages, der heuer unter dem Bibelzitat aus dem Markusevangelium mit dem Titel „Es ist höchste Zeit“ steht. Nachdem Johannes gefangen genommen worden war, ging Jesus nach Galiläa und verkündete dort die frohe Botschaft Gottes. Er sprach: „Jetzt ist die Zeit: Gottes gerechte Welt ist nahe. Kehrt um und vertraut der frohen Botschaft.“

Programm: Mehr als 2000 Veranstaltungen sind geplant

Noch vor dem Eröffnungsgottesdienst am 7. Juni ist eine Gedenkveranstaltung bei der Straße der Menschenrechte zum Auftakt des Kirchentags in der Frankenmetropole geplant. Mit den Reichsparteitagen stehe die Frankenmetropole schließlich für „bis ins letzte schreckliche Detail durchgeplante Grausamkeit“. Danach soll ein buntes Straßenfest in der gesamten Altstadt für Gläubige und Bevölkerung stattfinden, das von Gemeinden und Gruppen aus ganz Bayern gestaltet wird.

Danach ist ein wahrer Marathon aus Bibelarbeit, Gottesdiensten und Podien über religiöse, politische, kirchliche und gesellschaftliche Themen geplant. Zum Abschluss wird als krönender Höhepunkt am 10.Juni der Auftritt von Bundeskanzler Olaf Scholz in der Nürnberger Messehalle zum Thema „In bewegten Zeiten gemeinsam gestalten“ erwartet.

Der Schlussgottesdienst steht unter dem biblischen Motto „Alles hat seine Zeit“. Insgesamt sind etwa 2000 Veranstaltungen mit Diskussionen, Konzerten und Vorträgen geplant.

Unterkunft: Es werden noch Unterkünfte gebraucht

Bis zuletzt werden noch private Unterkünfte für die zahlreichen Teilnehmer gesucht. Im Internet können Nürnberger unter der Adresse www.unterkunft-kirchentag.de private Übernachtungsplätze anbieten. „Wir freuen uns sehr auf den Kirchentag und die vielen feiernden Menschen, die dazu nach Nürnberg kommen“, sagte der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (CSU) kürzlich.

Daher ruft er alle Nürnberger dazu auf, ihr Gästezimmer, ein leerstehendes Kinderzimmer, einen Platz auf der Couch oder eine sonstige Übernachtungsmöglichkeit kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Er sei sich sicher, dass dabei interessante Begegnungen, vielleicht sogar Freundschaften über den Kirchentag hinaus entstünden.

Verkehr: Die Taktung beim ÖPNV wird deutlich erhöht

Besonders an den An- und Abreisetagen am Mittwoch, 7.Juni, sowie am Sonntag, 11.Juni, ist in und um die Altstadt mit einem erhöhten Personen- und Verkehrsaufkommen zu rechnen. Um den ökologischen Fußabdruck der Massenveranstaltung so gering wie möglich zu halten, sollen die Teilnehmer mit der Bahn nach Nürnberg kommen, wie es aus der Stadtverwaltung heißt. Im Stadtgebiet können die Teilnehmer des Kirchentages kostenlos Busse und Bahnen nutzen. Die Taktung der U-Bahn-Linien wird zu den Stoßzeiten der Veranstaltungstage erhöht.

Die städtischen Verkehrsbetriebe sprechen von einem „wahren Kraftakt“. Die U-Bahn U1 soll zwischen Innenstadt und Messe beispielsweise im Dreieindrittel-Minuten-Takt in Nürnberg fahren. Anwohner müssen während des „Festivals des Glaubens“ mit Einschränkungen und Behinderungen rechnen. „Für die unvermeidlichen zeitweisen Beeinträchtigungen bitten wir um Nachsicht“, heißt es weiter. Man bemühe sich, die Belastung der Anlieger durch Lärm, Sperrungen und andere unabdingbare Maßnahmen so gering wie möglich zu halten. Vielmehr rufen die Veranstalter im Vorfeld der Veranstaltung Anlieger dazu auf, mitzufeiern und so den Kirchentag auf diese Weise zu unterstützen.

HK