Technik, Energie und Milch-Gespräche
Milchpreis im Fokus des BDM-Sommertreffens

Milchviehhalter besichtigen in Mannholz neuen Laufstall

05.09.2023 | Stand 12.09.2023, 22:12 Uhr

200 Gäste für 70 Bewohnerinnen mit Nachzucht: Das Sommertreffen des BDM war mit der Praxis, der Theorie und guten Gesprächen ein Erfolg.

Hilpoltstein/Mannholz – Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, war die Intention des Sommertreffens des Bundesverband Deutscher Milchviehhalter e.V. (BDM) Roth und Umgebung. Fast 200 Besucher besichtigten den Hof der Familie Schiele in Mannholz, um im Anschluss in fröhlicher Runde zu Fachgesprächen zusammenzusitzen.

Der stellvertretende Kreisvorsitzenden Johannes Pfaller hatte den Familienbetrieb Schiele ausgewählt, der derzeit von drei Generationen aktiv geführt wird. Neben dem Betriebsleiter Thomas Schiele arbeiten sowohl sein 30-jähriger Sohn mit Familie und der 75-jährige Vater aktiv im Betrieb mit. Zum Betrieb gehören ein Milchviehlaufstall, eine PV- Anlage, eine Biogasanlage und ein Lohnunternehmen. Gerade im Technikbereich waren in der vergangenen Zeit einige Neuerungen durchgeführt worden. Die letzte Anschaffung war eine neu eingebaute Schlauchbelüftung für ein hervorragendes Stallklima, zudem verfügt der Stall über einen Melkroboter und einen Futterschieber. Das Dach des Stallgebäudes war vor kurzem komplett mit PV-Modulen bestückt worden und umfasst nun eine PV-Anlage mit insgesamt 500 KW. Bei der anschließenden Besichtigung der Biogasanlage, welche mit einem 190 KW-Aggregat ausgestattet ist, setzte die Familie Schiele auf eine besondere Konzeption. So wurde der gesamte Technikraum zusätzlich unterkellert. Zudem bietet die Familie Schiele in ihrem Lohnunternehmen seit vielen Jahren Ernte- und Häckselarbeiten für Landwirte an.

Milchpreisentwicklung bereitet Sorgen

Während des anschließenden Essens berichteten BDM-Vorstandsmitglied Johannes Pfaller und Landesvorsitzender Manfred Gilch über die aktuelle Marktsituation und den derzeitigen Verbandsaktivitäten. So zeigte Gilch in seinem Vortrag auf, wie sensibel der Milchmarkt auf geringe Mengenveränderungen derzeit reagiere. Als Beispiel diente die Milchpreisentwicklung der vergangenen Monate. Seit Jahresbeginn habe die größte deutsche Molkerei DMK ihren Milchpreis von 60 auf aktuell 34 Cent je Liter abgesenkt, um dem Verhältnis von Angebot und Nachfrage am EU-Milchmarkt gerecht zu werden. So seien die steigenden Milchpreise in 2022 von zum Teil über 60 Cent am Jahresende vor allem durch ein rückläufiges EU-Milchaufkommen in 2022 um rund zwei Prozent bei gleichzeitig stabiler Nachfrage entstanden. Seither steige das EU-Milchangebot und die derzeitige Mehrmenge von knapp ein Prozent führe nun, bei einer rückläufigen Nachfrage, bereits zu einem Preiseinbruch von mehr als 20 Cent je Liter Milch. „Diese Entwicklung, wäre bei einem marktorientiertem Handeln vermeidbar gewesen“, kritisierte Gilch die derzeitige Milchpolitik. „Hierin sieht sich der BDM einmal mehr in seiner Verbandsarbeit bestätigt“, so der Kreisvorsitzende, „dass es für eine bessere Wertschöpfung, mehr Markteinfluss der Milchbauern auf die Vermarktung und das gesamte Marktmanagement der Rohmilch braucht“.

Gespräche mit Cem Özdemir geplant

Zu den Verbandsaktivitäten berichtete Gilch von verschiedenen Fachgesprächen zur Milchpolitik, bei denen sich immer mehr zeige, dass das Bundeslandwirtschaftsministerium offen für Vorschläge sei, wie die Marktstellung der Milcherzeuger verbessert werden könne. So werde man sich demnächst bei einem Milchkongress in Berlin mit allen Marktakteuren zusammensetzen und Lösungsansätze diskutieren. Auch mit Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der sich zur Milchpolitik bisher kaum positioniert habe, sei ein intensiver Austausch zugesagt, so Kreisvorsitzender Gilch abschließend.

Johannes Pfaller kritisierte die derzeitige Entwicklung einer starken Zunahme von Sonderprogrammen der Molkereien, die sich in einem gegenseitigen Wettlauf um die schärfsten Produktionsauflagen regelrecht überbieten. „Für die betroffenen Bauern bedeutet das eine verstärkte Abhängigkeit mit zusätzlichen Kostenaufwendungen, da durch die geringen Bonuszuschläge die Aufwendungen nur kaum ausgeglichen werden“, so Pfaller. Die Thalmässinger Molkerei Goldmilch bleibe durch eine umsichtige Geschäftsführung im Sinne der Bauern hier noch eine Ausnahme. „Dies zeigt aber einmal mehr die Notwendigkeit zur Umsetzung der Kernforderung des BDM, nämlich eine stärkere Marktstellung der Erzeuger gegenüber den Abnehmern“.

HK