Wälder der Zukunft
„Klimabahnhof“ in Spalt eröffnet

Nahe des Schnittlinger Lochs kann man auf eine Pflanzenzeitreise bis in das Jahr 2100 gehen

10.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:26 Uhr

Ein Bild von den Pflanzungen macht sich Dieter Selz mit Karl Engelhardt (links) und Elena Falk (rechts) . Foto: Eggmann/AELF

Hilpoltstein/Spalt – Den ersten „Klimabahnhof“ hat das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Roth-Weißenburg nahe des Schnittlinger Lochs bei Spalt eröffnet. Der Zug, der als Sinnbild für den Klimawandel dort erwartet wird, bringt neben veränderten Klimabedingungen auch neue Baumarten mit. Im Frühjahr 2022 wurden hier auf einem halben Hektar insgesamt 1900 junge Bäume gepflanzt und die Baumarten dafür wurden aus Gegenden mit dem Klima von morgen ausgewählt.

Am Ort wurden drei Haltestellen des „Klimazugs“ mit verschiedenen Baumarten angelegt. Die Hintergründe des Projektes der analogen Verwendung von Baumarten aus Regionen, in welchen bereits heute das in Spalt künftig zu erwartende Klima herrscht, erläuterten Revierleiter Karl Engelhardt und Abteilungsleiterin Elena Falk bei Sonnenschein und hohen Temperaturen. „Aufgrund der klimatischen Veränderungen wird unser Wald von morgen anders aussehen, als wir es bisher gewohnt sind. Kiefer und Fichte kommen zunehmend unter Stress, sodass wir beim Waldumbau auf klimatolerante Baumarten setzen.“ Um die Baumarten zu finden, die sich künftig im heimischen Wald wohlfühlen, arbeite man mit sogenannten „Klimaanalogien“. Man identifiziert Regionen in Deutschland und Europa, in welchen heute bereits das Klima vorkommt, welches in 20, 60 und 80 Jahren in Spalt erwartet wird. „Die Baumarten der dort vorhandenen Wälder werden dann in Form eines Klimabahnhofs gepflanzt“, erläutert Elena Falk.

Für den „Klimabahnhof“ in Spalt gilt: Ausgehend vom Klima im Jahr 2000, findet der Reisende das im Jahr 2040 in Spalt erwartete Klima bei Heilbronn. So viel hat sich am Wald also noch nicht geändert. Im Jahr 2060 herrscht jedoch in Spalt voraussichtlich das heutige Klima des Rheingrabens – und damit bereits 2,5 Grad Celsius höherer Sommertemperatur als noch im Jahr 2000. Im Rheingraben finden sich überwiegend Laubgehölze in den Wäldern. Das AELF hat dies übernommen und im Spalter Klimabahnhof das Wildobst und die Walnuss mit der Hainbuche vergesellschaftet und in der Anbauformation „Nelderrad“ gepflanzt. Auch die Rotbuche hat hier ihren Platz gefunden.

Mit zunehmender Temperatur erreicht der Klimazug weiter entfernte Gebiete. 2080 befinden man sich klimatisch bereits nördlich des Rhonetals im südlichen Frankreich. Nadelhölzer spielen hier nur noch eine ganz untergeordnete Rolle im Waldbild. So auch an der nächsten Haltestation in Spalt: hier bilden die seit jeher heimischen Baumarten Trauben- und Stieleiche, die Hainbuche und die Elsbeere den künftigen Waldbestand.

Die vorläufige Endstation mit dem für das Jahr 2100 vorhergesagten Spalter Klima liegt tief im Rhonetal Frankreichs. Hier herrschen ebenfalls die Eichenarten vor. Die wärmetolerante Esskastanie und die Vogelkirsche kommen noch hinzu. Beide sind deswegen auch im Frühjahr in Spalt gepflanzt worden. Der „Klimazug“ unternimmt so etwa 1000 Kilometer Reise – und kann nun bei einem deutlich kürzeren Spaziergang verfolgt werden.

„Die Stadt Spalt hat auf ihren Waldflächen den ersten ,Klimabahnhof‘ im Landkreis angepflanzt und nimmt somit eine Vorreiterrolle bei der Suche nach geeigneten Baumarten für den Waldumbau ein“, freut sich Karl Engelhardt. Spalts stellvertretender Bürgermeister Dieter Selz zeigte sich begeistert von den laufenden Projekten zum Waldumbau: „Die Stadt Spalt ist sich der Bedeutung der umliegenden Wälder bewusst. Wir unterstützen daher mit dem ganzen Stadtrat per Beschluss Initiativen zur Begründung klimatoleranter Wälder im Stadt- und Privatwald. Neben dem neuen Klimabahnhof ist das Waldumbauprojekt Bärenburg mit seinen aktiven Waldbesitzern beispielhaft.“

HK