Das Comeback der Kaminstube
Kemal Cogun belebt legendäre Rother Kneipe nach langem Leerstand wieder

07.03.2024 | Stand 07.03.2024, 20:06 Uhr
Marco Frömter

Rüstiger Beinahe-Rentner hinterm Tresen: Kemal Cogun hat sich einen Traum erfüllt. Foto: Frömter

Rustikal und richtig urig geht es seit einiger Zeit wieder in der Rother Kaminstube zu. Kein Wunder, blickt doch die Kneipe in der Nürnberger Straße auf eine jahrzehntelange Geschichte zurück – doch in den letzten Jahren blieben die Barhocker rund um den Tresen unbesetzt und der für die Kaminstube typische Holzofen kalt. Doch jetzt erlebt die legendäre Kneipe ein Comeback: dank Kemal Cogun hinterm Tresen.



Gute sechs Jahre, so schätzt Cogun, wurde in der Kaminstube kein Tropfen Bier mehr ausgeschenkt. „Eine solche Kneipe fehlte Roth einfach.“ Cogun, ein rüstiger Türke, der in Kürze in den Ruhestand gehen und seinem bisherigen Berufsleben Ade sagt, wollte dann aber keinesfalls die Beine hochlegen. „Meine Frau konnte es gar nicht verstehen, dass ich gerade eine Kneipe aufmachen wollte.“ Er solle sich lieber auf seine Freizeit konzentrieren und von der ständigen Schichtarbeit in seinem Beruf erholen, riet sie ihm.



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Das Lokal stand über sechs Jahre leer

Aber Cogun ließ sich nicht beirren. Durch einen guten Bekannten kam schließlich die Idee auf, der Kaminstube neues Leben einzuhauchen und er schmiedete Pläne, etwa für die Umwandlung in ein türkisches Café. Aber davon rückte Cogun schnell wieder ab: „Als ich die Räumlichkeiten zum ersten Mal betrat, war mir klar: Das alles muss seinen deutschen Charakter behalten.“

Glücklicherweise war die Gaststube nahezu komplett renoviert, denn: „Aus der Kaminstube sollte vor einiger Zeit eine Pizzeria gemacht werden. Aus den Plänen ist aber nichts geworden.“ Investieren musste der angehende Rentner dennoch. Immerhin war sämtliches Mobiliar ausgeräumt worden. Auch ein neuer Kühlschrank, Fernseher und allerhand Dekoration habe er neu beschaffen müssen. „Wir haben sehr viel dafür getan, dass die Kaminstube wieder gemütlich wird.“ Herzstück der Kneipe war und bleibt natürlich der Holzofen mitten im Lokal, den Cogun bereits nachmittags liebevoll anschürt. „Die Wärme sorgt für ein besonders tolles Gefühl bei meinen Gästen.“ Wenn der Schornstein auf dem Gebäude des ehemaligen Restaurants „Schwarzer Adler“ also wieder ordentlich raucht, wüssten die die Leute: „Der Kemal steht jetzt hinter dem Tresen.“ Apropos Restaurant: „Essen gibt es bei mir nicht, das gibt die Küche nicht her.“

Rückkehr der Stammgäste und gelegentlich Live-Musik

Bis jetzt ist Cogun recht zufrieden: „Der Anfang war schwer, bis es sich herumgesprochen hat, dass die Kaminstube wieder einen Pächter hat. Aber alles hat sich gut entwickelt.“ Besonders froh ist er, dass auch ehemalige Stammgäste wieder ihren Weg zu ihm gefunden haben. „Mein Publikum ist völlig gemischt. Es kommen Leute zwischen 20 und 70 Jahren.“ Mit Live-Musik habe er darüber hinaus gute Erfahrungen in der Kaminstube gemacht: „Es besteht sicherlich noch Luft nach oben, aber das Konzept einer typisch deutschen Kneipe möchte ich unbedingt beibehalten.“

HK