Percussion-Festival eröffnet
Geballte Schlagwerkkompetenz in Roth

15.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:06 Uhr
Ute Matern

Das Arsenal an Instrumenten aus der Percussion-Familie beim Rother Festival kann sich sehen lassen. Foto: Matern

Gleich zu Beginn hat Walter Greschl, Stadtkapellmeister in Roth, beim Dozentenkonzert zur Eröffnung des Rother Percussionfestivals die entscheidende Frage gestellt: Heißt es jetzt eigentlich „Schlägel“ oder „Schläger“? „Sticks“ kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen von einem bestens informierten Jungen aus dem Publikum. Damit hatte er die Lacher auf seiner Seite.

Es heißt aber nicht nur „Schlägel“, sondern es sind unzählige Varianten zu finden an Mallets, Stöcken, Beatern und Besen, für jeden speziellen Klang das richtige Handwerkszeug. Auch das Arsenal an Instrumenten aus der Percussion-Familie konnte sich sehen lassen. Nicht nur ein großes Marimba- und ein Vibraphon thronten auf der Bühne, vom kompletten Drumset über diverse Trommeln, Congas, Bongos, Cajon, einem großen Gong, Becken, Triangel, ja sogar Porzellanschalen standen zur Verfügung.

Porzellanschalen-Spiel hinter schwarzem Vorhang

Die Vielfalt und die klangliche Variabilität der gebotenen Musikstücke war enorm. Werner Treiber sorgte hochkonzentriert für rhythmisch perfekte, trockene und harte Drumset-Beats und wechselte dabei so schnell die Schlägel, dass man mit dem Hinsehen kaum nachkam. Can Ünlüsoy verschwand während seines melodischen, ja melancholischen Porzellanschalen-Spiels hinter einem schwarzen Vorhang, so dass man nur die Sticks und Finger sowie die Schüsseln sah – ein puppenbühnenhafter Auftritt, der so noch zauberhafter wirkte.

Am Vibraphon Melodien aus Ecuador

Fidel Zaldumbide, der das Percussionfestival auch mit organisiert und an der Orchesterschule in Roth Dozent ist, glänzte am Vibraphon mit eigenen Solostücken, in denen er lyrische Melodien seiner ecuadorianischen Heimat eingeflochten hatte und die sphärischen Klänge des Sternenhimmels darstellte. Als gemeinsam mit Felix Bratfisch in Corona-Zeiten gegründetes Duo Crispy Chicken warfen sich die beiden Musiker an Marimbaphon und Vibraphon elegant-virtuose Klangbälle zu, direkt aus dem Improvisieren entstanden und mit umwerfender Spielfreude dargeboten. Gemeinsam gespielte Stücke unter anderem von Ney Rosauro und Eckhard Kopetzki boten die ganze musikalische Bandbreite von tanzbaren Rhythmen und Melodien mit Südsee-Charme über witzige, persiflierende, melancholische Stücke bis zur überzeugenden Darbietung geballter Stick- und Trommelpower.

Als musikalisches „Schwergewicht“ plauderte der Musikpädagoge, Komponist und bekannte Schlagzeuger Eckhard Kopetzki noch ein wenig aus dem Nähkästchen, ehe er am Vibraphon seine Eigenkomposition „Festival Song“ mit einem wunderbar melancholischen Abgang bravourös spielte. Zum Abschluss gab es konzentrierte Gemeinschafts-Präzision in einem rhythmisch-pädagogischen Stück unter den strengen Ohren seines Schöpfers Kopetzki, ehe sich das spärliche, aber begeisterte Publikum eine Zugabe erklatschte. Bleibt zu hoffen, dass bei so engagierten Lehrern die Workshops und Konzerte des Percussion-Festivals zahlreich besucht werden.

HK