Landratswahl Roth 2023
FW-Kandidat Helmut Bauz gibt sich in Hilpoltstein offen und pragmatisch

Mit Sachverstand über Parteigrenzen hinweg – Bereit, auch in große Fußstapfen zu treten

18.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:26 Uhr

„Klar, ich bin bei den Freien Wählern, aber der Sachverstand geht über die Partei“, sagt Helmut Bauz. Foto: Messingschlager

„Einen schönen, harmonischen Abend“ hat Hilpoltsteins FW-Ortsvorsitzende Steffi Schmauser den rund 30 Zuhörern im Hofmeierhaus angekündigt. Das war die Wahlveranstaltung von FW-Landratskandidat Helmut Bauz durchaus, wenngleich „schön“ und „harmonisch“ nicht den Tiefgang implizieren, den die Aussagen von Bauz haben. Der gebürtige Tübinger geht Dingen auf den Grund, antwortet auf Fragen präzise und weiß auch, die Kehrseite einer Medaille zu betrachten.



Wie die der Harmonie, die kann nämlich zum Problem werden: „Zu harmonisch ist auch nicht gut“, sagt er mit Blick auf Gremien. Denn Meinungen sollten durchaus geäußert werden, die Gesellschaft solle ja abgebildet werden. „Es muss nicht immer einstimmig sein.“ Wichtig sei für ihn zuallererst, an der Sache orientiert zu arbeiten. „Klar, ich bin bei den Freien Wählern, aber der Sachverstand geht über die Partei.“

Diese Haltung kommt mehrmals am Abend zum Tragen. Zum Beispiel an der Umgehung des Büchenbacher Ortsteils Aurau, die er gemeinsam mit Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auf den Weg gebracht hat. „Ich habe ein Problem, das muss ich lösen, egal ob mit CSU, Grünen oder SPD“, sagt Bauz. Dabei schlägt er auch den Bogen zu den zurückliegenden 30 Jahren Kreistagspolitik, in denen man „über Parteigrenzen hinweg immer gut zusammengearbeitet hat“.

Auch in der täglichen Arbeit ist Bauz‘ Pragmatismus offensichtlich nicht abgeneigt. In seine Anfangszeit als Bürgermeister fiel auch das Dilemma der Büchenbacher Schule – kaum war die aufwendig saniert, hat man sie nur noch als Grundschule gebraucht.

Aus der Not entsteht eine Erfolgsgeschichte

Aus dem Umfeld des Montessori-Kindergartens entstand damals die Idee einer Schule. „Wir hatten damals nicht die Absicht, aber man muss offen sein“, sagt Bauz. Heute hat die Büchenbacher Montessori-Schule 230 Schüler und für 16 Millionen Euro ist ein Neubau geplant. Ebenso ist für ihn die Ablehnung eines Vorhabens kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. „Nicht sofort aufgeben“, man könne es ja später wieder aus der Schublade hervorholen.

Beispiele aus Büchenbach zieht Bauz gerne heran. So auch beim Öffentlichen Nahverkehr. Da habe man einen ehrenamtlichen Bürgerbus initiiert, wobei die Gemeinde Bus und Sprit zahle. „Das ist nicht viel, aber ein Anfang.“ Er wisse, dass es mit der Mobilität in den Ortsteilen schwierig sei. Aber es gebe nun mal Menschen, die nicht mit dem Auto fahren können. Was er allerdings auch nicht will, sind: „Busse, die nur heiße Luft durch die Gegend fahren.“ Kurzum ein Thema, „in das man Hirnschmalz reinstecken kann“.

Was Bauz auch am Herzen liegt, ist eine verstärkte Zusammenarbeit der Landkreiskommunen. Bei Themen wie dem digitalen Energienutzungsplan oder dem Digitalausbau „sehe ich den Sinn einer Zusammenarbeit, beispielsweise mittels Zweckverband“. Das gelte auch für den Wohnungsbau, wo er sich eine Kreisbaugesellschaft vorstellen kann. Andere hätten das bereits vorgemacht. Prämisse wäre natürlich, dass die Gemeinden das wollen und kein Zwang ausgeübt werde.

Der künftige Landrat übernimmt einen Landkreis, „der gut da steht“, sagt Bauz. Da seien viele Hausaufgaben gemacht worden, so dass man nun in der Lage sei, für 140 Millionen Euro ein hochmodernes Krankenhaus zu stemmen. Der Landkreis könne für seine Bürger große Schritte gehen.

Nicht alles der Ökonomie unterwerfen

Gut findet er, dass es im Gesundheitswesen nun wieder „weg von der totalen Ökonomisierung geht“. Man sei auch dazu da, den Menschen zu dienen. Man könne nicht alles unter wirtschaftlichen Aspekten sehen. Und Bauz spannt den Bogen weiter: „Es gibt Aufgaben: Gesundheit, Ärzte, Sozialeinrichtungen, Wasser, Abwasser, die darf man nicht gewinnorientiertem Wirtschaften unterwerfen.“ Negativbeispiel sei doch die Telekommunikation, da „sollen wir jetzt Milliarden zahlen, dass Glasfaser in die Häuser kommt“. Bei angestrebter Privatisierung „müssen wir auf der Hut sein“.

Wie man nicht zuletzt im Ahrtal gesehen hat, ist der Landrat auch der höchste Katastrophenschützer eines Landkreises und trägt somit allerhöchste Verantwortung. Ein „Schatz“ sei daher das große Netz an Hilfsorganisationen im Landkreis, sagt Bauz. Diese Ehrenamtlichkeit sei etwas, was außerhalb Europas unüblich sei. „Das muss man weiter pflegen, wertschätzen und auch darüber aufklären.“

Der aktuellen Wahl stellen sich drei Kandidaten, die bisher keinerlei Erfahrung als Landrat haben. Bauz nennt die Wahl nicht zuletzt deshalb auch einen „Vertrauensvorschuss“. Das Vertrauen müsse man sich dann in den kommenden sechs Jahren erarbeiten. „Die Glaubwürdigkeit ist die höchste Währung in der Politik.“ Ihm ist das wichtig, weshalb er auch erklärt, dass, mit Herzen Bürgermeister von Büchenbach zu sein, nicht im Widerspruch zur Kandidatur steht. Nach 20 Jahren könne man auch Neues wagen und eine noch verantwortungsvollere Aufgabe anstreben.

Eine Behörde mit 500 Mitarbeitern zu leiten, da müsse man „gucken, dass der Laden läuft“, sagt Bauz. Dazu brauche es klare Vorstellungen. In erster Linie sei man eine Genehmigungs- und keine Verhinderungsbehörde. „Aber ab und zu muss man auch etwas ablehnen.“ Unumwunden gibt er zu, dass es große Schuhe seien, in die man nach Herbert Eckstein trete. Aber er traue sich durchaus zu, in diese zu steigen.

HK