Mörsdorf
„Einst ein Akt der Selbsthilfe“: Soldaten- und Reservistenkameradschaft blickt auf mindestens 100-jährige Geschichte

16.08.2022 | Stand 16.08.2022, 16:15 Uhr

Die Ernennungsurkunden erhalten die jüngsten Ehrenmitglieder der Soldaten- und Reservistenkameradschaft Mörsdorf. Auch einige langjährige Mitglieder werden vom Vorsitzender Bruno Meixner (rechts) und seinem Stellvertreter Michael Hofbeck geehrt. Foto: Schöll

Von Anne Schöll

Mörsdorf – Die Mörsdorfer Soldaten- und Reservistenkameradschaft hat jetzt ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. „Es könnten aber auch schon 101 Jahre sein – so genau weiß man das nicht mehr, da von der Gründungsversammlung keine Unterlagen existieren“, sagte der Vorsitzende Bruno Meixner in seiner Rückschau.

„Da halten wir uns doch lieber an den Begriff ‘erstmals urkundlich erwähnt‘“, fügte der Vorsitzende hinzu. Und hier gibt es tatsächlich ein Dokument, das auf den 1. Januar 1922 datiert ist. Meixner zeigte eine „Aufnahms-Urkunde“ für „Hochwürden Herr Pfarrer Graf Johann“, der an jenem Tag als Ehrenmitglied in den Kriegerverein aufgenommen wurde. Unterschrieben haben das Dokument die damaligen Vorstandsmitglieder Gerner, Pelkofer, Schwemmer, Dorr, Rupp, Schöll und Meixner.

Die „Aufnahms-Urkunde“ ist ein Teil dieses Heftchens „Statuten des Kriegervereins Mörsdorf“, in dem es bei Paragraf 1 heißt: „Unter dem Namen ‘Kriegerverein Mörsdorf und Umgebung‘ besteht mit dem Sitz zu Mörsdorf eine freie Vereinigung von ehemaligen deutschen Soldaten, die in Ehren gedient haben und sich freiwillig nachstehenden Vorschriften unterwerfen.“

Gegründet wurde der Verein nach dem Ersten Weltkrieg deshalb, weil viele Verwundete und Verkrüppelte auf sich alleine gestellt waren. Veteranen mussten sich mitsamt ihren Angehörigen oft ohne Unterstützung durchs Leben schlagen. Die Fürsorge eines modernen Sozialstaats war damals unbekannt. „Die Gründung von Krieger- und Veteranenvereinen, wie sie zu der Zeit oft genannt wurden, war neben nationalen Motiven auch ein Akt der Selbsthilfe, um mit dem Erlittenen besser fertig zu werden“, stellte Meixner fest.

Die Mörsdorfer Gründungsväter waren Willibald Gerner (Hausname Gumbauer) als Vorsitzender, Stefan Pelkofer (Maxn Steffl) als Stellvertreter, Johann Schwemmer (Schulzn Hans), Willibald Dorr (der Ger-hal Willi), Georg Rupp (der Schreiner Schoss) und ein Mann namens Schöll (Hausname Schleicher). Ebenfalls dabei waren Isidor Hofbeck (der Woisböiwl), Albert Dorr (der Schmiebauer), Josef Mauderer (der Baulerwulf) und Josef Gerner (der Blasi) sowie der Kassier Meixner (Hoaderschuster), der Großvater des jetzigen Vorsitzenden.

„Für die Zeit bis 1945 gibt es keine Unterlagen und nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Verein vorübergehend aufgelöst“, informierte Bruno Meixner. Die Vereinsfahne wurde einst versteckt, um sie nicht als Beute an die Besatzungstruppen zu verlieren. Die Wiedergründung als Krieger- und Kameradschaftsverein für Mörsdorf und Braunshof erfolgte 1956.

Der Vorsitzende war bis 1979 Ignatz Bradl, dann Herbert Hofbeck bis 1989. Ihm folgte Wilhelm Meier, in dessen Amtszeit auch die 75-Jahr-Feier fiel. Ab 1996 nannte sich der Verein dann Soldaten- und Reservistenkameradschaft. Seitdem sei es zwar zunehmend ruhiger geworden um den Verein, bedauerte Bruno Meixner, der seit zwei Jahren als Vorsitzender agiert. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass er mit seinen Vorstandskollegen Michael Hofbeck, Franz Großbeck, Michael Gerner und Wilhelm Röhrl den Verein wieder etwas beleben kann. Freystadts Bürgermeister Alexander Dorr danke dem Verein für seinen Beitrag zum gesellschaftlichen Leben in Mörsdorf und in der Großgemeinde. „Eine friedliche Welt zu schaffen, ist die Hauptaufgabe der Politik“, betonte Christian Emmerling, der Vertreter des Neumarkter Kreisverbandes im Bayerischen Soldatenbund. „Wir haben seit über 77 Jahren Frieden im Land und müssen dankbar sein für diese Zeit.“

Zum Abschluss der Jubiläumsfeier gab es auch Ehrungen. Schon kurz vor Beginn der Corona-Pandemie war in einer Jahresversammlung beschlossen worden, Michael Gerner, Wilhelm Röhrl, Herbert Hofbeck, Wilhelm Meier, Georg Meixner, Sebald Hofbeck und Ferdinand Gerner zu Ehrenmitgliedern zu ernennen. Sie bekamen die entsprechende Urkunde nun nachträglich ausgehändigt.

Für jeweils 45 Jahre Mitgliedschaft wurden Michael Gerner, Ludwig Hofbeck Michael Hofbeck, Wilhelm Meier, Georg Meixner, Manfred Pfeifer und Alois Schön geehrt, für 40 Jahre Xaver Meixner und Heinz Röttig, für 30 Jahre Manfred Gerner und für 25 Jahre Wolfgang Gerner.

HK