Schwimmstart beim Challenge Roth
Der Kanal kocht

Tausende Triathleten wühlen Wasser bei Heuberg auf

25.06.2023 | Stand 25.06.2023, 11:38 Uhr

Der Kanal kocht: Wenn sich die Triathleten durch das Wasser wühlen, spritzt die Gischt. Foto: Meyer

Von Monika Meyer

Hilpoltstein – Anfeuern kann so schön sein. Mit einem strahlenden Lachen im Gesicht recken die beiden jungen Frauen Katharina Götz und Romy Herget ein knallig orangefarbenes Plakat in die Höhe. Sie stehen in aller Frühe am Sonntag am Kanal bei Heuberg und haben nur eines im Sinn: Drei Freunde und Katharinas Bruder Stefan so viel Motivation mit auf den Weg zu geben, dass diese beim Langstreckentriathlon in Roth ins Ziel getragen werden.

Die Worte „Die knackigen Knaben – Ab geht’s“, haben Katharina und Romy für das sportliche Quartett aus Würzburg eigenhändig auf das Plakat gepinselt. Und nicht nur das, auch die Laufstrecke des Challenge Roth auf Kilometer 9 und Kilometer 27 wurde bereits von ihnen mit Kreide verziert, damit die vier wissen, dass ihnen die Unterstützung sicher ist. Dort werden sie sich später auch selber postieren, kündigen die beiden Frauen an. „Denn auf der Strecke kann es sonst schon etwas einsam werden.“

Böllerschuss markiertStart der Athleten

Den Schwimmstart jedenfalls finden die beiden „echt einen Hammer“, die Stimmung sei einfach überwältigend. Kein Wunder, tummeln sich bereits seit dem Morgengrauen tausende von Menschen rund um den Kanal, auf dem dampfende Nebelschwaden ein idyllisches Flair verbreiten. Die ergreifende Bombastmusik der Veranstalter tut ihr Übriges, um alle in gute Laune zu versetzen.

Als sich Katharina und Romy an der Absperrung drängeln, die die Athletinnen und Athleten von der Zuschauermenge trennt, ist das Rennen schon in vollem Gange. Um 6.30 Uhr fällt der erste Startschuss für die Gruppe der Profis, begleitet von einem ohrenbetäubenden Böllerschuss. Nur drei Minuten später gehen die besten Frauen ins Rennen. Die Tausenden von Athleten sind in 21 Startgruppen aufgeteilt, die letzten drei, die kurz nach 9 Uhr ins Wasser dürfen, sind für die Staffeln reserviert.

Den Countdown zählt der erfahrene Wettkampfrichter Hans Raithel aus Roth herunter. Alle Athleten dürfen wie geplant mit Neopren schwimmen, was zwischenzeitlich auf der Kippe stand. Denn am Donnerstag hatte die Wassertemperatur bei 23,1 Grad Celsius gelegen, laut Hans Raithel hätte das für die Profis ein Wetsuit-Verbot bedeutet. „Aber heute morgen haben wir offiziell 21,7 Grad Celsius gemessen, dank des schlechten Wetters am Freitag“, vermeldet Raithel erfreut. „Also alles perfekt.“

Beim Ausstieg geht esSchlag auf Schlag

Während er für die vielen Startgruppen ein ums andere Mal den Countdown herunterzählt, haben die ersten Athleten bereits den Wendepunkt hinter sich gelassen und schwimmen wieder in Richtung Heuberger Kanalbrücke. Bei den Männern verlässt der US-Amerikaner Ben Kanute nach 46:36 Minuten als erstes den Kanal. Mit nur einer Sekunde Abstand folgt ihm der Franzose Sam Laidlow, nur weitere vier Sekunden dauert es, bis der Däne Daniel Baekkegard in Richtung Wechselzone sprintet. Bei den Frauen sind es 50:12 Minuten, bis die Britin Fenella Langridge an Land kommt, dicht gefolgt von der zweimaligen Roth-Siegerin Daniela Ryf aus der Schweiz.

Auf glitschiger Wieseausgerutscht

Die Deutsche Anne Haug hat nach der ersten Disziplin einen Abstand von vier Minuten, dann passiert ihr noch ein Missgeschick beim Wechsel auf das Fahrrad, als sie barfuß auf der nassen Wiese regelrecht zu ihrer Rennmaschinen schlittert und kurz ums Gleichgewicht kämpfen muss. „Und Daniela Ryf kriegt ihren Helm nicht zu“, ruft der Stadionsprecher durch die Boxen in das überdimensionale Gelände. „Aber das sind die kleinen Dinge, die auch den Stars passieren können.“

Der Moderator feuert trotzdem weiter an: „Was für ein packendes Rennen“, brüllt er in die Menge. Viele Fans hören ihn aber schon gar nicht mehr. Sie haben ihre Motivationsplakate eingerollt und sich auf den Weg zum nächsten Hot Spot gemacht: Dem legendären Solarer Berg am Ortsausgang von Hilpoltstein.

HK