Landratswahl Roth 2023
CSU-Landratskandidat Journalist Jochen Münch aus Hilpoltstein sieht sich als „überraschenden Gegenentwurf“

Mit „gnadenloser Ehrlichkeit“ an die Spitze

12.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:42 Uhr

Der Journalist Jochen Münch aus Hilpoltstein will für die CSU Landrat in Roth werden. Foto: Meyer

Vor einigen Wochen tauchten die ersten Plakate im Landkreis auf, auf denen die riesigen Lettern „Jo, na klar“ auf petrolgrünem Hintergrund prangten. Das Rätselraten, auch in den sozialen Netzwerken, begann. Schnell stellte sich heraus, dass Jochen Münch (44) aus Hilpoltstein dahinter steckt – der Journalist kandidiert für die CSU als Landrat für die Wahl am Sonntag, 30. April.



Als „positiv, regionsbejahend und optimistisch“ bezeichnet der frühere Redaktionsleiter des Hilpoltsteiner Kurier seine Kampagne mit dem erklärten Ziel, bald die Geschicke des Landkreises, über die er bisher berichtet hat, selbst zu lenken. Seine Frau Claudia habe ihn darin bestärkt: „Hey, das wäre genau deins, das würde perfekt zu dir passen“, habe sie gesagt.

Seine Wahl zum Landrat will Münch auch mit ausgeklügelter Wahlwerbung erreichen: Dafür hat er sogar junge Filmemacher engagiert, die ihn mit einem Ein-Minuten-Clip ins rechte Licht rücken. Und der Slogan „Jo, na klar“ sei die „witzige Idee von jemandem aus dem Werbebereich“ gewesen, erklärt Münch in einem Pressegespräch. Als ganz zentrale Botschaft sieht der Hilpoltsteiner, „dass es uns im Landkreis so gut wie möglich gehen sollte.“

„Es geht um die Idee, die beste Lösung, das beste Argument“

Jochen Münch tritt zwar für die CSU an, Parteimitglied ist er indessen keines. Eine bewusste Entscheidung, wie er erklärt. „Weil das für mich als gelernter Journalist nicht glaubwürdig wäre“, sagt Münch. „Es geht mir nicht um politisch vorgeprägte Meinungen, sondern es geht um die Idee, die beste Lösung, das beste Argument. Die Fakten zählen.“

Im Januar 2022 sei die CSU in Person ihres Kreisvorsitzenden Volker Bauer auf ihn zugekommen und habe ihn gefragt, ob er kandidieren wolle, nachdem klar war, dass der langjährige Landrat Herbert Eckstein (SPD) nicht mehr antritt. Ein Nein wäre für ihn nicht in Frage gekommen, sagt Münch, in einer Zeit, in der sich immer mehr Menschen aus der Gesellschaft zurückzögen. „Das geht einfach nicht.“

Zumal er gute Voraussetzungen mitbringe: „In der Politik kann man genau das Handwerkszeug, das wir als Journalist haben, zur Geltung bringen.“ Denn als Lokaljournalist müsse man „wahnsinnig viele Dinge gleichzeitig auf dem Schirm haben“ und viele Themen einordnen können. „Das können offensichtlich nicht extrem viele Menschen und deshalb habe ich nur positiven Zuspruch gekriegt.“

Bodenständigkeit und das Heimatverbundene

Von der CSU-Basis fühle er sich „komplett auf breiter Basis unterstützt und getragen“, sagt Münch erfreut. „Die stehen versammelt hinter mir und sagen: ,Mensch Jochen, du sollst es machen.’“ Warum er gerade für die CSU kandidiert? „Die haben mich gefragt, es hätte mich auch jemand anders fragen können.“ Mit den Christsozialen verbinde ihn vor allem die „Bodenständigkeit und das Heimatverbundene“. Ihm gehe es ohnehin nicht um Parteipolitik, sondern um „ehrliche Sachpolitik“, betont der Hilpoltsteiner.

Sollte Jochen Münch zum Landrat gewählt werden, zeigt er sich davon überzeugt, dass ihm vor allem seine „offene Art“ helfen werde. „Das ist doch das Essenzielle für diesen Job, dass die Leute wissen, wenn ich ein Problem habe, wende ich mich da hin.“ Für sehr wichtig hält er zudem seine „gnadenlose Ehrlichkeit“ und macht auch dies an seinem Handeln als Redakteur fest. „Bei uns im Job zählen Fakten und die Wahrheit.“ Dies sei auch in der Politik „unverzichtbar“.

Perspektive aus der freien Wirtschaft

Seine beiden Gegenkandidaten sind langjährige Bürgermeister im Landkreis Roth, Münch sieht sich hier als „überraschender Gegenentwurf“. Es heiße doch immer, man brauche frischen Wind und neue Ideen sowie die Perspektive aus der freien Wirtschaft, sagt der Hilpoltsteiner. „Einen unverbrauchten Ansatz und einen unverstellten Blick von außen. „Bitteschön, das bringe ich alles mit.“

Aufgewachsen ist Jochen Münch in der nahen Oberpfalz, in Postbauer-Heng. Sein Abitur hat er am Willibald-Gluck-Gymnasium in Neumarkt abgelegt, ein Jahr später begann er sein Sportvolontariat – eine innerbetriebliche Ausbildung beim Donaukurier Ingolstadt. Nach dessen Abschluss arbeitete er von 2000 bis 2011 als Sportredakteur beim Hilpoltsteiner Kurier, bis er 2012 die Leitung der Lokalredaktion mit aktuell sieben Mitarbeitern übernahm.

Mit seiner Frau Claudia und seinem kleinen Sohn Maximilian wohnt Münch auf der Hilpoltsteiner Dorotheenhöhe. Dort, in der großzügigen Wohn-Ess-Küche, deren durchgängigen Fensterfronten den Blick auf einen gepflegten Garten und den nahe gelegenen Wald freigeben, erzählt Münch, dass ihm das Ehrenamt sehr am Herzen liege. Als Jugendlicher habe er sich im Henger SV und im Tennisverein engagiert, ob mit Training oder bei der Mitgliederzeitschrift, mit dem Arbeitsbeginn habe er damit aufgehört – „aus Unabhängigkeitsgründen. Da habe ich dann die komplett neutrale und unabhängige Position eingenommen“.

Vom Vereinsleben geprägt

Sportlich betätigt er sich auf eigene Faust, mit Radfahren oder Laufen. Dennoch habe er diese „Prägung aus dem Vereinsleben heraus“ und wisse aus Sicht seiner beruflichen Tätigkeit das Ehrenamt vor allem von Einsatzkräften sehr zu schätzen. „Es ist mir wichtig, dass man diese entsprechend unterstützt.“

Im Zusammenhang mit dem Thema Neutralität verwehrt sich Münch gegen Kritik von außen, dass er sich als Journalist nach der Bekanntgabe seiner Kandidatur vor etwa einem Jahr als Redaktionsleiter hätte zurückziehen müssen. Als Hintergrund wurde der Pressekodex genannt, dem sich Journalisten verpflichten und der eine Trennung von Tätigkeiten fordert. „Für mich ist der entscheidende Zeitpunkt die Nominierung“, die im Juli stattfand, sagt Münch. Und da habe er redaktionsintern andere Aufgaben übernommen.

Sich komplett aus der Redaktion zurückzuziehen, hätte er hingegen als „Berufsverbot“ empfunden, betont Münch, der jetzt, in der heißen Phase des Wahlkampfs, frei genommen hat. „Es fragt ja auch keiner, ob ein Bürgermeister noch tätig sein darf, wenn er als Landrat kandidiert. Der ist ja quasi inhaltlich auch befangen. Das ist für mich messen mit zweierlei Maß.“ Vielmehr sehe er seinen „unverbrauchten Ansatz und den unverstellten Blick von außen“ als Vorteil.

„Es gibt nicht nur einen Hebel, mit dem alles erledigt wäre“

Gefragt nach den inhaltlichen Schwerpunkten seines Wahlprogramms will er keinen Punkt besonders herausstellen, da „alles mit allem“ zusammenhänge – ob Wohnentwicklung, Arbeitssituation, das Lebensumfeld Landkreis, der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV), die Energiewende, das Ehrenamt, die medizinische Versorgung, die Schulen. „Es gibt nicht nur einen Hebel, mit dem alles erledigt wäre“, erklärt Münch. Auf die Umsetzung konkreter Ideen angesprochen, nennt Münch schließlich die teils schwierige Situation des ÖPNV. „Der wird nicht genutzt, weil nicht praktikabel, passgenau und nicht auf die Bedürfnisse der Menschen zugeschnitten“, habe er aus vielen Gesprächen erfahren.

„Dann muss ich halt anfangen, das Ding neu zu denken, wenn ich weiß, dass es nicht passt“ und nicht mit „riesigen Bussen leer durch die Gegend fahren“. Die Bahnhöfe könnten in Zukunft als Mobilitätsdrehscheiben dienen, so Münchs Vorschlag, und man könne mit einem zuverlässigen Rufbussystem arbeiten.

Dies gibt es zwar bereits im Landkreis, „aber nicht in der Ausprägung, wie es andere haben“, sagt der Kandidat. Anderswo seien die Fahrgastzahlen sechs- oder sogar siebenmal höher. „Da sollten wir hinkommen.“ Zudem gelte es auch andere im Landkreis vorhandene Angebote „mit aller Kraft in die Öffentlichkeit zu tragen. Kommunikativ sehe ich da noch Luft nach oben.“

Jochen Münch will sich zudem für mehr Bürgerbeteiligung stark machen. „Mein Lieblingsbeispiel ist die Freiflächenphotovoltaikanlage bei Kammerstein, die die BayWa gebaut und an Schaeffler verkauft hat“, den bekannten Autozulieferer aus Herzogenaurach. „Mir ist das zu investorenlastig, das halte ich nicht für den richtigen Weg“, so Münch. Er wünsche sich vielmehr ein „Zugriffsrecht der Landkreisbevölkerung“.

Der Kandidat nennt ein weiteres Beispiel: Die Energiegenossenschaft R-neuerbar im Landkreis Roth habe ihm sehr früh signalisiert, dass sie gerne in Projekte einsteigen wolle. Allerdings rede niemand mit ihr und sie würde „außen vor gelassen“, was Münch für einen Fehler hält. Er würde die Wertschöpfung im Schulterschluss mit den Kommunen lieber in der Region lassen, das sei mit einer deutlich höheren Akzeptanz verbunden.

Das Führen des Landratsamts traut sich Münch zu – auch als politischer Neuling. Seine „schnelle Auffassungsgabe“ und das „Zuhören“ sowie die Fähigkeit, „mich extrem gut in die unterschiedlichsten Themen einzuarbeiten“, würden ihm sehr dabei helfen. Gefragt nach Charaktereigenschaften, die ihm dabei eher im Weg stehen könnten, muss Münch passen: „Ich wüsste nichts.“

Das Führen eines so großen Amtes sei „natürlich keine One-Man-Show, schon gleich gar nicht in so einer großen Behörde, das geht nur im Miteinander“. Es sei zwar sein Anspruch, einen „extrem umfassenden Überblick“ zu haben. Das Entscheidende sei, die Menschen am Landratsamt mitzunehmen. „Ich will mit ganz viel Teamgeist und im großen Miteinander diese Behörde, das Herz der Verwaltung, zu einer starken Mannschaft machen, und damit den Landkreis voranbringen.“

HK