Heimat.Erlebnistag im Landkreis
Auf Spuren der Exulanten mit Ausstellung in der Oberfichtenmühle

24.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:40 Uhr
Hans Pühn

Premiere erlebt eine Wanderausstellung über die Geschichte von Glaubensflüchtlingen, die in Franken eine neue Heimat fanden. F.: ub

Doppelte Premiere. Am erstmals ausgetragenen „Heimat.Erlebnistag“ in Bayern hat der Rednitzhembacher Verein „Kultur in der Oberfichtenmühle“ zum ersten Mal das von Leader geförderte Projekt „Geschichte der Exulanten in Franken“ der Öffentlichkeit präsentiert. Klaus Nopitsch, Vorsitzender des Heimatvereins Rednitzhembach und Motor für kulturelle Aktivitäten im denkmalgeschützten Ensemble der ehemaligen Papiermühle, freute sich über den regen Zuspruch für die Ausstellung, die mit zwölf großformatigen Informationstafeln und zwei sehenswerten Filmbeiträgen die Geschichte der Glaubensflüchtlinge darstellt.

Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert verloren im Zuge der Gegenreformation tausende Menschen wegen ihres religiösen Bekenntnisses ihre Heimat im österreichischen Mostviertel. Nach ihrer Flucht siedelten sie sich unter anderem im heutigen Landkreis Roth an, vornehmlich im Kammersteiner und Thalmässinger Raum.

Aus diesem historischen Anlass entstand das Kammersteiner Projekt „Geschichte der Exulanten in Franken“ als transnationale Kooperation mit Österreich. Ziel dieser von der LAG Eisenstraße Niederösterreich, der LAG ErLebenswelt Roth und der Gemeinde Kammerstein erarbeiteten Ausstellung ist es, das Thema Exulanten einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Seit über 30 Jahren arbeiteten dafür Heimatforscher aus beiden Regionen intensiv zusammen.

Zusammengestellt wurden die Inhalte der Ausstellung im Auftrag der Gemeinde Kammerstein vom Wendelsteiner Heimatkundler Jörg Ruthrof. In Kammerstein weist beim Exulantendenkmal inzwischen eine fest installierte Infotafel auf Flucht und Vertreibung der Glaubensflüchtlinge und deren Ansiedlung in Franken hin.

Zu den Gästen der Eröffnung dieses als Wanderausstellung konzipierten Projektes zählte neben Rednitzhembachs Bürgermeister Jürgen Spahl und Allersbergs Altbürgermeister Bernhard Böckeler auch Kammersteins ehemaliger Bürgermeister und stellvertretender Landrat Walter Schnell. Er stellte heraus, dass engagierte Heimatforscher nicht nur die Namen der Familien, die wegen ihres religiösen Bekenntnisses ihre Heimat verloren hatten, recherchiert haben, sondern auch deren Berufe. Auf einer der zwölf Tafeln wird anhand der Gefallenentafeln der Kirchengemeinde Kammerstein verdeutlicht, dass bis in die Jetztzeit Exulantennamen wie Gsänger, Hechtel oder Hieronymus an den Zuzug evangelischer Österreicher erinnern. Den Kirchenbüchern nach siedelten sich in der Zeit zwischen 1600 und 1680 allein in Kammerstein mehr als 500 Personen aus Österreich an. Anhand der Familiennamen wird erläutert, aus welchen Teilen Österreichs die Kammersteiner Exulanten geflüchtet waren.

Zu sehen ist die Ausstellung über Exulanten in Franken auch an den Wochenenden 27. und 28. Mai und 3. und 4. Juni in der Zeit von 13 bis 17 Uhr. An den vier Ausstellungstagen wird im ehemaligen Maschinensaal des Kulturzentrums Oberfichtenmühle auch der im Rahmen des Leader-Projekts entstandene Film „VerWURZELt“ gezeigt.

HK