Geisenfeld
Wo Kleinkunst seit 30 Jahren zu Hause ist

Die Unterpindharter Bühne hat überregionales Renommee

04.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:35 Uhr

Kleinkunst als Leidenschaft: Gerda Hetzenecker und Karl Rockermeier. Foto: Johannes Hauser

Von Timo Schoch

Unterpindhart – 300 Einwohner, zehn Bauernhöfe, fünf Vereine, eine Kleinkunstbühne: Das Dorf Unterpindhart in der Hallertau ist überregional bekannt. Der Grund dafür: Seit über 30 Jahren treten in den Wintermonaten regelmäßig hochkarätige Gäste aus Kabarett, Comedy und Musik im Landgasthof Rockermeier auf.

Ist es Zufall oder Glück? Manchmal kommt auch beides zusammen. Für Karl Rockermeier, Gerda und Hannes Hetzenecker war das definitiv der Fall – im Jahr 1991 bei einer Hochzeit. „Hannes’ Schwester heiratete und ich war der Hochzeitslader“, erinnert sich Karl Rockermeier. Doch nicht nur er sorgte für Stimmung, sondern auch Hannes und Gerda Hetzenecker mit ihren Showeinlagen. In den Pausen kamen die Drei ins Gespräch – und fanden schnell einen engen Draht zueinander. Die Kleinkunst war für alle ein gemeinsamer Nenner. Ein Hobby. Eine Leidenschaft. Der Zufall führte sie zusammen. Oder doch das Glück?

Mit „Wir sollten mal etwas zusammen machen“, begann schließlich alles. Rockermeier hatte die Räumlichkeiten in seinem Landgasthof – und die Drei bereits Kontakte zu aufstrebenden Künstlern. Mit viel Leidenschaft und Enthusiasmus gingen sie ans Werk. Willy Astor war der erste Künstler. Mit ihm begann die Erfolgsstory vor nun etwas über 30 Jahren. Durch die Kleinkunstbühne wurde schließlich das Dorf Unterpindhart überregional bekannt. Schnell war der Landgasthof Rockermeier mehr als nur ein Geheimtipp für gutes Essen und gemütliche Stunden.

Zwischen zwölf und 15 Künstler treten jedes Jahr zwischen September und Mai auf. „Wir haben seit Jahren viele Stammgäste“, sagt die 63-jährige Bankkauffrau Gerda Hetzenecker. Sie kommen gerne und erleben ein abwechslungsreiches Programm: von Kabarett bis Comedy und Musik. Erlesene Künstler, aufstrebende Stars und mit dem Hallertauer Kleinkunstpreis erhalten auch (noch) unbekannte Kunstschaffende eine Bühne.

Der Türöffner für die Entwicklung und den Ruf der Kleinkunstbühne war Ottfried Fischer. Auch das ist ein Beispiel für Zufall oder Glück. „Seine Agentur sagte mir, dass er in vier Wochen Zeit hätte, weil eine Veranstaltung abgesagt worden wäre“, erinnert sich Gerda Hetzenecker. „Eigentlich stand er vom Renommee hoch über uns.“ Fischer war zu jener Zeit ein beliebter Schauspieler. An seinem 40. Geburtstag, vor rund 28 Jahren, stand er auf der Bühne in Unterpindhart. Der Urbayer im urbayerischen Wirtshaus Rockermeier, mit seiner Einrichtung aus der vorherigen Jahrhundertwende. Das passte wunderbar zusammen. Volles Haus. Ein stimmungsvoller, unterhaltsamer Abend. Fischer und Unterpindhart – das war die berühmte Faust aufs Auge. Auch von der Wahrnehmung. Von heute auf morgen war die Kleinkunstbühne bekannt. Und Künstler, die zuvor einen Auftritt ablehnten, bewarben sich, im Herzen der Hallertau auftreten zu dürfen. Glück und Zufall eben.

Zuerst standen die Künstler im Stammhaus auf der Bühne, im ersten Stock. 2006 ergaben sich durch einen Umbau neue Möglichkeiten. Rund 380 Gäste finden nun im großen Saal Platz. Und so kommen viele Künstler mit Rang und Namen. Michael Mittermaier und Django Asül beispielsweise. Stammgast Willy Astor natürlich. „Er hat seine ganzen Programme bei uns durchgespielt“, sagt der 58-jährige Vollblut-Gastronom Karl Rockermeier. Im Jahr 1995 kam dann noch der Hallertauer Kleinkunstpreis dazu. Zuerst sollte es eine Möglichkeit für regionale Künstler sein, sich auf großer Bühne zu beweisen. Doch das änderte sich schnell. Künstler aus ganz Deutschland bewerben sich inzwischen dafür. 20 Minuten Rampenlicht. Und die Chance in Unterpindhart durchzustarten, mit der Chance, einen ganzen Abend alleine bespielen zu dürfen. Die Perspektive zieht an – vor allem weil es inzwischen genug Vorbilder gibt. Kabarettist Martin Frank beispielsweise gewann einst den Kleinkunstpreis. Inzwischen füllt er die großen Hallen.

Die Kleinkunstbühne Unterpindhart ist eine runde Sache: Technik, Ausstattung, Räumlichkeiten, Verpflegung – das nehmen die Künstler und die Zuschauer gerne an. „Über die Jahre hat die Qualität beständig zugenommen“, sagt Karl Rockermeier. Klar, die Corona-Krise hat auch bei den beiden Organisatoren einige Spuren hinterlassen. Geplant wird seither nur auf Sicht. Ständig wechselnde Richtlinien erschweren die Organisation weiter. Doch seit dem vergangenen September gibt es auf der Kleinkunstbühne zumindest wieder ein vollständiges Programm. Trotzdem hoffen Karl Rockermeier und Gerda Hetzenecker auf Normalität. Auf volle Besucherplätze, gelungene Konzerte und Auftritte. Auf Künstler, die kurz vor dem Durchbruch stehen. Auf gestandene Kabarettisten, Comedians und Musiker. Auf Kunstschaffende, die zwischen Berlin, Frankfurt und München noch einen Abstecher nach Unterpindhart machen. Auch wenn die Kleinkunstbühne inzwischen ein großes Renommee besitzt, so gehört weiterhin eine Prise Glück und Zufall dazu, solche Künstler zu verpflichten.

PK