„Schule im Wandel“
Wir brauchen eine Entrümpelung der Lehrpläne

19.04.2024 | Stand 19.04.2024, 19:00 Uhr

Mehr als 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Generationen beteiligten sich an der Gesprächsrunde in Manching. Foto: Eberhardt, Grünen-OG Geisenfeld-Manching

Über Chancen und Risiken der Sozialen Medien und von Künstlicher Intelligenz sowie deren Auswirkungen auf Unterricht, Demokratiebildung und Bildungsgerechtigkeit diskutierten vor Kurzem – auf Einladung der Manchinger Grünen – beim Bildungsgespräch „Schule im Wandel“ im Manchinger Hof.

Ein zentrales Thema war, wie die Schulen mit den immer schneller werdenden Entwicklungen in der Digitalisierung mithalten können. „In den 1980er-Jahren haben sich Jugendliche am Heimcomputer die Kenntnisse und Fertigkeiten selber angeeignet,“ erinnert sich Matthias Ostermann, Organisator der Veranstaltung, „und haben diese dann an die Schule gebracht.“ In den vergangenen Jahren führte gerade Corona zu einem Quantensprung in der Schul-Digitalisierung.

Lehrkraft-Schüler-Beziehung besonders wichtig

Gabriele Triebel, MdL und Stellvertretende Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, sieht darin eine besondere Chance. Sozial gerecht sei es aber erst, wenn alle Schüler und Lehrkräfte digitale Endgeräte von der Schule bekommen würden. „Um Lernerfolge erzielen zu können, ist außerdem eine enge Lehrkraft-Schüler-Beziehung besonders wichtig“, so Triebel. Dem stimmte auch Claudia Theumer, Schulleiterin aus Moosburg, zu: „Unterricht ist nur gut, wenn er authentisch ist. Da gehören die Medien und die Digitalisierung dazu.“

Und wie sieht die Realität aus? Es sei schon besser geworden, meinte Stefan Rädlein, Schüler und 2. Sprecher der Grünen Jugend Pfaffenhofen. „Die Hardware ist mittlerweile angekommen, aber die Lehrkräfte gehen noch sehr unterschiedlich damit um.“ Dem fügte Studentin und 1. Sprecherin der Grünen Jugend Pfaffenhofen, Paula Stahl, hinzu: „Schule muss bei der Digitalisierung mitgehen. ChatGPT kann Diskussionen anregen, wie wir den Unterricht in Zukunft entwickeln wollen.“ Theumer befürchtet, dass „uns das Thema in Zukunft noch überrollen wird.“ Wichtig sei es, „auch ein Bewusstsein für die Schwächen in der Technologie zu schaffen“, betonte Benjamin Adjei, MdL und Mitglied des Bildungsausschusses. Gerade über den reflektierten und selbstbestimmten Umgang mit digitalen Medien kann Schule so ganz entscheidend zur Demokratiebildung beitragen, auch wenn Lehrkräfte selbst im Unterricht der Neutralität verpflichtet sind. Damit Schüler fit für die Zukunft sind, brauche es insgesamt eine zielgerichtete Mischung aus digitalem und analogem Unterricht mit lösungsorientiertem Arbeiten. Diese Unterrichtsform kann Schüler zum Austausch und Reflexion motivieren. Darin waren sich alle Gesprächspartner einig.

Schule und Schüler fit für die Zukunft?

Welche Anforderungen gibt es für die Schule im Wandel? Triebel fordert „eine Entrümpelung der Lehrpläne“, die heute auf dem Stand von vor zehn Jahren sind, damit es an Schulen mehr Zeit für aktuelle Themen im Unterricht geben kann. Außerdem sollten ihrer Meinung nach die Schulen mehr Eigenverantwortung bekommen. Mehr Zeit ist auch für Schulleiterin Theumer wesentlich, damit Lehrkräfte mehr Raum für die pädagogische Arbeit und dem „Miteinander mit Schülern“ haben. Schule wie Schüler sind fit für die Zukunft, wenn Lehrkräfte ein gutes Angebot an Fortbildungen erhalten und die Schulen durch IT-Fachkräfte betreut werden, fasste Adjei zusammen.