Landesliga-Derby in Jetzendorf
Warum das Landkreis-Duell für Wojtiech Fassl und Fabian Wagner noch einen Tick außergewöhnlicher ist

22.03.2024 | Stand 22.03.2024, 14:33 Uhr

Trauzeuge und Bräutigam: Fabian Wagner (links) und Wojtiech Fassl. Foto: privat

Das Landesliga-Derby zwischen dem TSV Jetzendorf und dem FSV Pfaffenhofen wirft seine Schatten voraus. Vielleicht noch einen Tick außergewöhnlicher als für alle anderen ist die Partie für den Jetzendorfer Wojtiech Fassl und FSV-Co-Trainer Fabian Wagner.

Warum? Fassl wechselte erst vor zwei Spielzeiten aus Pfaffenhofen nach Jetzendorf und verbrachte zuvor einen Großteil seiner fußballerische Laufbahn beim FSV, wo er seit der B-Jugend spielte. Wagner stand beim furiosen 5:2-Hinspielsieg der Pfaffenhofener für den seinerzeit verhinderten Trainer Gerhard Lösch an der Seitenlinie und hat eine Jetzendorfer Vergangenheit. Und nicht nur das: Fassl und Wagner sind beste Freunde.

Herr Fassl, Herr Wagner, was zeichnet die beiden Derby-Kontrahenten aus?
Wojtiech Fassl: Der TSV Jetzendorf hat aus meiner Sicht den typischen Charakter eines Dorfvereins. Er ist familiär geführt, der Zusammenhalt ist groß und auch die Fans werden mit einbezogen. Viele schauen beim Training zu und nach der Spielersitzung kommt es schon mal vor, dass Fans sich noch zu uns setzen und über das letzte Spiel diskutieren wollen. Der FSV dagegen ist der Stadtverein, zu dem auch viele Auswärtige kommen, um guten Fußball zu sehen. Seit Ramazan Yaylakci und Michael Wolf übernommen haben, geht dort viel voran. Soweit ich es von außen mitbekomme, haben auch sie einen sehr großen Zusammenhalt.
Fabian Wagner: Jetzendorf hat ein sehr familiäres Umfeld und geht kontinuierlich seinen Weg. Die Verantwortlichen sind stark involviert, arbeiten hart und machen es einem sehr leicht, sich im Verein wohlzufühlen. Beim FSV ist es sehr ähnlich. Auch hier leisten die Verantwortlichen eine Top-Arbeit und wir haben eine überragende Mannschaft.

Welche Bedeutung hat das Spiel für Sie und den Verein?
Fassl: Natürlich ist es ein besonderes Spiel. Ein paar Spieler, mit denen ich beim FSV zusammengespielt habe – zum Beispiel Simon Heigl oder Max Bleisteiner – sind noch dabei. Mit den Wagner-Brüdern Stefan und Fabian bin ich sehr gut befreundet, Fabian ist sogar mein Trautzeuge.
Wagner: Für den gesamten Verein kann ich es nicht genau sagen, klar ist es aber etwas Besonderes, wenn die beiden höchst spielenden Vereine der Region aufeinandertreffen. Man will dann natürlich sehen, wer die Nummer eins im Landkreis ist. Für mich selbst wird es leider nicht mehr so viele Derbys geben, gerade bin ich verletzt und werde am Wochenende nicht mitspielen. Aber auch als Co-Trainer hat die Partie für mich große Bedeutung, da ich mal in Jetzendorf aktiv war und immer noch viele Spieler kenne.

Welche Erinnerungen haben Sie an das Hinspiel?
Fassl: Die Art und Weise, wie wir damals verloren haben, hat weh getan. Wir hatten viele junge Spieler dabei und haben uns vielleicht auch von der großen Kulisse beeindrucken lassen. Wir hatten die Hosen voll, waren total ängstlich und fehlerhaft. Dieses Mal wollen wir uns anders präsentieren.
Wagner: Für mich war das Hinspiel sehr besonders, da ich als Trainer eingesprungen bin und die Verantwortung tragen musste. Wir haben das sehr gut gemacht, es war eins der besten Spiele der Saison, daher habe ich nur gute Erinnerungen. Nach dem Spiel haben wir den Sieg mit dem einem oder anderen Bier auf dem Pfaffenhofener Volksfest gefeiert.

Was erwarten Sie dieses Mal für ein Spiel?
Fassl: Gute Frage, ich habe mich auch schon mit Mitspielern darüber unterhalten und bin mir nicht ganz sicher, wie es laufen wird. Meine Vermutung ist, dass der FSV dieses Mal höher pressen wird. Auf jeden Fall erwarte ich ein torreiches Spiel, die Zuschauer werden auf ihre Kosten kommen.
Wagner: Es wird ganz anders als im Hinspiel. Wir sind nicht in der besten Lage. Die Stimmung im Team ist nach wie vor gut, aber wir brauchen Punkte und Erfolgserlebnisse. Der TSV dagegen ist aktuell gut drauf. Es wird ein Fifty-fifty-Spiel, bei dem die Tagesform und die Grundtugenden entscheiden werden. Damit meine ich, dass es darauf ankommt, welche Mannschaft mehr Laufbereitschaft zeigt und bissiger in den Zweikämpfen ist. Die Jetzendorfer sind normalerweise unheimlich eifrig, viel unterwegs und kampfstark.

Treffen Sie beide sich vor dem Spiel nochmal?
Wagner: Wir sind am Freitagabend noch beim Basketballspiel des FC Bayern in München. Da ich selber nicht spielen kann, werde ich wohl versuchen, ihn danach noch mit ins Münchener Nachtleben zu führen (lacht). Grundsätzlich gönnen wir uns immer jeden Erfolg, am Samstag wird es aber für 90 Minuten eine Ausnahme geben.

Was ist der jeweils andere von Ihnen für ein Typ, als Fußballer, aber auch als Mensch?
Fassl: Fußballerisch fällt natürlich Fabians Giraffen-Statur auf. Dadurch ist er sehr kopfballstark. Leider wurde er in den letzten Jahren oft durch Verletzungen zurückgeworfen. Menschlich ist er ein familiärer und emotionaler Typ. Außerdem ist er total verpeilt, aber daran kann man noch arbeiten (lacht). Als wir beide uns vor vielen Jahren beim FSV kennengelernt haben, hat es gepasst, wie die Faust aufs Auge.
Wagner: Wojtiech ist ein unangenehmer Gegenspieler, ein richtiger Wadenbeißer, der eine der wichtigsten Säulen der Jetzendorfer ist. Er ist sehr kampfstark und läuferisch viel unterwegs. Als Mensch ist er für jeden Spaß zu haben, ein richtiger Gaudi-Bursch, mit dem ich gemeinsam Höhen und Tiefen erlebt habe. Ich vertraue ihm brutal, zudem haben wir den gleichen schwarzen Humor (lacht). Ich wünsche mir ein geiles und faires Derby, auf das alle danach anstoßen können.

Das Gespräch führten
Christoph Enzmann
und Dennis Wang