Runde Jahrtage
Vor 150 Jahren bekommen die Geisenfelder eine Zeitung

05.01.2024 | Stand 05.01.2024, 5:00 Uhr

Zwei solcher Gebäude sind ab 1949 vom Verein „Flüchtlingshilfe“ an der heutigen Jahnstraße errichtet worden, um die Jahre lang herrschende Wohnraumnot zu lindern. Die Baracken wurden vor 75 Jahren Bestandteil der ersten Geisenfelder Neubausiedlung nach dem Krieg. Fotos: Archiv GZ

Vor 150 Jahren, 1874, bekommen die Geisenfelder als Informationsquelle erstmals eine Zeitung − das Geisenfelder Wochenblatt. Gegründet wird dieses 1874 vom Buchdrucker Anton Meindl aus Erasbach in der Oberpfalz. Die erste Probeausgabe von 1874 ist verschollen, regulär in Druck geht das Blatt am 6. Januar 1875 mit vier Seiten Umfang. Es ist zunächst die Zeitung für den gesamten, damals 16000 Einwohner umfassenden Amtsgerichtsbezirk Geisenfeld. Dieser betreut seinerzeit 39 Gemeinden mit 139 Ortschaften, darunter auch die Märkte Vohburg und Wolnzach. 23 Jahre lang ist das Geisenfelder Wochenblatt die einzige Lokalzeitung im Amtsgerichtsbereich – ehe 1897 der Wolnzacher Anzeiger hinzukommt. Die Zeitung, die ab Oktober 1875 zweimal pro Woche erscheint, ändert mehrmals ihr Format, bleibt aber bis in die Zeit des Ersten Weltkriegs hinein „handlich klein“. Ab Anfang der 1920er Jahre entspricht seine Größe dann in etwa der des heutigen DONAUKURIER.

Drei Jahre lang gegen die Nationalsozialisten gestemmt



Im Juni 1924 übernimmt der aus einer Mainburger „Zeitungsfamilie“ stammende Hans Weinmayer (1897 bis 1955) das Blatt, das von da an dreimal pro Woche erscheint – jeden Dienstag, Donnerstag und Samstag. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 stemmt sich Hans Weinmayer über drei Jahre lang erfolgreich gegen die Gleichschaltung des Blatts. „Bis zu dem von den Nazis erzwungenen Ende des Heimatblatts 1937 ließ sich der couragierte Verleger nicht mundtot machen“, würdigt Stadtarchivar Hans Strauß Weinmayers Haltung. „Gerade in diesen gut drei Jahren bietet das Blatt als einige seriöse Quelle neutrale Informationen zu Geisenfeld − jenseits von Propaganda.“ 1937 wird das Lokalblatt auf Druck der nationalsozialistischen Machthaber aber dann doch mit der linientreuen „Pfaffenhofener Zeitung“ vereinigt.

Bereits zwei Jahre zuvor, ab Januar 1935, hatte es mit der Umbenennung in Geisenfelder Zeitung einen neuen Kopf erhalten, und unter diesem Namen entsteht das Blatt dann 1949, nach dem Zweiten Weltkrieg, neu – nachdem die Amerikaner das Verlagsrecht an Hans Weinmayer zurückgegeben hatten. Als dieser sechs Jahre später 57-jährig verstirbt, tritt Sohn Helmut Weinmayer in dessen Fußstapfen, der die Verantwortung als Verleger bis 1987 trägt. Als reines Lokalblatt nicht lebensfähig, erscheint die GZ von 1952 bis Ende 1995 im Rahmen einer Pressegemeinschaft mit dem DONAUKURIER, zu dem sie seit 1996 fest gehört.

1924: Erste Radiogeräte gehen in Betrieb



Vor hundert Jahren, 1924, ist der Erste Weltkrieg erst sechs Jahre vorbei. Auch etwa 150 Männer aus dem Gebiet der Pfarrei Geisenfeld sind diesem Krieg zum Opfer gefallen. Für sie wird 1924 das Kriegerdenkmal errichtet. Im selben Jahr werden in Geisenfeld die ersten Radiogeräte in Betrieb genommen. Hans Weinmayer, Inhaber des Geisenfelder Wochenblattes, besitzt das erste solche Gerät im Markt mit Kopfhörer (so die spätere Überlieferung seines Sohnes Helmut). Für Aufsehen sorgt auch Brauereibesitzer Münch, der als erster Geisenfelder einen Lastwagen erwirbt, gefolgt vom Baugeschäft Finsterer.

1949: Wohnbaracken zur Linderung der Raumnot



Vor 75 Jahren, 1949, erreicht die Einwohnerzahl Geisenfelds mit 3481 ihren Höchststand vor der Gemeindegebietsreform. Der Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen hatte nach dem Zweiten Weltkrieg auch hier zu einem sprunghaften Anstieg geführt. 3481 – das sind über 1000 Einwohner mehr als noch zehn Jahre zuvor. Eine Linderung der Wohnraumnot bringt auch die erste Neubausiedlung, die 1949 in Geisenfeld entsteht: Der Verein „Flüchtlingshilfe“ errichtet an der heutigen Jahnstraße zwei große Wohnbaracken.

In den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges hat eine Granate die barocke Marienstatue auf dem Marienplatz getroffen und diese so stark beschädigt, dass das ganze Denkmal abgebrochen werden musste. An selber Stelle wird eine neue Mariensäule mit Brunnen errichtet und 1949 von Pfarrer Franz Heldmann eingeweiht.

Seit nunmehr 75 Jahren hat Geisenfeld auch kein Gefängnis mehr. Ein solches, sogar mit einer Dunkelzelle, ist viele Jahre lang Bestandteil des Geisenfelder Amtsgerichts gewesen. 1949 wird dieses Gefängnis geschlossen, die Räume werden – nach entsprechendem Umbau – von 1956 bis Ende 1990 von der Geisenfelder Polizei als Inspektion genutzt.

Die großen Einfallstraßen in den Ort, die Augsburger und die Regensburger Straße, werden 1949 zu Bundesstraßen – und erhalten in diesem Zuge eine Teerschicht.

GZ