Wolnzach
Von wegen „hartes Wasser“: Aus dem Hahn läuft beste Qualität

Wolnzach investiert in Trinkwasseraufbereitung – Fachmann gibt dem wichtigsten Lebensmittel gute Noten

27.07.2022 | Stand 22.09.2023, 20:39 Uhr

Leitungswasser sprudelt auf diesem Symbolbild in ein Glas. Dem Wasser aus der Wolnzacher Aufbereitungsanlage bescheinigte nun ein Fachmann beste Qualität. Foto: Daniel Reinhardt/dpa

Von Karin Trouboukis

Wolnzach – Wasserhahn auf und es läuft. Dass das nicht selbstverständlich ist, merkt man hierzulande immer erst dann, wenn es in seltenen Ausnahmen vielleicht einmal nicht richtig oder vielleicht gar nicht läuft. Was alles hinter qualitativ hochwertigem Trinkwasser steckt, das war auch Thema der jüngsten Bauausschusssitzung. Zu Gast war nämlich jemand, der den Funken zum Thema Wasser überspringen ließ, weil er es „mit Herzblut“ betreibt: Fachingenieur Klaus Mitter, der dem Wolnzacher Trinkwasser gute Noten gab.

Von nichts kommt nichts. Auch nicht aus dem Wasserhahn. Trockenheit, Klimawandel, Nitratbelastung – Schlagworte der heutigen Zeit, die zwar den Fokus auf die Lebensgrundlage Wasser etwas verändert haben, im Alltag jedoch schnell in Vergessenheit geraten. Weil es einfach – im Gegensatz zu vielen anderen Ländern der Welt – so selbstverständlich ist, dass man bestes Wasser in jedes Haus bekommt. Einfach so.

Hinter „einfach so“ steckt jedoch ein komplexes System aus Brunnen und Aufbereitungsanlagen – auch in Wolnzach. Und selbige Trinkwasseraufbereitung das Wasserwerks Wolnzach steht am Stieglberg 21 A, ist rund 25 Jahre alt und muss regelmäßig gewartet werden. „Wie ein Auto“, zog der Fachmann einen ersten bildlichen Vergleich. „Da muss man ja auch regelmäßig den Ölstab ziehen.“ Herauszufinden, was wie an der Trinkwasseraufbereitung zu machen ist, damit hatte der Bauausschuss bereits im Februar die Fachfirma SHP aus Markt Schwaben beauftragt, dessen Geschäftsführer Klaus Mitter ist.

„Wie lange darf ich reden?“ – mit dieser Frage war er am Dienstag vor den Bauausschuss getreten, um die Ergebnisse vorzustellen – und hatte die am Tisch Sitzenden zunächst erschreckt. Schließlich hatten sie zu diesem Zeitpunkt bereits einen umfassenden Tagesordnungspunkt hinter und noch einige weitere vor sich. Also zog Bürgermeister Jens Machold (CSU) zunächst die Reißleine und gewährte dem Referenten „eine Viertelstunde“. Die solle auch für „viel Herzblut“ reichen. Tatsächlich vergingen die Minuten dann jedoch wie im Flug – dank der sehr praxisorientierten Schilderung des Fachmannes, der es verstand, genau die Fragen zu beantworten, die die Menschen rund ums Trinkwasser beschäftigen.

Stichwort „hartes Wasser“. Immer wieder ein vieldiskutiertes Thema, das Klaus Mitter für Wolnzach gar nicht als solches sieht. Denn Kalkflecken im Wasserkocher und in der Dusche stehen für Wasser mit viel Calcium und Magnesium. Also: „Also das, was auf vielen Mineralwasser-Flaschen steht, das kriegen sie hier frei Haus.“ In der Trinkwasseraufbereitung am Stieglberg fließt Wasser aus drei Brunnen zusammen, gemessen werden hier Werte von 14 bis 22 Grad deutscher Härte: „Ich breche eine Lanze für dieses Wasser, es ist überhaupt nicht hart.“ Andernorts gäbe es Werte von doppelter oder dreifacher Höhe. Auch, was die ebenfalls vielzitierte Nitratbelastung betrifft, müsse man sich in Wolnzach keine Sorgen machen, den hier gelte der Grundsatz „die Mischung macht’s“: In zwei der drei Wolnzacher Brunnen liegen die Nitratwerte laut Mitter etwas über dem Grenzwert von 50 mg/Liter, dafür läge das Wasser aus den dritten Brunnen „ganz weit darunter“. Im Ergebnis stehe Trinkwasser mit Werten von 20 bis 30 mg/Liter – also weit unter den zulässigen Grenzwerten.

Aber: Das Wasserwerk Wolnzach sei nicht zur Enthärtung und Nitratkontrolle gebaut, sondern, um den Sauerstoffgehalt im Wasser zu erhöhen und Eisen und Mangan zu entfernen. „Das können Sie Ihren Leuten sagen, wenn Sie gefragt werden“, riet der Fachmann den aufmerksam zuhörenden Bauausschussmitgliedern. Dass dafür Chemie eingesetzt werde, sei ein immer wieder in der Öffentlichkeit kursierendes Gerücht, das Klaus Mitter gleich in den Bereich der Ammenmärchen stellte: In Wolnzach geschehe die Reinigung „sehr naturnah“ über Sandfilter. „Das funktioniert sehr gut.“

Damit das auch in Zukunft so sei, müsse in die 25 Jahre alte Anlage Stück für Stück investiert werden, sein Büro empfiehlt eine vierteljährliche Kontrolle (Kostenpunkt jeweils 150 Euro); außerdem habe man einen Rahmenplan für die künftig angebrachten Teilertüchtigungsmaßnahmen vorgelegt. Der Bauausschuss stimmte all dem zu – und dankte dem Referenten am Ende mit Applaus – obwohl er doch etwas länger als die gewährte Viertelstunde für seine Erläuterungen gebraucht hatte.

Dass man in Wolnzach mit Wassermeister Stefan Geier jemanden mit einem ähnlich großen „Herz für Wasser“ habe, ist aus Sicht des Bürgermeisters Jens Machold die beste Grundlage dafür, dass es auch in Zukunft läuft. An der Leistung der Aufbereitungsanlage zumindest sollte das nach Auskunft von Klaus Mitter nicht liegen: „Die reicht von der Kapazität er aus – auch für die nächsten Jahrzehnte.“

WZ