Pfaffenhofen
Umstrittene Leichenschau in Pfaffenhofen

Ausstellung „Echte Körper on tour“ gastiert in der Eventtenne

03.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:48 Uhr

Plastinierte Körperstehen bei „Echte Körper on tour“ im Mittelpunkt: Sie sind am Wochenende in der Pfaffenhofener Eventtenne zu sehen. Das gezeigte Foto entstand, als die Ausstellung auf dem früheren Expo-Gelände in Hannover gastierte. Foto: Steffen, dpa

Pfaffenhofen – Ein menschliches Wesen ohne Haut und Haare, dazu der reißerische Spruch „Nur wenige Tage!“ Wer momentan durch Pfaffenhofen spaziert, dem sind die Plakate sicher schon aufgefallen. Sie werben für die Ausstellung „Echte Körper on tour“. Am Samstag und Sonntag, 5. und 6. November, will sie Besucher jeweils von 11 bis 18 Uhr in die Eventtenne im Gewerbegebiet Kuglhof locken.

Etwa 200 anatomische Exponate, heißt es in einer Pressemitteilung der Veranstalter, werden in der Sammlung gezeigt. Sie bestehen unter anderem aus konservierten menschlichen Körpern, Skeletten, Gliedmaßen oder Organen. In Ebersberg, wo die Ausstellung Ende Oktober präsent war, gehörten laut Erik Ipsen, dem Geschäftsleiter der Stadtverwaltung, unter anderem auch in Gläsern verstaute Föten in verschiedenen Entwicklungsstadien sowie Raucherlungen mittels Blasebalg zum Aufpumpen zu den präsentierten Objekten. Das muss man mögen – für zart besaitete Naturen will ein Besuch wohl abgewogen sein.

In manchen Städten, etwa in Bonn, wurde die Leichenschau verboten. Laut Medienberichten seien die vorliegenden Einverständniserklärungen der Präsentierten lückenhaft gewesen. Die Exponate sollen allesamt aus den USA stammen. Unsere Zeitung versuchte mehrfach, mit dem Veranstalter Kontakt aufzunehmen – leider vergebens. Die auf dem Anrufbeantworter hinterlassene Bitte um einen Rückruf wurde nicht erfüllt. Auf der Website der Ausstellung als verantwortlich ausgewiesen wird Leon Sperlich, wohnhaft in Raduhn, einem Ortsteil der der Gemeinde Lewitzrand in Mecklenburg-Vorpommern.

Von der Aufmachung her erinnert die Ausstellung an die sogenannten Körperwelten des Mediziners und Künstlers Gunther von Hagens, der in den späten 1990er-Jahren ebenfalls mit Leichen beziehungsweise Leichenteilen durch Deutschland tourte und damals für Aufregung und zum Teil heftigen Protest sorgte; unter anderem von Kirchen. Beide Ausstellungen basieren auf der Methode der Plastination. Dabei werden Körper durch den Austausch von Zellflüssigkeiten sowie durch Kunststoffe haltbar gemacht.

Doch während bei Gunther von Hagens der Unterhaltungscharakter und wohl auch der Schockeffekt im Mittelpunkt standen, möchten die Macher von „Echte Körper“ nach eigenem Bekunden eher die Wissenschaft betonen. Wie wissenschaftlich das Ganze tatsächlich ist, das bleibt abwarten. „Die Sperlichs sind eine Zirkusfamilie“, sagt der Raduhner Ortsvorsteher Wolfgang Hilpert.

Wer sich das Ganze anschauen möchte, muss etwas tiefer in die Tasche greifen: 15 Euro kostet der Besuch für einen Erwachsenen. Nicht weit weg davon, im Cineradoplex, läuft derzeit übrigens der Grusel-Schocker „Halloween Ends“. Jede Menge Leichen, wenn auch keine echten, sind auch dort garantiert. Eintritt wird ab acht Euro gewährt.

PK