Wolnzach
Schäffler tanzen ganz im Sinn der Legende

Tradition außer der Reihe: Eschelbacher setzen ein Zeichen gegen die Coronapandemie

06.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:32 Uhr
Wolfgang Kollmeyer

„Aber heid is... nass“: Die Eschelbacher Schäffler boten am Pfingstwochenende einige Auftritte, um ein Zeichen gegen die Coronapandemie zu setzen. Fotos: Kollmeyer

Von Wolfgang Kollmeyer

Eschelbach – Es ist eigentlich Schäfflergesetz, dass sie nur alle sieben Jahre ihren Tanz aufführen. Die Eschelbacher haben in diesem Jahr mit der Tradition gebrochen, um ein Zeichen gegen die Coronapandemie zu setzen und um den Menschen eine Freude zu bereiten – zuerst am Pfingstsonntag in Eschelbach vor der Kirche St. Emmeram, am Pfingstmontag dann in Wolnzach vor dem Rathaus. Zwar fand der Tanz außer der Reihe statt – doch entspricht er eigentlich der Entstehungslegende des Schäfflertanzes: Erstmals, so heißt es, sollen die Schäffler zum Ende der Pest getanzt haben.

Von den ursprünglich 19 Eschelbacher Schäfflertänzern aus der Faschingssaison 2019 traten heuer noch zwölf an, weil es bei einigen zeitlich nicht passte oder andere inzwischen geheiratet hatten – denn mittanzen dürfen nur ledige Burschen. Trotz des vorherigen kräftigen Gewitterschauers hatte der Schäfflertanz wieder viele Besucher der Dorfgemeinschaft und von außerhalb zusammen gebracht, die sich teilweise nach dem Kirchgang vor dem Dorfheim trafen oder extra kamen und gespannt auf die Aufführung warteten.

Rita Schneider beispielsweise freute sich, dass wegen der Coronapandemie mit der Sieben-Jahre-Regel gebrochen wurde. „Hoffentlich kommt Corona nicht so bald wieder zurück“, so ihre Hoffnung. Auch eine ältere Dame im Rollstuhl freute sich: Hatte sie doch früher ihren Mann bei den Schäfflertänzen kennengelernt. Und Junior-Schäffler Xaver mit seinen drei Jahren auf dem Arm seines Papas war schon richtig mit einer Schäffler-Uniform ausgestattet.

Getanzt wurden die traditionellen Figuren wie zum Beispiel Laube oder Sommerhaus, nach der Melodie des Neuen Münchener Schäfflertanzes von Johann Wilhelm Siebenkäs, gespielt von der Marktkapelle Wolnzach. Schäffler Florian Appel bestätigte, dass die Truppe schon im letzten Jahr darüber nachgedacht hatte, wegen der Coronakrise aufzutreten, doch die Vorschriften bremsten sie damals aus.

Bei Temperaturen um 21 Grad mussten sie heuer zwar nicht „Aber heit is koid“ singen – aber die Eschelbacher hätten das Lied kurzerhand umdichten können zu „aber heit is nass“, denn kurz vor dem Auftritt ging noch ein kräftiger Gewitterregen nieder. Zum Schluss, als Besucher und Schäffler im Dorfheim und der Halle der Feuerwehr untergekommen waren, kam der nächste kräftige Schauer.

„Wir sehen uns in viereinhalb Jahren wieder“, versprachen die Eschelbacher Tänzer dem Publikum, das in der Feuerwehrhalle bei heißen Wienern und Weißwürsten den Vormittag ausklingen ließ.

WZ