Geisenfeld
Pfarrhof: Innensanierung für über eine Million Euro

Nach langen Vorplanungen beginnen jetzt die Arbeiten in dem historischen Gebäude − Fertigstellung für Ende 2023 anvisiert

20.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:06 Uhr

Die Räume wie hier im Obergeschoss des Pfarrhofes müssen von Grund auf saniert werden. Fotos: Kohlhuber

Von Gerhard Kohlhuber

Geisenfeld – Der Pfarrer wohnt im Pfarrhof. So wäre der Normalzustand, doch Andreas Ring hat sich zu seiner Amtsübernahme in Geisenfeld vor knapp zwei Jahren gleich mal eine Mietswohnung gesucht. Weil sich bei dem maroden Pfarrhof schon damals die dringend notwendige Sanierung abzeichnete. Jetzt geht es damit so richtig los, und erfüllen sich die Hoffnungen des federführenden Architekten, so kann Ring hier Ende 2023 einziehen.

„Sie sehen, hier ist einiges zu machen“, sagt der Geisenfelder Stadtpfarrer bei einer kleinen Führung durch das historische, komplett leergeräumte Gebäude, und zeigt auf feuchtes Gemäuer und auf Böden, von denen nur noch wurmstichiges Gebälk übrig geblieben ist. Ob die elektrischen Leitungen oder die Heizung, alles muss erneuert werden. „Die letzten Renovierungsarbeiten innen liegen halt schon viele Jahrzehnte zurück, die meisten Leitungen sind schon über 50 Jahre alt“, hat der Pfarrer erfahren.

Außen ist das Gebäude, das in seiner jetzigen Ansicht gut 300 Jahre alt ist, bereits saniert worden, und Gleiches gilt für das Dach. 2015 war das , wobei diese Arbeiten damals durchaus anspruchsvoll waren. So erwies es sich als notwendig, die Außenwand zum Stadtplatz hin mit Stahlhaken zu sichern, „sonst wäre sie mit der Zeit in Richtung Platz umgestürzt“, erläutert Ring. „Die Erbauer des Gebäudes konnten halt leider das große Schwerlast-Verkehrsaufkommen ein paar Meter entfernt nicht vorhersehen.“ Beim Dachstuhl wurde vor sieben Jahren das Gebälk teilweise erneuert, auch das Dach hat man neu eingedeckt. 2015 war man sich auch bereits bewusst, dass es im Inneren weitergehen muss, was nun passiert.

Zunächst waren freilich mehrere Voruntersuchungen notwendig, um den Zustand der Bausubstanz bestimmen zu können. „Bei einem so altehrwürdigen Haus dauert das schon seine Zeit“, sagt Ring zur Begründung, warum es jetzt erst los geht. Parallel zu diesen Voruntersuchungen sei aber auch schon an den Umbauplänen gearbeitet worden. „Mit Max Bortenschlager aus Mainburg haben wir einen sehr versierten Architekten an unserer Seite, der den Pfarrhof durch die Außensanierung bereits bestens kennt“, freut sich der Geisenfelder Stadtpfarrer.

Genutzt wird die Sanierung auch gleich für eine neue Raumaufteilung. „Im Erdgeschoss befinden sich zukünftig nur noch die pfarramtlichen Räume. Im ersten Stock wird die Wohnung für den Pfarrer eingerichtet, und auch eine kleine Wohnung für eine Haushälterin sowie ein Gästezimmer sind mit eingeplant.“

Kurioserweise wird ausgerechnet dieses Gästezimmer dann ein besonderes Kleinod beherbergen: einen Kachelofen aus der Barockzeit mit sinnbildlichen Darstellungen von Erdteilen und Ländern. Durch frühere Umbauten des Gebäudes steht dieses Schmuckstück eines unbekannten Künstlers schon bislang in einem unscheinbaren Raum, und auch jetzt verzichtet man auf die Versetzung des Kachelofens in ein repräsentativeres Umfeld. „Da wäre die Gefahr groß, dass er das nicht übersteht“, so Pfarrer Ring. Die zukünftige Raumaufteilung im Obergeschoss wird im übrigen zu einem großen Teil von der vorhandenen Stuckdecke vorgegeben. Trockenbauwände, die vor einigen Jahrzehnten ohne viel Rücksicht auf diesen Stuck eingezogen worden, werden wieder entfernt.

Die ersten Ausschreibungen sind bereits erfolgt, und mit den Arbeiten wird wohl nach den Sommerferien begonnen“, sagt Architekt Max Bortenschlager – verweist dabei aber auf die derzeitigen Unwägbarkeiten in Sachen Material und Arbeitsauslastung der Firmen. Dies schlage sich dann auch in größeren Unsicherheiten bei der Preisentwicklung nieder. Die bisherige Kostenschätzung, so lässt der Architekt wissen, liege bei „gut einer Million Euro“.

Im Zuge der Sanierung ist das Pfarrbüro bereits seit einem halben Jahre ins Pfarrheim ausgelagert. Der Zugang zu diesem, so teilt Pfarrer Ring mit, ist während der kompletten Bauphase nur mehr über die Kolpingstraße möglich, „denn das Einfahrtstor zur Münchener Straße hin bleibt aus sicherheitstechnischen Gründen geschlossen.

WEITERE ÜBERFÄLLIGE PROJEKTE MÜSSEN WARTEN

Wer an der Geisenfelder Stadtpfarrkirche vorbeigeht, der kann es gar nicht übersehen: Investitionsbedarf besteht in der Pfarrei Geisenfeld nicht nur zur Sanierung des Pfarrhofes. Auch bei der Außenfassade des Gotteshauses ist eine Restaurierung längst überfällig. Insbesondere der Barockturm sieht schlimm aus, „und ich werde von Pfarrangehörigen auch immer wieder daraufhin angesprochen“, lässt der Stadtpfarrer wissen. Investiert werden müsste bekanntlich aber auch in eine neue Orgel, für die es in den vergangenen Jahren immer wieder Anläufe gegeben hat. Das erste Benefizkonzert zur deren Finanzierung liegt mittlerweile 22 Jahre zurück.

Aber beides muss noch warten, und zwar so lange, bis die Pfarrhofsanierung abgeschlossen ist. Den Hintergrund erklärt Pfarrer Ring so: „Um alle in der Diözese anfallenden Projekte finanziell stemmen zu können, gilt bei der Finanzkammer der Grundsatz, dass pro Pfarrei immer nur eine Baumaßnahme gefördert wird.“

kog