Von Gaden nach Unterpindhart
Lang ersehnter Radweg bei Geisenfeld steht vor dem Aus

03.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:37 Uhr

Der Ausbau der Kreisstraße zwischen Unterpindhart und Gaden ist für 2024 fix terminiert. Aller Voraussicht nach wird das Projekt ohne den Bau eines straßenbegleitenden Radweges über die Bühne gehen. Diesen hätte die Stadt zum Nulltarif bekommen. Foto: Kohlhuber

„Stand jetzt können wir das leider nicht realisieren, so schade das auch immer ist.“ – In diese Worte kleidete Geisenfelds Bürgermeister Paul Weber bei der Unterpindharter Bürgerversammlung die Hiobsbotschaft in Sachen Radweg nach Gaden. Das Projekt scheitere wohl am Grunderwerb, musste der Rathauschef vermelden.

Die folgende, hitzige Diskussion offenbarte dann, welche Gräben sich im Ort zwischen der Mehrheit der Befürworter des Radwegebaus und der Minderheit der Gegner auftun.

Bekanntlich würde die Stadt Geisenfeld den gut drei Kilometer langen, straßenbegleitenden Radweg quasi geschenkt bekommen. Der Landkreis würde ihn im Zuge des Ausbaus der Kreisstraße PAF 31 gleich mitbauen – wenn denn die Stadt den dafür notwenigen Grund zur Verfügung stellen kann. Um diesen Grunderwerb bemüht sich die Stadt seit mittlerweile rund vier Jahren. Die lange Frist stand zu Verfügung, weil der Kreis den zunächst für 2021 oder 2022 geplanten Straßenbau mehrfach verschoben hat. Nur ist das Projekt aber fix terminiert, und zwar für 2024.

Nur 43 Prozent der benötigten Flächen sind zu erwerben



In der Bürgerversammlung am Donnerstagabend hob sich Paul Weber dieses brisante Thema bis ganz zum Schluss auf. Man habe „unzählige Gespräche“ geführt, doch unter dem Strich könne man nur 43 Prozent der benötigten Flächen erwerben, bei den anderen 57 Prozent gebe es „leider ein Nein der Eigentümer“, ließ er wissen. Nach GZ-Informationen hat man es mit insgesamt 21 Eigentümern – hauptsächlich aus Unterpindhart, aber auch aus Gaden und auch von auswärts – zu tun, von denen elf nicht abgabebereit sind. Einer von diesen müsste dem Vernehmen nach ganze drei Quadratmeter abgeben, mag aber nicht.

Mit dem angebotenen Kaufpreis habe die Ablehnung der elf Eigentümer indes nichts zu tun, erklärte der Bürgermeister, es würden hier „andere Gründe genannt“. Doch welche? Bedenken über eine Verschmutzung der Hopfengärten mit Unrat würden hier genauso genannt wie die Sorge vor Konflikten mit Radfahrern während des Hopfenspritzens, ließ Weber auf eine entsprechende Frage aus der Versammlung wissen. Einige der Versammlungsbesucher zeigten durchaus Verständnis für solcherlei Argumente und verwiesen auf mögliche Alternativtrassen für einen Radweg. Diese wurden aber wiederum von anderen Unterpindhartern – wie schon in den vergangenen Jahren – als entweder zu steil oder zu „hinterleitig“ abgelehnt.

Leidenschaftliche Diskussion und flammender Appell



Es entspann sich in der Versammlung eine leidenschaftliche Diskussion, in der der pensionierte Polizist und frühere Kriegervereinsvorsitzende Franz Neuwirth einen flammenden Appell an die abgabeunwilligen Grundeigentümer richtete. Deren von Weber zitierten Argumente seien doch „pure Ausreden, über die man im 21. Jahrhundert nur den Kopf schütteln“ könne. Dieselben Argumenten könnten überall in der Hallertau angeführt werden, und doch gebe es auf Dutzenden Kilometern Länge Radwege, die an Hopfengärten vorbeiführen.

„Wo anders spielen solche angeblichen Probleme also keine Rolle, warum dann bei uns?“, wunderte sich Neuwirth, der sich zudem fragte, „wo denn in Sachen Vermüllungsgefahr der Unterschied liegt, ob der Radfahrer auf dem Radweg vorbeifährt oder auf der Straße“. So sahen es auch etliche andere Versammlungsbesucher, von denen mehrfach der Appell an die Grundeigner kam, „doch an unsere Kinder und Enkel zu denken“ und die „auf Jahrzehnte hin einmalige Chance nicht einfach zu verschenken“.

Er würde sich „riesig freuen, wenn diese Appelle und die Gespräche im Ort selbst doch noch etwas fruchten würden“, fasste der Bürgermeister die Diskussion zusammen. Nur müsse sich da im Laufe der nächsten Wochen etwas tun, denn spätestens im zweiten Halbjahr mache sich der Landkreis an die Ausschreibung für die Sanierung der Kreisstraße. Mit oder eben ohne Radweg.

GZ