Pfaffenhofen
Landkreis beteiligt sich am Defizit der Gnadenthal-Schulen sowie den Kosten für den Neubau eines Schulgebäudes in Ingolstadt

Unfreiwillig freiwillige Leistung

05.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:33 Uhr

Mehr Geld fürs Gnadenthal-Gymnasium überweist der Landkreis Pfaffenhofen künftig an die Diözese Eichstätt. Foto: Eberl

Pfaffenhofen – Ganz offiziell ist es eine freiwillige Leistung – dem Landkreis Pfaffenhofen bleibt aber eigentlich nichts anderes übrig als Geld für Schulen in Ingolstadt zu bezahlen. Denn wenn er sich nicht am Defizit der Gnadenthal-Schulen der Diözese Eichstätt und den Kosten für den Neubau der Tilly-Realschule sowie der Wirtschaftsschule eines privaten Trägers beteiligt, würde es am Ende wohl noch viel teurer für die Landkreiskasse werden.

Hintergrund ist folgender: Bei lediglich staatlich anerkannten oder privaten Schulen ist der Landkreis nicht verpflichtet sogenannte Gastschulbeiträge zu bezahlen. Bei Schulen in öffentlicher Trägerschaft würden dagegen hohe Beiträge vom Landkreis fällig. Bei der Wirtschaftsschule würde sich dieser Betrag pro Jahr und Schüler auf 1825 Euro belaufen.

Im Fall der Gnadenthal-Schulen hat sich das Bischöfliche Ordinariat Eichstätt an den Landkreis gewandt und gebeten, zur Abdeckung von Defiziten entsprechende Gastschulbeiträge zu entrichten – immerhin 119 von insgesamt 676 Schülern des Gymnasiums kommen aus dem Landkreis Pfaffenhofen.

Aufgrund ihres hohen Schüleranteils haben sich sowohl die Stadt Ingolstadt als auch der Landkreis Eichstätt in den vergangenen Jahren bereits mit hohen Zuschussanteilen an den Defiziten der Gnadenthal-Schulen beteiligt. Der Landkreis Eichstätt hat laut Sitzungsvorlage im Jahr 2018 rund 100000 Euro bezahlt, die Stadt Ingolstadt sogar 200000. Der Landkreis Pfaffenhofen beteiligte sich zuletzt mit 18000 Euro am Defizit. Diese Beträge werden jetzt deutlich steigen.

Aufgrund der angespannten Finanzlage der Diözese Eichstätt hat sich die Stadt Ingolstadt im März dazu entschlossen, künftig fiktive Gastschulbeiträge anhand der aktuellen Schülerzahlen zu entrichten. Dies habe zur Folge, dass künftig rund 700000 Euro pro Jahr an die Diözese überwiesen werden. Für den Landkreis Eichstätt wird sich ein Betrag von insgesamt rund 294000 Euro pro Jahr errechnen. Nach diesem Schlüssel würden sich die Kosten für den Landkreis Pfaffenhofen auf über 131000 Euro summieren – zu viel findet Kreiskämmerer Walter Reisinger. Zwar sei festzustellen, dass sich der Landkreis in den zurückliegenden Jahren eine hohe Summe an Gastschulbeiträgen gespart habe, dennoch könne einer vollen Übernahme der fiktiven Gastschulbeiträge nicht entsprochen werden. Der Kreisausschuss stimmte schließlich dafür, die Hälfte des fiktiven Gastschulbeitrags zu überweisen. Zunächst befristet bis zum Schuljahr 2025/26 gehen somit knapp 66000 Euro jährlich an die Diözese Eichstätt. Hätten sich die Kommunen nicht dafür entschieden, die Diözese zu unterstützen, wäre sogar zur Debatte gestanden, die Schulen aus der kirchlichen Trägerschaft zu entlassen – dann hätten die Kommunen als Träger auftreten müssen, was noch weitaus höhere Kosten verursacht hätte. Weil aber der Landkreis Eichstätt und der Stadt Ingolstadt eine solch massive Unterstützung gewähren, könne man sich als Landkreis Pfaffenhofen mit der Hälfte des fiktiven Gastschulbeitrags begnügen, war die Meinung im Kreisausschuss.

Übrigens müssen sich nicht nur die Kommunen finanziell beteiligen: Zum April hatte die Diözese ein Schulgeld eingeführt. Die Erziehungsberechtigten zahlen 50 Euro pro Monat für Realschüler sowie 80 Euro für Gymnasiasten.

Ebenso wie die Gnadenthal-Schulen besuchen Schüler aus dem Landkreis Pfaffenhofen auch die Tilly-Realschule und die Wirtschaftsschule einer privaten GmbH in Ingolstadt. Da das bisherige Schulgebäude nicht mehr zeitgemäß saniert werden kann, seien die privaten Schulen gezwungen, einen Neubau auf einem Erbbaurechtsgrundstück zu errichten. Die vorläufige Kostenberechnung liegt bei 33,9 Millionen Euro, zunächst lag die Schätzung bei 26,9 Millionen Euro. „Die Deckungslücke kann der Träger nicht stemmen“, sagte Reisinger. Ein Gesamtbetrag von jährlich 155000 Euro soll daher anhand des prozentualen Schüleranteils ab dem Jahr 2024 bis 2034 aufgeteilt werden. Auf den Landkreis kommen somit knapp 40000 Euro an Kosten jährlich zu. Das ist es den Mitgliedern des Kreisausschusses wert, damit die Schulen weiterhin unter privater Trägerschaft bleiben können. Denn sollten diese Schulen in die öffentliche Trägerschaft wechseln, müsste der Landkreis rund 250000 Euro pro Jahr an Gastschulbeiträgen berappen.

str