Pfaffenhofen
Iphigenie auf Spaß-Tauris: Schyren-Theater zeigt moderne Fassung

25.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:33 Uhr

Der von seiner Bluttat befleckte Königsspross Orest (Lara Sabbatino, Mitte) und dessen Gefährte Pylades (Elias Hehme, links) planen mit Priesterin Iphigenie (Fiona Fierenkothen) die gemeinsame Flucht von der Menschenopfer-Insel Tauris. Fotos: Scheerer

Wer mal Abitur gemacht hat, erinnert sich dunkel: Iphigenie auf Tauris, Hüterin im heiligen Hain, Luxusverkörperung einer Schönseele. Die Frau, die dem Dumpfpatriarchen die Grenzen aufzeigt mit Respekt und Peace statt Macht und Fies, mit Klartext-Ansage statt Draufhaue, UN-Botschafterin für die globale Ächtung all dessen, was du nicht willst, das man dir tu.

Trotz der empowernden Mutmach-Botschaft hat „Iphigenie auf Tauris“ nicht nur Fans. Manche finden Goethes Hyper-Idealismus ein bisschen verkopft (darunter Goethe selbst); andere trauen sich zu sagen, der Reclam-Schmöker sei, so von der Handlung her, „nicht wirklich packend“, vielmehr habe man nach fünf Seiten in erhaben-antiken Versmaßen nix mehr kapiert und sei dann durch eine Art Fügung der Götter vom Weiterlesen abgehalten worden.

„Die Tantaliden, Iphigenie und ich“



Wegen solch bildungsfeindlichen Banausentums existiert eine kindgerechte Spaßfassung des zeitlos prüfungsrelevanten Stoffes: Helga Ehams Komödie „Die Tantaliden, Iphigenie und ich“ wurde am Mittwochabend vom Schyren-Theater in der Aula des Gymnasiums auf die Bühne gebracht. Vorne auf den Brettern: sechzehn Akteure aus der Unter- und Mittelstufe. Hinten in der Regieverantwortung: Ruth Knoll.

Da bekamen die notorische Gutfrau Iphigenie (Fiona Fierenkothen) und der im Herzen ebenfalls anständige – und deswegen langweilige – Tyrann Thoas (Erla Ögmundsdóttir) endlich mal Züge normaler Menschen: Der Menschenopfer-Befürworter hat ein Style-Problem, sie hat ein Ouzo-Problem.

Die Schultheater-Inszenierung hat einige Highlights, die das Publikum zum Lachen brachten: der grausige Familienfluch der Tantaliden in pantomimischem Slapstick-Zeitraffer, die Privatpatientensprechstunde beim Delphischen Orakel (Alexandra Kulczar) oder die auf der Bühne herumstolpernde, transportfertig verpackte, geklaute und dann vergessene Göttin Diana (Marlene Thomas).

Die meisten Mitwirkenden stehen ganz am Anfang ihrer Schultheaterkarriere und dürfen noch lernen, dass der große Bühnenspaß sogar noch größer wird, wenn man ihn ein bisschen ernster nimmt. Andererseits hat „Die Tantaliden, Iphigenie und ich“ ja auch eine ironische zweite Ebene, und da ist so ein bisschen Aus-der-Rolle-Fallen schon fast im Sinne der Erfinderin. Es geht ja auch darum, dass das Theater über sich selber lacht – und das ist dem Schyren-Theater am Mittwochabend gelungen.

Zweite Vorstellung am 26. Mai

Eine zweite Vorstellung des Schyren-Theaters von „Die Tantaliden, Iphigenie und ich“ findet an diesem Freitag, 26. Mai, in der Aula des Schyren-Gymnasiums, Niederscheyerer Straße 4 in Pfaffenhofen, statt. Die Aufführung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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