Wolnzach
Im „Silicon Valley“ des Hopfenbaus

Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber bei Einweihung der neuen Vegetationshalle in Hüll

24.06.2022 | Stand 22.09.2023, 21:56 Uhr

Herzlich empfangen in Hüll wurde Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber am Freitag unter anderem von Adi Schapfl (von links), Präsident des Hopfenpflanzerverbandes, Erich Lehmair, Geschäftsführer des Hopfenpflanzerverbandes, Bürgermeister Jens Machold, Michael Möller, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Hopfenforschung, sowie Stephan Sedlmayer, Präsident der Landesanstalt für Landwirtschaft. Fotos: Trouboukis

Von Karin Trouboukis

Hüll – Silicon Valley liegt mitten in der Hallertau. Zumindest dann, wenn man diesen Inbegriff für geballte Kompetenz auf den Hopfen überträgt. Davon ist Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) überzeugt, denn bei der offiziellen Eröffnung der neuen Vegetationshalle im Hüller Hopfenforschungszentrum wählte sie am Freitag eben jenes Bild. Für Michael Möller, Vorsitzender der Gesellschaft für Hopfenforschung und damit Hausherr, ist das für rund 500000 Euro errichtete Gebäude ein „ganz besonderer Kindergarten“ – und zwar für rund 4500 Hopfen-Sämlinge.

Keine 50 Menschen leben in Hüll und doch ist das winzige Dorf im Gemeindegebiet Wolnzach weltbekannt: als Wiege des Hopfens, als sozusagen Geburtsstätte zahlreicher Hopfensorten, als Basis für die Hopfenforschung. Denn eben hier etablierte sich im Jahr 1926 die Hopfenberatung, als die Hopfenkrankheit Peronospora sämtliche Bestände zu vernichten drohte. Seither gehört die Forschung zu Hüll, sie wuchs, passte sich an, ging mit der Zeit – und setzt immer wieder neue Maßstäbe. Für viele Einheimische ist die Hopfenforschung schlicht und einfach „das Institut“ und die meisten wissen gar nicht so genau, welche Einflüsse von dem kleinen Ort ausgehen – und zwar hinaus in die ganze Welt. Eben deshalb öffnet das Hopfenforschungszentrum seine Tore an diesem Sonntag für die Öffentlichkeit, von 10 bis 17 Uhr können sich alle dort informieren – und im Festzelt an der Busch-Farm das feiern, was bereits am Freitag den offiziellen Segen bekommen hat.

4500 Sämlingein 13 Pflanzbeeten

Die neue Vegetationshalle, ein riesiges Gewächshaus, das ohne Heizung auskommt, bietet Platz für 13 Pflanzbeete, in denen 4500 vorselektierte Hopfen-Sämlinge – und damit 20 Prozent mehr als in der alten Halle – gezogen werden können. Dass dieses Gebäude überhaupt gebaut werden konnte, ist für Michael Möller, den Vorsitzenden der Gesellschaft für Hopfenforschung (GfH), sozusagen ein Symbol für eine starke Gemeinschaftsleistung, für die das Institut steht: nämlich der Kooperation zwischen Politik und Privatwirtschaft. Denn das Hopfenforschungszentrum Hüll ist eine gemeinsame Einrichtung der privatrechtlichen Gesellschaft für Hopfenforschung und – durch die Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) – des Freistaats Bayern. „Ich bin heute sehr glücklich und stolz“, so Möller am Freitag. Einen besonderen Dank schickte er an den Pfaffenhofener Landrat Albert Gürtner und den Wolnzacher Bürgermeister Jens Machold, die das Bauprojekt nach allen Möglichkeiten unterstützten. Auch, dass neben zahlreichen weiteren Ehrengästen Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber als „oberste Hüterin der besonderen Kulturpflanze Hopfen“ diesen Einweihungstag für ihren „Antrittsbesuch in Hüll“ wählte, wertete er stellvertretend für alle, die hier forschen und arbeiten, als großes Zeichen der Wertschätzung.

Antworten auf alle Fragenrund um den Hopfen

„Ohne die Gesellschaft für Hopfenforschung gäbe es wahrscheinlich keinen Hopfenbau mehr in Deutschland“, habe der langjährige Vorsitzende der GfH, Georg Balk, einmal gesagt. Ein Satz, den sie nur unterschreiben könne, so die Ministerin: „Alle wichtigen Fragen der Züchtung, des Pflanzenschutzes, der Anbautechnik und der Inhaltsstoffe bis hin zu alternativen Verwendungsmöglichkeiten des Hopfens werden in Hüll beantwortet.“ Der Freistaat Bayern stehe „klar und deutlich“ hinter dieser Forschung. Patentrezepte gäbe es nicht, so Kaniber, gerade ob „dieser schweren Zeiten“. Aber sie sichere zu, „realisierbare und praxisnahe Lösungen “ zu finden – auch wegen „manchmal etwas voreiliger Entscheidungen auf Bundesebene“.

Dass der Segen Gottes, gespendet von Ortspfarrer Thomas Schießl, im Mittelpunkt dieses Festtages stand und in der Halle sogar ein Kreuz seinen Platz finden soll, sei für sie als bekennende Christin eine große Freude, „weil heute nicht mehr selbstverständlich“. Umso mehr freue sie sich, dass das Hopfenforschungszentrum damit auch ein deutliches Zeichen für den Glauben setze. Und ein erstes Wunder sei ja sozusagen schon geschehen: dass die neue Vegetationshalle in diesen Zeiten überhaupt gebaut und fertiggestellt werden konnte.

WZ