Wut auf Fachbehörde
Hochwasserschutz für Ilmendorf in weiter Ferne

10.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:10 Uhr

Massive Überflutungen gab es beim Hochwasser im Juni 2013 südlich und westlich von Ilmendorf. 2017 wurde dem Ortsteil bis 2021 die Umsetzung eines Schutzkonzeptes in Aussicht gestellt, doch ein solches ist noch in weiter Ferne. Foto: Archiv GZ

Böse Worte mussten sich die beiden anwesenden Vertreter des Wasserwirtschaftsamtes Ingolstadt bei der Bürgerversammlung in Ilmendorf anhören. Zuvor waren die Ortsteilbürger mit ihrer Forderung nach einem Hochwasserschutz für das Dorf ein weiteres Mal auf unbestimmte Zeit vertröstet worden.

In der Tat klang es in den Ohren vieler Versammlungsbesucher wie Hohn, was die Behördenvertreter am Donnerstag zum Stand der Dinge kundtaten. Hatten doch die Ilmendorfer einen inhaltlich weitgehend identischen Vortrag bereits von sechs Jahren zu hören bekommen – kurz nachdem der damalige (und mittlerweile ins Ministerium nach München beförderte) Leiter des Wasserwirtschaftsamtes sowie der frühere Pfaffenhofener Landrat Martin Wolf einen „Baubeginn 2021“ in Aussicht gestellt hatten. Mittlerweile, so erfuhren die Versammlungsbesucher jetzt, wäre man bei der Fachbehörde aber schon froh, 2025 zumindest mal das Planfeststellungsverfahren einleiten zu können.

Das noch nicht umgesetzte Konzept von 2017



Zur Erinnerung das Konzept, auf das man sich 2017 verständigte: Ein regelbares Wehr im Oberlauf der Ilm soll dafür sorgen, dass nur so viel Wasser auf den Ort zuläuft, wie hier schadlos abfließen kann. Das überschüssige Wasser soll über die Schielein-Weiher westlich am Ort vorbei in Richtung Norden abgeleitet werden. Dies muss so geschehen, dass die Unterlieger, also Rockolding und Vohburg, keinen Schaden nehmen und dass auch die Bundesstraße 16 nicht überflutet wird. Das Wasser muss also unter der Bundesstraße durch – mittels eines „stabilen Rahmendurchlasses“, dessen notwendige Dimensionierung noch offen ist.

Vor der B16 muss das Wasser mit einem Damm ein Stück weit aufgestaut werden, was eventuell Auswirkungen auf das Grundwasser haben könnte. Um eine Verschlechterung der Situation ausschließen zu können, müsse als eines der ersten Teilprojekte ein Grundwassermodell erstellt werden, so der damalige Behördenchef.

Doch dieses Grundwassermodel ist jetzt, sechs Jahre später, immer noch nicht fertig, mussten die beiden Behördenvertreter am Donnerstag einräumen. Das sei alles „überaus komplex“, hieß es zur Begründung. Erst wenn das Grundwassermodell vorliege, könne man in die technische Planung der Deiche einsteigen, erläuterte der bei der Behörde zuständige Experte Matthias Spitzbarth. Sobald feststehe, wie die Deiche ausgestaltet werden müssen, werde dazu eine naturschutzfachliche Einschätzung eingeholt. Und erst nach Vorlage dieser Beurteilung sei es möglich, offiziell in ein Planfeststellungsverfahren einzusteigen − mit allen zeitlichen Unwägbarkeiten, die so ein aufwendiges Verfahren mit sich bringt.

Ortsteilsbürger: Nichts als „Hinhaltetaktik“



„Genau dasselbe haben wir doch schon 2017 gehört, das ist doch ein alter Hut und nicht mehr als Hinhaltetaktik“, erzürnte sich ein Versammlungsbesucher. Sein Vorwurf: Die Behörde unternehme nichts, um so den Interessen des Kieswerkbetreibers Schielein nicht in die Quere zu kommen. Andere Ilmendorfer stießen ins selbe Horn. Seit über 20 Jahren werde dem Ortsteil von Politikern und Behörden ein Hochwasserschutz versprochen, „und nichts ist passiert“.

Zumindest bei einem Nebenaspekt des Ilmendorfer Hochwasserschutzes könnte sich aber in nächster Zeit etwas tun. So wurde vor etwa acht Jahren im Zuge von Arbeiten am Ilmdamm südlich von Ilmendorf ein neben dem Damm verlaufenden Weg angelegt, der im Fall der Fälle für die Feuerwehr wichtig ist, um mit Sandsäcken schnell an Ort und Stelle gelangen zu können. Dieser Weg konnte damals aber wegen Problemen beim Grunderwerb nicht durchgängig gebaut werden.

Wenn aber nun Ilmendorf noch etliche weitere Jahre auf einen baulichen Hochwasserschutz warten muss, dann komme dem Vorhandensein eines solchen Weges besondere Bedeutung zu, hieß es in der Bürgerversammlung aus Kreisen der örtlichen Feuerwehr. Die Stadt habe dieses Thema „auf dem Schirm“, erklärte dazu Geisenfelds Bürgermeister Paul Weber (USB). Es hätten zum Erwerb der benötigten Flächen bereits Gespräche stattgefunden „und das Ergebnis stimmt mich vorsichtig positiv“, ließ er wissen.

GZ