Fragt man die aktuell rund ein Dutzend Mitglieder des Jugendspielclubs Vohburg (Landkreis Pfaffenhofen a.d. Ilm), was sie am Theaterspielen begeistert, sind die Antworten ebenso vielfältig wie die jungen Charaktere, die dort auf und hinter der Bühne aktiv sind selbst.
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Unter ehrenamtlicher Leitung von Theaterpädagogin Anja Lingen-Porsch hat sich der bunte Haufen vor einigen Jahren zusammengefunden und seitdem mit vielfältigen, fast immer selbst geschriebenen Stücken sein Publikum begeistert. Gespielt wird dabei immer bei freiem Eintritt. Um Requisiten, Materialien und andere Ausgaben finanzieren zu können, ist der Club deshalb auf Spenden angewiesen.
Nahezu alle Mitglieder des Jugendspielclubs waren früher einmal Mitglieder der Theater-AG der Mittelschule Vohburg. Als sie die Schule verließen, wollten sie weitermachen mit der Arbeit auf der Bühne. Die Idee zum Jugendspielclub entstand. Die Stadt Vohburg stellte Räume zum Proben zur Verfügung. Die Anfänge des Clubs waren geschaffen. Seither hat sich die Gruppe gleich mehrfach neu erfunden. Immer wieder kommen neue Mitglieder hinzu. Andere steigen aus oder pausieren aufgrund von Umzügen, fehlender Zeit während der Ausbildung oder in Prüfungsphasen. Tragisch ist das nicht – da sind sich die Mitglieder einig. Der Club lebt von einzelnen Projekten, die erarbeitet werden.
Ein großes Stück pro Jahr
Im Regelfall bringen sie ein großes Stück pro Jahr auf die Bühne der Agnes-Bernauer-Halle in Vohburg und des Bürgersaals in Münchsmünster. Dazu kommen kurze Stücke, die auf Vohburgs Märkten präsentiert werden. Die Reaktionen des Publikums sind dabei in aller Regel mehr als positiv.
Einfaches Theater zum Entspannen und Wohlfühlen darf man beim Jugendspielclub allerdings nicht erwarten. Fast immer nimmt sich die Gruppe eines aktuellen Problems der Gesellschaft an. Zuletzt war es die Atomkraft, mit der sich der Jugendspielclub befasste – unter dem Titel „Strahlende Zukunft“ verpackt in einen satirischen Krimi im Deutschland der 1980er-Jahre. Im vergangenen Jahr ging es im Stück „Body Trauma“ um die dramatischen Folgen des von Sozialen Medien suggerierten Schönheitswahns.
Gruppe macht Theater mit Emotion
So unterschiedlich die Themen auch sind – immer ist zu spüren, dass es sich Darsteller und Techniker des Clubs nicht leichtmachen: Intensiv spüren sie dem Thema nach, schlüpfen ganz und gar in ihre Rollen und erschaffen mit geringen Mitteln eine ganz eigene Welt auf der Bühne, die mal erklärt, mal verstört. Die ihr Publikum aber immer für sich einnimmt, die Nachdenken und Erschließen erfordert, es niemandem leichtmacht und manchmal so echt daher kommt, dass im Zuschauerraum Tränen fliesen.
Stücke zum Wohlfühlen sucht man ebenso vergebens wie große Bühnenbilder oder pompöse Kostüme. Im Gegenteil: Die Gruppe macht Theater mit Emotion. Einmalig, einfühlsam und echt. Wer will, der darf sich darin wiederfinden oder verlieren – und das nicht nur vor der Bühne, denn der Club ist für neue Mitglieder stets offen. Willkommen ist dabei jeder, der Spaß an der Arbeit auf oder hinter Bühne hat und der bereit ist, sich einzubringen. Vorkenntnisse braucht es nicht, denn das Motto des Clubs ist „Learning by Doing“.
DK
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