Überraschende Neueinschätzung
Dachstuhl des Geisenfelder Klosterbräustadels: Statik erfordert Stahlkonstruktion

10.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:11 Uhr

Nur bei Holz wird es im offenen Dachstuhl des Klosterbräu-Stadels nicht bleiben. Laut Statikbüro müssen die tragenden Teile durch eine Stahlkonstruktion ersetzt werden. Foto: GZ-Archiv Kayser

Unten Medienzentrum, oben Veranstaltungssaal samt Foyer und ein Vereinsraum: Dieses schon bekannte Nutzungskonzept für den zu sanierenden Klosterbräustadel in Geisenfeld hat sich mit dem jetzt dem Stadtrat vorgestellten Entwurf nochmals verfestigt. Sinnvoll umsetzen lässt es sich freilich nur mit einer gravierenden Änderung.



Aus Gründen der Statik müssen laut Fachbüro die tragenden Teile des Holz-Dachstuhls durch eine Stahlkonstruktion ersetzt werden. Der Sichtdachstuhl ist „unbedingt erhaltenswert“. Ja, es gebe Probleme mit der Statik, aber diese lassen sich „relativ schnell mit einer kleinen Ertüchtigung in den Griff bekommen“. So der mit einer Machbarkeitsstudie betraute Ingenieur bei seiner Expertise im September 2019.

Allerdings: Um das Gebäude so nutzen zu können, wie von der Stadt vorgesehen, ist es mit einer „kleinen Ertüchtigung“ nicht getan. Zu diesem Ergebnis kamen jetzt die Statiker vom Büro Kugler & Kerschbaum, die für diesen Aspekt des Gesamtprojekts zuständig sind. Für eine Gesamtbreite von fast 17 Metern weise der Dachstuhl eine „sehr sparsame Bauweise“ auf, die für „massive Schwankungen“ sorge. Etliche tragende Teile seien um ein Mehrfaches überbeansprucht, so die Statiker. Heißt konkret: Die für die angedachte Nutzung benötigte Stabilität bekomme man nur mit einer Konstruktion aus Stahl, die sich aber „optisch ansprechend in die verbleibenden Holzelemente integrieren lässt“.

Stahlkonstruktion bringt Vorteile



Diese Lösung habe auch für die Nutzungen konkrete Vorteile, erläuterten die Experten vom Statikbüro weiter. So lasse sich im künftigen Saal auf die bisher mittigen und hier dann störenden Senkrecht-Balken verzichten, und in den äußeren Bereich der Foyer-Räume auf die schrägen Balken, die man hier nicht gebrauchen könne.

Dem Vorschlag der Statiker zu folgen, dies legte auch Susanne Böhm von Raith Architekten, dem beim Projekt federführenden Büro, den Stadträten ans Herz. Sie stellte in der Sitzung das Nutzungskonzept vor, in das nun auch jene Wünsche eingeflossen seien, die vom Stadtrat bei der Vorstellung des Erstentwurfes vor drei Monaten geäußert wurden. Man sei aber auch auf die Bayerische Staatsbibliothek und auf die Mitarbeiterinnen der Geisenfelder Bestandsbücherei zugegangen, um Anregungen und Fakten zur aktuellen Nutzung einzuholen.

Die Fachplanerin stellte im Detail vor, was wo im Erd- und Obergeschoss seinen Platz finden soll. Wie sich im Medienzentrum die Areale für die Nutzergruppen anordnen, wo im Dach die neuen Gauben vorgesehen sind und wie die nach Süden ausgerichtete Terrasse ins Medienzentrum mit seinem kleinen Bewirtungsbereich eingebunden wird. Die Räte und auch Bürgermeister Paul Weber (USB) zeigten Gefallen an dem Konzept – mit einer Ausnahme: Einigen Räten wie Peter Pfliegler (ILM), Karl Steinberger (FW) und Erich Erl (FW) erschien der Aufzug in der bisher geplanten Größe als deutlich zu klein – etwa bei Notfalleinsätzen oder für das Catering. Die Fachplanerin sagte zu, hier nachzubessern.

Zuschuss nur für die Sanierung



Erl zeigte sich zudem verwundert über die Aussage von Susanne Böhm, wonach für die gesamte neue Nutzung nur etwa 20 Stellplätze zusätzlich im öffentlichen Raum ausgewiesen werden müssen. Und der FW-Fraktionschef bezeichnete es als „Stunde der Wahrheit“, wenn dem Gremium im Februar – wie zugesagt – nicht nur eine realistische Kostenschätzung, sondern auch eine konkrete Zuschusshöhe mitgeteilt werde. Wie sich jetzt zeige, so Erl, seien die Einschätzungen bei der Vorstellung des Machbarkeitskonzepts von 2019 – die ja dann Basis für den Beschluss des Stadtrats zur Sanierung gewesen seien – zumindest in Teilen „ein Märchen“.

Bürgermeister Paul Weber wies diese Wortwahl Erls zurück. Schließlich sei auch die Expertise von 2019 von einem „höchst renommierten Büro“ erstellt worden. Außerdem sei für den Stadtrat nicht der Erhalt des Holzdachstuhls die wichtigste Entscheidungsgrundlage gewesen, sondern die Zuschusssituation. Schließlich gebe es nur für die Sanierung eine Finanzspritze des Staates und nicht für einen Neubau.

GZ