Vorweihnacht der guten Herzen
Awo-Stadtküche in Pfaffenhofen bringt Menschen zusammen

Einsamkeit als Phänomen immer häufiger

23.12.2023 | Stand 23.12.2023, 10:53 Uhr

Ordentliches Essen zu unschlagbarem Preis: Die Awo-Stadtküche lädt Bedürftige und Einsame zu sich ein – und die kommen gerne und in großer Zahl. Foto: Ermert

Weihnachten bringt die Menschen zusammen. Kinder fahren durch halb Deutschland, um ihre Eltern zu besuchen, Familien kommen zusammen, es ist die Zeit der Einigkeit. Allerdings nicht für alle. Denn wer niemanden hat, der fühlt sich selten so allein wie beim Fest der Liebe. Einsamkeit ist ein mittlerweile deutlich weiter verbreitetes Phänomen, als man gemeinhin glauben würde – und es gibt sie auch im beschaulichen Landkreis Pfaffenhofen.

Alles zur Spendenaktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ finden Sie hier auf unserer Sonderseite.

Nun gibt es zahlreiche Organisationen, die sich bedürftigen Menschen widmen – aber nur eine, die speziell der Einsamkeit aktiv entgegenwirkt. In die Awo-Stadtküche kommen nicht nur Pfaffenhofener, die sich teures Essen nicht leisten können, sondern auch solche, denen es schlichtweg nicht besonders gut geht – etwa weil sie sich alleine fühlen.

Verantwortliche erst skeptisch, aber inzwischen voll überzeugt



„Ich war ehrlich gesagt selbst skeptisch, ob es so etwas in einer derart reichen Gegend wirklich braucht“, räumt der Awo-Kreisvorsitzende Volker Hoppe ein. Sein Stellvertreter Walter Regensburger war sich aber ganz sicher, und er sollte Recht behalten. Mit dem Kloster Scheyern, das die Räume der ehemaligen Metzgerei Gscheider in der Sonnenstraße gepachtet hat, fand die Awo schnell einen Gönner und durfte kostenlos einziehen. „Herzlichen Dank dafür“, sagt Hoppe. Einem Aufruf in der Tageszeitung folgten knapp 40 Ehrenamtliche. Und so ging’s im Mai auch schon los. Drei Tage pro Woche – dienstags bis donnerstags – ist die Stadtküche seither jeweils von 11.30 bis 13.30 Uhr geöffnet.

Typische Hausmannskost für den besonders kleinen Geldbeutel



Um extrem günstige Mittagessen, „typische Hausmannskost“, wie es Regensburger bezeichnet, an bedürftige oder einsame Menschen auszugeben. Freitags ist mittlerweile im 14-tägigen Rhythmus ein Café hinzugekommen, in dem es von 14.30 bis 17.30 Uhr Kaffee und Kuchen gibt – das nächste Mal übrigens am 12. Januar. Ebenfalls unschlagbar günstig. „Aber nur für den selben, eingeschränkten Personenkreis“, wie Regensburger anfügt. Den Gastronomen macht die Stadtküche damit keine Konkurrenz. „Aber eines steht fest: Das hat es ganz sicher gebraucht“, ergänzt Hoppe. Denn die 60 bis 70 Essen pro Tag gehen weg wie warme Semmeln. „Unsere Gäste schauen einmal vorbei, und kommen dann immer wieder“, spricht Hoppe von regelrechter Stammkundschaft, die das Angebot gerne in Anspruch nimmt. Und diese sind voll des Lobes über das, was sie in der Stadtküche erwartet.

„Nette Leute, super Service“: Gäste sind begeistert



„Hier sind lauter supernette Leute. Der Service ist super. Das Essen ist gut. Und das für den Preis. Unschlagbar“, fasst ein 87-jähriger Pfaffenhofener zusammen, was er sich keinen einzigen Öffnungstag entgehen lässt. Die Familie habe schwere Schicksalsschläge hinter sich, inzwischen lebe er mit seiner Tochter zusammen wieder in der Stadt. „Aber die arbeitet den ganzen Tag. Da bin ich schon sehr froh, wenn ich auch mal unter Leute komme.“ In der Stadtküche hat sich ein regelrechter Stammtisch gebildet, zu dem sich der 87-Jährige auch sehr gerne gesellt. „Manche essen einfach nur, andere suchen Anschluss. Das passt alles einfach ziemlich gut zusammen“, erzählt er.

Andere Gäste sind wiederum überhaupt nicht einsam. Ein älteres Ehepaar zum Beispiel, das gar nicht weit entfernt sitzt. „Für zwei Leute kochen, das rentiert sich einfach nicht“, sagt sie. Und er meint: „Das Essen hier ist okay. Wir kommen gerne her – auch weil die Leute hier so nett sind.“ Genau das genießt auch Rudi Soswari. Der 78-Jährige hat schlichtweg nicht das Geld, sich täglich ein ordentliches Essen zu kaufen oder zu kochen. „Die Stadtküche ist einmalig. Sowas Schönes. Und dazu die guten Gespräche, die tun einem einfach gut“, sagt er selig.

Ein Leben ohne Stadtküche? Für viele kaum noch vorstellbar



Noch deutlicher wird Monika Hofbauer, die sich ein Leben ohne die Stadtküche gar nicht mehr vorstellen mag, Seit ihre Enkelin nach Pfaffenhofen gezogen ist, fühlt sie sich zwar nicht mehr so allein wie früher. „Aber die ist den ganzen Tag nicht da. Und weil ich nicht fernsehe, schau ich daheim sonst nur die Wand an.“ Da sei es doch viel besser, täglich zusammen mit netten Leuten ein ausgezeichnetes Mittagessen zu genießen, fährt die 72-Jährige fort. Das könne sie allen nur empfehlen. „Ganz wichtig ist, keine Scham zu haben. Es gibt nämlich keinen Grund sich für irgendwas zu schämen.“ Hier würden alle gleich – und alle gut – behandelt. „Und wenn die Stadtküche fünf Tage die Woche offen hätte, wäre ich fünf Tage hier.“

Diesen frommen Weihnachtswunsch können Hoppe und Regensburger zwar (noch) nicht erfüllen, aber ihm vielleicht bald etwas näher kommen. „Wir suchen weitere Ehrenamtliche für einen vierten Öffnungstag“, verrät der Kreisvorsitzende. „Vielleicht kommt der Freitag ja bald dazu.“ Einen kleinen Beitrag können auch die Unterstützer der DK-Spendenaktion Vorweihnacht der guten Herzen leisten. Der Verein Familien in Not unterstützt die Stadtküche in diesem Jahr nämlich auch.

Die Spendenaktion „Vorweihnacht der guten Herzen“



Seit dem Jahr 1951 sammeln der DONAUKURIER und seine Heimatzeitungen mit der Aktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ Spenden. Das Geld kommt unbürokratisch Menschen und Projekten aus der Region zugute. Im Landkreis wird insbesondere der vom Pfaffenhofener Kurier initiierte Verein „Familien in Not“ unterstützt, der dafür Sorge trägt, dass das Geld schnell und unbürokratisch den Menschen und Projekten aus dem Landkreis zugutekommt, die Ihre Hilfe dringend benötigen.

Den Hilfsverein Familien in Not Pfaffenhofen kann man unterstützen, indem man seine Spende auf eines der folgenden Konten bei den Pfaffenhofener Banken einzahlt oder überweist:
Sparkasse (IBAN/BIC): DE 48 721516500000003400 / BY LADEM1PAF.
Raiffeisenbank (IBAN/BIC):
DE617216081800000888 89 / GENODEF1INP.
HypoVereinsb. (IBAN/BIC):
DE977212007866401893 88 / HYVEDEMM426.

Überweisungen sind auch auf das Konto der DK-Aktion „Vorweihnacht der guten Herzen“ möglich:
Sparkasse Ingolstadt (IBAN/ BIC): DE80721500000000 050500 / BYLADEM1ING. Hier bitte aber unbedingt den gewünschten Verwendungszweck angeben, zum Beispiel „Familien in Not Pfaffenhofen“.

Wenn Sie eine Quittung für Ihre Spende benötigen, vermerken Sie bitte „Spendenquittung“ auf dem Überweisungsformular.

Wie in jedem Jahr werden wir auch heuer die Spender in der Zeitung veröffentlichen. Hierfür benötigen wir Ihre Zustimmung, die Sie uns direkt per zusätzlichem Vermerk auf dem Überweisungsträger (Verwendungszweck: Veröffentlichung) erteilen können.

PK