Eichstätt
Zurückgeblättert: Ekliges Rauchen und eifrige Wanderer

29.10.2022 | Stand 29.10.2022, 15:00 Uhr

Eine Rekordbeteiligung verzeichnete der Wandertag in Eichstätt 1982. Die größte Wandererschar stellten die Nassenfelser, für die Willi Kemmeter den Pokal aus der Hand von Landtagsabgeordnetem Gustl Schön entgegennahm. Foto: Ettle/Archiv

Eichstätt Seit 1864 gibt es den EICHSTÄTTER KURIER, und bereits 1791 gibt es in Eichstätt Heimatzeitungen, die von den Geschichten und Geschehnissen in Altmühl-, Gailach- und Schuttertal oder auf den Jurahöhen berichten – manche tragisch, manche amüsant, doch alle stets informativ. Das Blättern darin lohnt sich auch heute noch – deshalb heißt es in dieser Rubrik einmal im Monat: „Zurückgeblättert“.

Am Torschreiberkam niemand vorbei

1802: Früher war es üblich, die Namen und Berufe von Gästen, die in die Stadt kamen, im „Intelligenzblatt“ zu nennen. Zusätzlich wurde bekanntgegeben, durch welches Tor sie Eichstätt betraten und wo sie logierten. Die Torschreiber hielten die persönlichen Daten fest. Im Oktober 1802 kam zum Beispiel durch das Ostentor der Kaufmann Gerthran, der im „Weißen Rössel“ in der Pfahlstraße abstieg. Der Pfleger in kaiserlich königlichen Diensten, Herr von Welden, kam zusammen mit seinem Bruder aus Kleinamberg in die Domstadt und bezog ein Zimmer im „Hotel Traube“. Ohne Aufenthalt passierten die Stadt die Leutnants Schmaus und Strommer mit sechs Korporalen und sechs „Gemeinen“ (einfache Soldaten).

Bleiche Gesichterdurch das Rauchen

1822: „Die Menge bleicher Gesichter, magerer und siecher Körper findet ihren Grund häufig im Zigarettenrauchen.“ Das sagte vor zweihundert Jahren Professor Waterhouse aus Cambridge. Seine Erkenntnisse wurden auch in der Eichstätter Zeitung veröffentlicht. Die Gesundheit leide, wenn der heiße Rauch in Mund und Nase komme, was zu Kopfschmerzen, Schwindel und „Ekel“ führe. Außerdem werde die Verdauung gestört. Das war ein überzeugender Appell, das Rauchen sein zu lassen.

Nicht sehr vielzu versteigern

1862: Nicht viel zu vererben hatte der Wirt Joseph Roßberger in der Thurnergasse. Zu seinem Nachlass gehörten einige abgenutzte Kleidungs- und Bettstücke und Mobilien im Gesamtwert von 23 Gulden und 3 Kreuzer. Angekündigt wurde noch, dass bei der Versteigerung im Oktober 1862 bar bezahlt werden muss.

Reichsbahn schlossHaltestellen

1922: Die allgemeine Notzeit und die erschreckende Geldentwertung 1923 kündigte sich im Herbst 1922 schon deutlich an. Im Oktober 1922 ordnete das Reichsverkehrsministerium, Zweigstelle Bayern, im Landkreis Eichstätt aus Gründen der Sparsamkeit die Auflassung von Haltestellen der Altmühltalbahn an. Ab dem Winterfahrplan hielten die Züge nicht mehr am Halteplatz Rebdorf-Hofmühl und Schlagbrücke in Eichstätt sowie in Pietenfeld an der Leithen, Inching, Ilbling und Böhming.

Wandertag mit 2600„Sohlensportlern“

1982: Einen „Internationalen Volksmarsch“ organisierte im Oktober 1982 der Eichstätter Wanderverein unter Vorsitzendem Alfred Strobl. Dabei gingen auf die Strecken der Eichstätter Höhenwege sage und schreibe 2600 „Sohlensportler“. Darunter waren Holländer, Berliner und viele Münchner. Mit 107 Kindern, Frauen und Männern stellten die Nassenfelser die stärkste Gruppe, gefolgt von den MAN-Wanderern aus München. Schirmherr MdL Gustl Schön lobte das Gesundheitsbewusstsein der Wanderer. Die „Zünftigen“ hatten im Rucksack Franzbranntwein dabei, um müde Wad’ln aufzufrischen.

Steigende Beliebtheitder Musikschule

1992: „Steigende Beliebtheit“ konstatierte Stadtkapellmeister und Leiter der Musikschule, Gerhard Julius Beck, für das Musizieren allgemein und den Besuch der Musikschule. 417 Mädchen und Buben erlernten im Oktober 1992 das Notenlesen und das Spielen auf einem Instrument. Gitarre und Klavier erfreuten sich großer Beliebtheit, aber auch das Cello-Spiel wollte ein Schüler erlernen. 21 Instrumente waren im Angebot.

Riesige Lammsalamiauf dem Residenzplatz

2002: Im Denkendorfer Ortsteil Gelbelsee öffnete vor zwanzig Jahren ein Montessori-Kindergarten. – In Eichstätt feierte die Bücherei St. Michael ihr 100-jähriges Bestehen. – Ins Guinnes-Buch der Rekorde schaffte es der Böhmfelder Metzgermeister Josef Pauleser. Er hatte auf dem Residenzplatz eine provisorische Wurstküche aufgebaut und stellte dort eine Lammsalami mit 10,75 Metern Länge her. Die Aktion lief unter dem Stichwort „Altmühltaler Lamm“. – Die Leser des EICHSTÄTTER KURIER wählten ihre Sportler des Jahres: Die Jugend und 1. Mannschaft des VfB sowie die Judokämpferinnen Caroline Schneider und Maria Pfahler lagen an der Spitze.

Bücher-Magazinund Busbahnhof

2012: Die evangelische Kirchengemeinde feierte das 125-jährige Bestehen der Erlöserkirche am Residenzplatz. In den Ansprachen kam zum Ausdruck, dass das Gotteshaus für die evangelischen Christen „zur Heimat geworden ist“. – Platz für eine Million Bücher bietet das Magazin, das die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt in Rebdorf baute. Die Anlage, dessen riesiges Flachdach der Busbahnhof für die beiden Realschulen ist, hat eine Breite von 22 Metern und 130 Meter Länge. – Der Landkreis erfreut sich einer neuen Heiligen. Papst Benedikt erhob Anna Schäffer (1882 bis 1925) aus Mindelstetten „zur Ehre der Altäre“. Sie hat als Dienstmädchen bei einem Arbeitsunfall schwere Verletzungen erlitten und konnte ihr weiteres Leben lang das Krankenbett nicht mehr verlassen. Ihr Leiden brachte sie als Sühnopfer Gott dar.

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