Musik war seine Heimat
Zum Tod des Pädagogen und Mitgründers des Eichstätter Kammerorchesters Georg Hanauska

02.01.2024 | Stand 02.01.2024, 18:00 Uhr

Als Musiker und Lehrer jahrzehntelang in der Region aktiv: Georg Hanauska. Foto: Beck, Archiv

Seit der ersten Stunde war Georg Hanauska senior Mitglied des Eichstätter Kammerorchesters. Doch nicht nur das gemeinsam mit Sepp Rubenberger gegründete Orchester in Eichstätt, sondern auch in Orchestern in Ingolstadt und Neuburg war der Pädagoge jahrelang aktiv. Nun ist der Geiger und Bratscher im Alter von 93 Jahren gestorben.

Die Freude an der Musik ist ein entscheidender Grund, sich mit Gleichgesinnten zum gemeinsamen Musizieren zu treffen. So definitiv auch für Georg, in Musikerkreisen „Schorsch“, Hanauska, dessen Leben bis zum Schluss von seiner großen Leidenschaft geprägt war. Im April 1930 in Greifendorf, einem Teil des von Deutschen bewohnten Sudetenlands geboren, wurde Hanauska die musikalische Ader quasi in die Wiege gelegt: Sein Vater Franz verbrachte fast jede freie Minute mit dem Musizieren. Vielseitig begabt spielte dieser Geige, Bratsche und Kontrabass. Aber auch Tenorhorn, Helikon und Tuba brachte sich der Autodidakt selbst bei.

„Meine Eltern waren Fabrikweber, einfache Leute, die aber ein eigenes Haus besessen haben“, erzählt Hanauska in einem Bericht anlässlich seines 85. Geburtstags im EICHSTÄTTER KURIER. „Im Winter hat mein Vater immer sonntags Freunde eingeladen und zusammen mit ihnen musiziert. Ich selbst bin als kleiner Bub auf der Ofenbank gesessen und habe zugehört – bis ich eingeschlafen bin.“ Später erhielt der junge Georg Unterricht von seinem Vater und sogar von Kapellmeistern. „Zwei Mark hat der Unterricht gekostet, ein Heidengeld“, erinnert sich Hanauska. Mit der Einberufung des Vaters und Bruders zur Wehrmacht veränderte sich das Familienleben. Georg besuchte zunächst die Volks- und Bürgerschule, bevor er mit 14 Jahren beim Arbeitsamt den Wunsch äußerte, Musiker werden zu wollen. Trotz der Unwägbarkeiten des Krieges verfolgte Georg dieses Ziel und trat 1944 in Zschopau in Sachsen eine Ausbildung zum Orchestermusiker mit den Hauptfächern Geige und Trompete an.

Die Wirren des Krieges ließen ihn jedoch nach wenigen Monaten in die Heimat zurückkehren und ihn 1945 den Entschluss treffen zu fliehen. Sein Weg führte über Bratislava nach Wien, St. Pölten und Augsburg. Mit der Unterstützung eines schlesischen Pfarrers konnte Georg sein Abitur nachholen und landete zuerst als Novize im Salesianum in Eichstätt, bevor er ein Theologiestudium aufnahm. Der Wunsch nach einer Familie und das Aufeinandertreffen mit seiner künftigen Ehefrau Emmi veranlasste Georg die Salesianer zu verlassen und ein Pädagogikstudium in Eichstätt aufzunehmen.

Nach der Heirat im Jahr 1953 in Fulda zog das junge Ehepaar nach Eichstätt, wo Georg Hanauska über viele Jahre an verschiedenen Schulen als Lehrer und Schulleiter im Landkreis unterrichtete. Über den Bayerischen Lehrerverband lernte Hanauska zahlreiche Musiker kennen und wurde in die Orchestervereinigung aufgenommen. Nach deren Auflösung gründete Hanauska gemeinsam mit Sepp Rubenberger, damals Musiklehrer an der Knabenrealschule Rebdorf, 1961 den Kammermusikkreis Eichstätt. Das so entstandene Orchester, dem „Schorsch“ bis zum Herbst 2023 als aktiver Musiker angehörte, besteht noch heute und ist den Musikfreunden in der Region als Eichstätter Kammerorchester bekannt. Hier war er trotz seines gesegneten Alters bis September aktiver Bratscher und war bis zum Jubiläumskonzert im Juli 2023 bei allen Konzerten als Musiker dabei.

Zusammen mit Rubenberger gründete er zudem die Eichstätter Geigenmusi, die auch im Radio und Fernsehen zu hören und sehen war. Auch über Eichstätt hinaus, im Ingolstädter Kammerorchester, war er über viele Jahre aktiv und hat dort lange die zweite Geige angeführt. Seit Beginn der 1990er Jahre war er zudem im Neuburger Kammerorchester dabei und auch hier bei jedem Konzert vertreten. Unter Leitung seines ehemaligen Geigenschülers Johannes Fiedler wirkte er hier noch im Frühjahr 2023 beim Konzert mit. „Zuverlässig, musikalisch versiert mit einer sehr verbindlichen Art“, bleibt er Fiedler in Erinnerung.

Doch nicht nur mit Musik, auch in seinem geliebten Garten im heimischen Pfünz und beim Schwimmen im Freibad hielt sich Georg Hanauska fit. So bleibt Schorsch, der eher für seinen konservativen Musikgeschmack bekannt war – von Barock über Klassik bis Frühromantik, – von Händel und Mozart bis besonders Haydn – als humorvoller und ausgeglichener Mensch vielen in Erinnerung. Vor allem seine große Familie mit vier Söhnen, zehn Enkelkindern und acht Urenkeln war für ihn ein wahrgewordener Herzenswunsch, welche ihn bis zum Schluss begleiteten. Mit der Musik hatte Hanauska trotz aller Veränderungen im Leben stets eine liebenswerte Konstante im Leben, die ihn bis zu seinem friedlichen Einschlafen zur Seite stand. Die Musik, mit der er zahlreiche Menschen für sich gewann, war ihm immer ein Zufluchtsort, an dem er sich zu Hause gefühlt hat und die ihm Heimat gab. Auch wenn seine Geige nun ruht, lebt sein musikalischer Geist weiter.

Kerstin Kleinhans



Georg Hanauska senior wird am Donnerstag, 4. Januar, in Pfünz beigesetzt: Um 14 Uhr beginnt das Requiem in der Kirche St. Nikolaus in Pfünz.