Anbau von Zuckerrüben
Landwirtschaft in Zeiten der Globalisierung: Bauern blicken insbesondere auf Brasilien

16.02.2024 | Stand 16.02.2024, 21:11 Uhr

Rübenroder im Einsatz: Mehr als 70 Zuckerrübenanbauer aus Kösching und der Umgebung, die in einer Rodegemeinschaft organisiert sind, nutzen den Sechsreiher-Roder. Foto: Schöberl (Archiv)

Kaum ist die Rübenkampagne abgeschlossen, stehen auch schon die Winterversammlungen der Anbauer auf dem Programm. Dabei geht es um einen Rückblick auf das abgelaufene Zuckerrüben-Jahr und einen Ausblick auf die in Kürze beginnende neue Saison. Max Ampferl, Vorstandsmitglied im Verband bayerischer Zuckerrüben-Anbauer, berichtete bei der Winterversammlung in Kösching, zu der sich die Rübenanbauer der Region getroffen hatten, über die Marktlage im Zuckerbereich. Die sei zwar momentan aus Anbauersicht sehr erfreulich. Bei den Erlösen sei die Lage allerdings schon seit einigen Jahren äußerst volatil.

Die seit Längerem erstmals wieder erfreuliche Marktlage sei auch den Erzeugern in Brasilien, dem weltgrößten Zuckerproduzenten, nicht verborgen geblieben. In dem südamerikanischen Land lande derzeit eine Menge von etwa zehn Millionen Tonnen Zucker nicht mehr in der Bio-Ethanolproduktion, sondern als Rohzucker auf den Weltmärkten.

Problematisch wäre für die heimischen Erzeuger und Verarbeiter laut Georg Vierling (Geschäftsführung der Südzucker AG) das mit den südamerikanischen Staaten geplante Handelsabkommen „Mercosur“, wenn in der Folge Länder wie Brasilien ungehinderten Zugang zum EU-Markt bekämen, ohne die hierzulande geltenden ökologischen und ökonomischen Vorgaben erfüllen zu müssen.

Anton Meier (ArGe Zuckerrübenanbau Regensburg) verwies in seinem Referat auf die zunehmend restriktive Zulassung von Fungiziden und Herbiziden und schlussfolgerte daraus: „Der hierzulande konsumierte Zucker könnte zunehmend in Weltregionen hergestellt werden, wo ein relativ ungeregelter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erlaubt ist.“ Helmut Ring (Verband bayerischer Rübenanbauer) informierte über die in der abgelaufenen Saison auf vielen Rübenbeständen in der Region erstmals und vielfach explosionsartig aufgetretene und durch Schilf-Glasflügelzikaden übertragene Bakterienkrankheit SBR. Die Rübenblätter befallener Schläge zeigten im Herbst eine intensive gelbliche Verfärbung, die Zuckerrüben reagierten auf den Erreger mit deutlich reduzierten Zuckergehalten und gummiähnlichen Rübenkörpern. Zur Ursachenforschung und Entwicklung von Lösungen wurde rund um Ingolstadt ein zusammenhängendes Anbaugebiet als Versuchsregion ausgewiesen.

Andreas Kügel vom Maschinenring berichtete über die von September bis Januar verlaufene Abfuhrkampagne. Insbesondere bei der Vliesabdeckung habe man heuer wettertechnisch mit sehr vielen Unwägbarkeiten zu tun gehabt. Er lobte den Einsatz zweier Köschinger, die diese Arbeiten erstmals ausgeführt hatten.

Benjamin Kirchberger, in den zwei südbayerischen Werken Plattling und Rain für die Rübenanlieferung und -verarbeitung zuständig, fasste das abgelaufene Jahr zusammen: Die Aussaat zog sich wegen ergiebiger Regenfälle im April teilweise bis Mitte Mai hin, Juni und Juli waren wieder sehr trocken, weshalb der Reihenschluss der Rüben erst relativ spät erfolgte. Die Rodekampagne begann ab 15. September, wie schon in der Vergangenheit zunächst mit der ein- bis zweiwöchigen Verarbeitung der Biorüben. Die Rodebedingungen waren zunächst gut, ehe dann in der letzten Oktoberdekade der nicht mehr enden wollende Regen einsetzte.

Georg Vierling von der Geschäftsführung der Südzucker AG beleuchtete abschließend die betriebswirtschaftlichen Rahmenbedingungen zum Rübenbau und zur Zuckerherstellung in Deutschland. Demnach könnten derzeit zwar gute Zuckerpreise erzielt werden, dem stünden aber in der Produktion exorbitant hohe Strompreise und Energiekosten entgegen. Dies sei, wenn sich nichts ändere, eine Gefährdung der heimischen Produktionsstätten.

Ein Anbauer wollte wissen, ob es stimme, dass bei dem derzeit in großer Menge aus der Ukraine importierten Getreide Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürften, die hier seit 30 Jahren verboten wären. Vierling bejahte dies. Grundsätzlich gelte, dass selbst nach einem EU-Beitritt jedes neu aufgenommene Land fünf Jahre Zeit habe, sich den Produktionsstandards anzupassen.