„HyExpert“ als Ziel
Wasserstoffnetzwerk Landkreis Eichstätt gestartet – Wirtschaftsförderung will unterstützen

13.12.2023 | Stand 13.12.2023, 20:00 Uhr

Großes Interesse, aber auch viele Fragen gab es zum Auftakt des Wasserstoffnetzwerks im Landkreis Eichstätt, das Landrat Alexander Anetsberger eröffnete. Fotos: Zengerle

Der erste grüne Wasserstoff wird schon erzeugt, und auch das Interesse am ersten Treffen des neuen Wasserstoffnetzwerks des Landkreises Eichstätt war groß. Rund 40 Vertreter von Unternehmen, Behörden und anderen Institutionen waren gekommen, um sich über die nächsten Schritte zu informieren.

Denn es ist längst nicht der Auftakt, sondern die Fortsetzung des „HyStarter“-Programms, das mit Fördergeldern seit anderthalb Jahren Potenziale in Sachen Wasserstoff ausgelotet und Akteure vernetzt hat. Darauf wolle man nun aufbauen – mit dem Wasserstoffnetzwerk Landkreis Eichstätt und als Teil des ebenfalls neu geplanten regionalen Netzwerks „HY10“, das die Region 10, mit der Stadt Ingolstadt, die als „HyExpert“-Wasserstoffregion viel Erfahrung gesammelt hat, und den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen zu einem echten „Wasserstoffcluster“ machen soll. Im Landkreis strebt man ebenfalls die nächsten Schritte an: Auch hier will man „HyExpert“ werden.

Die Herausforderungen sind enorm – das wurde beim ersten Treffen der Interessenten am neuen Wasserstoffnetzwerk deutlich. Aber auch die Ungeduld wird größer: Schon jetzt wollen einige Unternehmen im Landkreis konkrete Schritte gehen – oder haben das bereits getan. Um sich auf diesem Weg gemeinsam zu unterstützen, will man sich im Rahmen des Netzwerks in Zukunft treffen und abstimmen, um gemeinsam Konzepte zu entwickeln und Projekte voranzubringen. Ansätze gibt es einige: Die Brauerei Gutmann etwa denkt über Wasserstofferzeugung nach, um den energieintensiven Betrieb auf dem Weg zu einer CO2-neutralen Brauerei mittelfristig zumindest zum Teil auch mit Wasserstoff gewährleisten zu können, sagte Sebastian Gutmann von der familiengeführten Brauerei. Zunächst werde man aber eine Freiflächen-Photovoltaikanlage installieren, und auch Windenergie in Verbindung mit einem Elektrolyseur sei denkbar.

Einen solchen Elektrolyseur, der Wasserstoff herstellt, gibt es in Preith: Im Gewerbegebiet hat das Unternehmen Regineering mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage Wasserstoff erzeugt und gespeichert, erläuterte Florian Zinsmeister. Derzeit sei man dabei, eine Brennstoffzelle in Betrieb zu nehmen, um daraus dann wieder Strom erzeugen zu können. Außerdem plane man die Einrichtung einer Wasserstofftankstelle, verrät Zinsmeister, der das Projekt bei Regineering koordiniert. Josef Kerner aus Dollnstein geht mit seiner Biogasanlage neue Wege: Gemeinsam mit einer Ausgründung der TU München hat er aus dem Biogas aus seiner Anlage unter hohen Temperaturen in einem Pilotprojekt Wasserstoff erzeugt. In der nächsten Pilotphase sollen es dann 400 Kilogramm Wasserstoff pro Tag sein. Das Genehmigungsverfahren laufe derzeit. Allerdings ist noch nicht klar, wer den Wasserstoff nutzen werde. Denn der werde mit wohl gut drei Euro anfangs noch etwas teurer sein als Diesel.

Es sind nur einige Beispiele für Chancen und Herausforderungen und dafür, wie das Thema Wasserstoffnutzung im Landkreis Eichstätt angekommen oder zumindest angedacht ist – wie bei einem möglichen lokalen Wasserstoffnetz in Eitensheim oder bei zwei Unternehmen in Denkendorf, die bereits auf dem Gebiet tätig sind, in Ingolstadt, wo Müllwagen und eine Straßenkehrmaschine im Einsatz sind oder in einem Pilotprojekt in Hohenwart, wo seit einigen Wochen zehn Privathaushalte und ein Gewerbebetrieb ihre Heizkessel mit Wasserstoff betreiben – versorgt über das umgerüstete Erdgasnetz.

Für die Umsetzung der Energiewende und der Klimaschutzbestrebungen im Landkreis Eichstätt sei das Thema Wasserstoff ein wichtiger Baustein, betonte Landrat Anetsberger. Welche Perspektiven bietet die Wasserstoffnutzung im Landkreis Eichstätt und welche Potenziale und Nutzungsmöglichkeiten gibt es schon.

Alexander Gehling von Now erläuterte einmal die Erfolge des „HyLand“-Programms auf Bundesebene, das solche Wasserstoffprojekte in ganz Deutschland voranbringe. Das Interesse für das Projekt zum Beispiel auch aus China oder den USA sei groß, und gerade im „HyExpert“-Programm sei bereits vieles umgesetzt oder gerade in Umsetzung, erläuterte der Experte per Videokonferenz aus Berlin zugeschaltet. Ein solch gefördertes „HyExpert“-Programm wolle man auch im Landkreis Eichstätt andenken, bestätigt Johannes Unger vom Landratsamt Eichstätt, der das Programm gemeinsam mit Rebecca Färber-Engelhardt koordiniert.

„Der Wandel hin zu einer nachhaltigen Wasserstoffwirtschaft bildet für den Landkreis Eichstätt die Möglichkeit, zukünftig unabhängiger von externen Energieimporten zu werden, die Dekarbonisierung verschiedener Sektoren voranzutreiben und auch langfristig Wertschöpfung in der Region zu halten“, betonen Unger und Färber-Engelhardt, die nun die Koordination des Netzwerkes übernehmen. „Um diese Potentiale zu nutzen, möchten wir den Akteuren aus unserem Landkreis auch weiterhin eine Plattform geben sich zu vernetzen und gemeinsam neue Projektideen zu entwickeln.“

EK