Mehrere Kriege toben
Volkstrauertag ist von erschütternder Aktualität

An vielen Orten in der Großgemeinde Altmannstein wird der Gefallenen der Weltkriege gedacht

20.11.2023 | Stand 20.11.2023, 16:50 Uhr

Beim Volkstrauertag in Altmannstein sprachen Bürgermeister Norbert Hummel und Pfarrer Wolfgang Stowasser. Fotos: Reinhold Meyer

Am Volkstrauertag ist in der Großgemeinde Altmannstein wieder der Toten und Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht worden. Pfarrer Wolfgang Stowasser zelebrierte den Gottesdienst in Altmannstein, der musikalisch von der Riedenburger Stadtkapelle unter der Leitung von Florian Aschenbrenner gestaltet wurde.

Im Presbyterium waren die hiesigen Vereine mit Fahnenabordnungen vertreten. Beim Gedenken am Kriegerdenkmal erinnerte Pfarrer Stowasser, dass ein ehemaliger Offizier an seine Truppe herangetreten sei und gesagt habe: „Soldaten jetzt geht es Mann gegen Mann.“ Doch ein Infanterist habe gefragt: „Zeigen Sie mir bitte diesen Mann, vielleicht kann ich mich gütlich mit ihm einigen.“ Aber leider sehe man am Altmannsteiner Kriegerdenkmal anhand der vielen Gefallenen, dass keine Einigung möglich war. „Wir teilen die Welt in Gut und Böse, in schwarz und weiß, wie beim Schachspiel.“ Auch bei uns gebe es Asylbewerber, Sinti, die Rechten oder die Linken. Im Alltagsjargon verschwinde der einzelne Mensch hinter einem Sammelbegriff, bedauerte der Geistliche. Das mache es so schwer, den ersten Schritt zum Frieden zu tun.

Bürgermeister Norbert Hummel (CSU) erinnerte daran, dass das Gedenken zum Volkstrauertag schon mehr als 100 Jahre alt sei. Leider habe es seit Februar 2022 an erschütternder Aktualität gewonnen. In Europa tobe ein Angriffskrieg, Städte und Landschaften würden dem Erdboden gleichgemacht. Menschen seien auf der Flucht und die Zahl der Toten und Verwundeten steige mit jedem Tag. Über allem stehe sogar die Drohung mit einem Atomschlag. „Haben wir aus der Geschichte nichts gelernt? Ist Krieg wieder ein Mittel der Politik?“, fragte Hummel. Diese Fragen böten einen Anlass, über den Sinn und die Geschichte des Volkstrauertages nachzudenken. Auch nach zwei Weltkriegen hätten sich extreme Gewalt, Massaker und Verbrechen gegen die Menschlichkeit immer wieder in die Geschichte Europas eingeschrieben. Bisweilen scheine es, als ob Menschen und Gesellschaften nichts aus der Geschichte lernen würden. Doch die Jahrzehnte nach 1945 zeigten auch eines der größten politischen Wunder der Weltgeschichte: die europäische Einigung. Europa sei heute in weiten Teilen befriedet, was beweise, dass vormalige Konfliktregionen auch nachhaltig zu stabilen, prosperierenden und demokratischen Friedensregionen werden könnten. Vorausgesetzt Nationalismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit kehrten nicht wieder zurück an die Macht. Der Volkstrauertag ermahne uns, dafür zu sorgen, dass der Friede bleibe.

Dann legte Bürgermeister Hummel mit den Markträten Josef Wagner und Andreas Schneider einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder. Als die Riedenburger Stadtkapelle das Lied vom guten Kameraden anstimmte, senkten sich die Fahnen und die Altmannsteiner Vorderlader-Schützen gaben drei Salven ab.

Schamhaupten: Namender Gefallenen verlesen

Den Volkstrauertag begingen auch die Pfarreien Schamhaupten und Pondorf mit einem Gottesdienst und einer Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal. Bereits am Vorabend des Volkstrauertages fand die Zeremonie in Schamhaupten statt. Pfarrer Shijo Alappattu sagte zu Beginn des Gottesdienstes: „Der Volkstrauertag ist ein wichtiger Tag, um über Krieg, Terror, Gewalt und Not nachzudenken. Der Frieden muss angesichts der aktuellen Kriegssituation geschützt und bewahrt werden.“

Während des Gottesdienstes wurden in Schamhaupten die Namen der Gefallenen und Vermissten der Weltkriege verlesen. „Es ist ein Tag der Mahnung und des Nachdenkens“, sagte auch der Vorsitzende des Krieger- und Kameradenvereins, Helmuth Pfaller, bei der Kranzniederlegung. Der Frieden sei ein sehr hohes Gut, das es auch 78 Jahre nach dem Ende des letzen Krieges zu erhalten gelte. Insbesondere die junge Generation solle sich für den Erhalt des Friedens einsetzten.

Pondorf: Feier mit Musikund Böllerschüssen

In Pondorf wurden der Gottesdienst und die Kranzniederlegung am Sonntag zelebriert. „Wir Deutschen dürfen die Weltkriege nicht vergessen“, sagte Heribert Meyer, der Vorsitzende des Soldaten- und Heimatvereins. „Warum Krieg?“, fragte Meyer. „Keiner kennt die Antwort“. Mit Musik und Böllerschüssen wurden die Gedenkfeiern würdig gestaltet.

myr/mby