Rathauschef in spe
Nach der Wahl-Sensation in Lenting: Viel Zuspruch für neuen Bürgermeister Conradt

11.03.2024 | Stand 12.03.2024, 9:17 Uhr

Der abgewählte Bürgermeister Christian Tauer (links) gratulierte am Sonntagabend im Lentinger Rathaus seinem Nachfolger Christian Conradt. Dann verließ der Wahlverlierer schnell und wortlos das Verwaltungsgebäude. Foto: Heimisch

Der mit überragenden 82,7 Prozent neu gewählte Lentinger Bürgermeister Christian Conradt (Landkreis Eichstätt) zeigte sich am Montagvormittag überwältigt von „sehr vielen positiven Nachrichten, die ich in den Sozialen Medien bekommen habe“.



Auch freut sich der CSU-Kommunalpolitiker darüber, dass ihm Hunderte Bürgerinnen und Bürger persönlich oder am Telefon gratuliert haben.

Will auch zukünftig Feuerwehrmann sein



Und der 28-Jährige, der Mitglied bei der Feuerwehr ist, kündigte gegenüber dem DK an, er wolle künftig auch aktiver Feuerwehrmann sein: „Ich möchte bei einem Einsatz nicht im Anzug in meinem Amtszimmer sitzen, sondern auch ausrücken.“

Die richtige Uniform hat der Rathauschef in spe jedenfalls schon: Conradt wurde bei der großen Wahlparty am Sonntagabend im Rathaus von der Lentinger Feuerwehr entsprechend eingekleidet. Und noch etwas hat ihm an diesem Abend gefallen: „Die Trachtenkapelle Lenting spielte extra für mich ein Ständchen.“ Der künftig jüngste Bürgermeister im Landkreis Eichstätt feierte mit mehr als 100 Lentingern bis Montagfrüh gegen 2.30 Uhr im ganzen Verwaltungsgebäude. Um „ein bisschen auszuschlafen“, hat sich der Diplom-Verwaltungswirt am Montag einen Tag Urlaub gegönnt. „Am Dienstag muss ich aber wieder zur Arbeit ins Alte Rathaus nach Ingolstadt.“

Aber nicht mehr lange. Am 20. April wird der junge Mann zum hauptamtlichen Bürgermeister von Lenting gekürt – als Nachfolger des abgewählten Amtsinhabers Christian Tauer (SPD); er vereinigte am Sonntag nur 17,3 Prozent der 2202 abgegebenen Stimmen auf sich.

„Wahlergebnis kommt in Bayern nicht allzu oft vor“

Die Wahlbeteiligung lag bei immerhin 59,1 Prozent. Gerade einmal 32,20 Prozent waren es bei der letzten Bürgermeister-Wahl 2018. Da hatte Amtsinhaber Christian Tauer allerdings keinen Gegenkandidaten. Den Wahlausgang kommentierte Gemeindewahlleiter Marco Zieglmeier am Montag so: „Über 80 Prozent für einen Kandidaten ist ein sehr deutliches Wahlergebnis, das speziell in Lenting, aber auch bayernweit nicht allzu oft vorkommt.“

Überrascht über den Wahlausgang zeigten sich am Montag auch einige Kenner der politischen Szene in Lenting: „Das Ergebnis ist so überwältigend eindeutig, dass es einem schier die Sprache verschlägt“, betonte der langjährige CSU-Gemeinderat Anton Müller (1972 bis 2014). Eigentlich sei der Umschwung schon vorhersehbar gewesen, nachdem Tauer als Alleinkandidat vor sechs Jahren nur 75,9 Prozent erhalten habe. Müller bekräftigte: „Die Wähler wollen einen Wechsel im Bürgermeisteramt. Sie wünschen sich einen Fachmann, der nicht nur verwaltet, sondern sich auch mit Empathie um seine Bürger kümmert. Einen, mit dem man ungezwungen reden kann, der nicht sofort auf Abwehr geht, der ein offenes Ohr und einen verständnisvollen Blick für ihre Belange hat.“ Conradt stehe nun vor einer großen Aufgabe, die „er auch schaffen wird“, zeigte sich der ehemalige zweite Bürgermeister überzeugt.

Wittmann: K.-o.-Schlag für Christian Tauer

Auch der frühere Lentinger Rathauschef Ludwig Wittmann (SPD) nimmt kein Blatt vor dem Mund: „Das war keine Watschn für Christian Tauer, sondern ein richtiger K.-o.-Schlag!“ So eine „einzigartige Niederlage“ für einen amtierenden Bürgermeister habe er nicht erwartet, räumte Tauers Parteifreund ein. Allerdings nahm Wittmann seinen Nachfolger im Amt auch in Schutz: „So eine saftige Niederlage hat Christian Tauer nicht verdient.“ Schließlich habe er alle notwendigen Infrastruktur-Maßnahmen in der Gemeinde umgesetzt. Auch Wohn- und Gewerbegebiete seien unter ihm ausgewiesen worden, meinte Wittmann (76), der von 1994 bis 2012 selbst Chef im Rathaus war.

Verblüfft über den Wahlausgang zeigte sich am Montag auch Josef Hofmann: „Ich habe nur mit 60 Prozent für Christian Conradt gerechnet“, meinte der langjährige Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler im Gemeinderat. Der 76-Jährige kritisierte den Noch-Bürgermeister: „Christian Tauer konnte nicht auf die Leute zugehen und hat auch wenig Lösungsvorschläge bei Problemen gehabt.“ Trotzdem dürfe man nicht alles schlecht reden, so Hofmann. „Tauer hat seine Arbeit in den letzten zwölf Jahren ordentlich gemacht.“