Nachhaltig
Titting hat erste Sammelstation für Altspeiseöl im Landkreis Eichstätt

04.12.2022 | Stand 18.09.2023, 20:51 Uhr |
Reinhold Gerner

Ließen sich die Funktionsweise des Sammelbehälters von Hubert Zenk (Mitte) erklären: der Zweite Bürgermeister Jakob Bösl mit dem Ersten Bürgermeister Andreas Brigl (rechts). Foto: Reinhold Gerner

Von Reinhold Gerner

Titting – „Es muss für den Bürger einfach, leicht zu verstehen und ohne großen Aufwand sein, dann macht er mit“, unterstreicht Hubert Zenk in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer von „Jeder Tropfen zählt GmbH“. Das ist nicht nur ein Aspekt von vielen, die das neue Sammelsystem für Altspeiseöl attraktiv macht. Tittings Bürgermeister Andreas Brigl und sein Stellvertreter Jakob Bösl haben sich gerne aus erster Hand von Hubert Zenk in Bedienung des Sammelsystems vorm Tittinger Rathaus einweisen lassen.

Damit – und das ist für Zenk einer der wichtigsten Aspekte – die Bürgerinnen und Bürger mitmachen, muss der Sammelbehälter rund um die Uhr zugänglich sein. Das hat Titting gut gelöst und ihn gleich einmal vors eigene Rathaus gestellt. Im Wertstoffhof wäre dieser ständige Zugang nicht realisierbar.

Zenk freut sich bereits über viele Kommunen und Landkreise, die er mittlerweile erfolgreich von seinem Konzept überzeugen konnte. Es besteht ein sehr großes Interesse an dieser Idee, betont er. „Bis Ende des Jahres haben wir wahrscheinlich die halbe Million an teilnehmenden Bürgern geknackt“, erklärt er. Das seit 2018 bei der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte Nachhaltigkeitsprojekt verspricht schon deshalb ein Erfolgsmodell zu werden.

Zudem kommen auch mit der Installation dieses Systems keine großen Belastungen auf die Gemeinden beziehungsweise Kommunen zu, denn mit 50 Cent pro Bürger pro Jahr, die beispielsweise Titting beizusteuern hat, ist das eine gute Investition in die Umwelt. Zenk erklärt, wie einfach das Sammeln funktioniert und wie wenig elektronischer Schnick-Schnack gebraucht wird in nur wenigen Sätzen: Zu Hause erst mal sammeln. Hier ist nicht nur das Frittieröl, -fett oder Altspeiseöl gemeint, sondern alles was als Marinade bei entsprechenden Lebensmitteln im Haushalt übrigbleibt oder abfällt. Daher heiße es auch „Jeder Tropfen zählt“, erklärt er. Wenn der Behälter voll ist, wird zum Sammelbehälter gegangen, am Sammler wird die Klappe nach oben geschoben und der volle Behälter in die dafür vorgesehene Aussparung gestellt. Dieser wird über eine Rutsche in den Sammelbehälter geführt. Gleichzeitig kann im unteren Bereich des Automaten ein frischer Altfettbehälter entnommen werden. Für die Haushalte, die den Behälter absolut nicht nutzen wollen, steht daneben ein kleinerer Sammler, der die „unbenutzten“ Behälter wieder zurücknimmt.

Das System hat mit 200 Sammelgefäßen genug Kapazität, um auch größere Anstürme an „Sammelwilligen“ zu bewältigen. Bei einem Füllmengenstand von etwa 80 Prozent erhält die Firma über einen Elektronikbaustein des Systems eine Mitteilung zum Entleeren. Das System ist ansonsten mit Masse rein mechanisch konzipiert. Nur Fehlermeldungen und Füllstand werden durch eine Batterie, die mit Solarpanel auf dem Dach des Systems gepuffert wird, betrieben.

Das gespendete Altspeiseöl wird danach wieder zu wertvollem Biokraftstoff recycelt. Die zusätzlichen positiven Effekte sind unter vielen anderen eine spürbare Entlastung der Klärsysteme, die dadurch mit weniger Betriebskosten aufwarten müssen, da weniger Frischwasser für die Spülung benötigt wird. Die Kanalhygiene verbessert sich, Rattenbefall wird reduziert. Letztendlich schafft die Kommune dadurch eine verbesserte kommunale CO2- und Nachhaltigkeitsbilanz ohne viel Aufwand. Bisher wurde ein ähnliches Verfahren nur in Gastronomie angewandt. Nun hat der Privathaushalt die gleiche Möglichkeit, sich aktiv an einem Nachhaltigkeitsprogramm mit hohem ökologischen Nutzen zu beteiligen.

EK


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