Eichstätt
Mit Video: Sonderausstellung „Molassic Park“ im Jura-Museum

Sensationsfund Udo und eine andere Welt

25.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:54 Uhr

Udos Zähne und Kiefer: Den Sensationsfund aus dem Allgäu bestaunen (von rechts) die wissenschaftliche Leiterin des Jura-Museums, Christina Ifrim, die Tübinger Paläontologin Madelaine Böhme, KU-Präsidentin Gabriele Gien, der Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, Joris Peters, und Projektkoordinator Michael Apel. Foto: Schönach

Von Lina Schönach

Sein Name lautet Udo, er ist knapp 11,6 Millionen Jahre alt und stammt aus dem Allgäu: Madelaine Böhme, Paläontologin an der Universität Tübingen, hat Udo – alias „Danuvius guggenmosi“ – im Ostallgäu, nahe der Tongrube Hammerschmiede, 2016 entdeckt.



Jetzt ist er der Kern der Sonderausstellung „Molassic Park. Eine Expedition zu Bayerns Menschenaffen, Urelefanten und subtropischen Wäldern“. Mit geladenen Gästen hat das Jura-Museum in Eichstätt diese am Dienstagabend eröffnet.

Udo zeige als erstes Menschenaffenfossil überhaupt Anzeichen des aufrechten Ganges, erklärt Christina Ifrim, wissenschaftliche Museumsleiterin. „Der Fund von Udo ist eine Sensation und ging vor einigen Jahren groß durch die Presse.“ Die Sonderausstellung rekonstruiert die Welt, in der Udo gelebt hat. 50 Exponate – darunter viele Originale – sind zu bestaunen. „Die Welt von damals hat sich von der heutigen sehr unterschieden: ein subtropisches Klima mit Tieren, die sehr seltsam, sehr urig anmuten – Säbelzahnkatzen oder ein kleines Hirschferkel beispielsweise.“ Für einen Laien seien die Funde manchmal schwer zu verstehen. Große Dioramen des spanischen Paläokünstlers Mauricio Antón helfen, die mehrere Millionen Jahre alten Landschaften zu begreifen.

Die Funde stammen aus dem Allgäu und dem Münchner Raum. „Wenn man in München eine U-Bahn baut, ist man genau in der Fundschicht“, sagt Michael Apel, Leiter des Museums Mensch und Natur München, stellvertretender Direktor von Biotopia – Naturkundemuseum Bayern und Projektkoordinator der Ausstellung. Es würden bei solchen Baustellen immer wieder Funde gemacht. Die Exponate der Sonderausstellung im Jura-Museum stammen unter anderem von der Universität Tübingen und aus privaten Sammlungen. Die Ausstellung, die in München und Bamberg bereits zu sehen war und nach der Station Eichstätt im Freistaat weiterziehen wird, sei eine Kooperation einer ganzen Reihe von Institutionen, erklärt Apel. „Es wird dadurch interessanter, was das Material angeht, und wir haben eine große wissenschaftliche Expertise.“

Neben dem Museum Mensch und Natur, der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und der für Botanik sowie Biotopia – Naturkundemuseum Bayern hat Böhme maßgeblich mitgewirkt. Am 70. Geburtstag des deutschen Musikers Udo Lindenberg hat die Tübinger Paläontologin den Unterkiefer von Udo entdeckt. „Es liefen überall Lindenberg-Lieder im Radio. Deswegen haben wir den Fund auf den Namen getauft“, erklärt die Professorin. Im ersten Moment hat sie die Bedeutung der Entdeckung nicht abschätzen können. Die wissenschaftliche Bearbeitung habe Erstaunliches zu Tage gefördert. Die Publikation darüber im Jahr 2019 war schließlich der Auslöser für die Sonderausstellung. „Es war weltweit ein Hype, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen“, erinnert sich Böhme.

Nicht nur wegen Udo ist die Ausstellung gelungen. Denn es sei geglückt, die Authentizität zu zeigen sowie geschickt komplizierte Sachverhalte darzustellen: Neben den Vitrinen steht unter anderem der Unterkiefer eines Hauerelefanten, eine Nachbildung einer Grabungsstätte finden die Besucherinnen und Besucher ebenso wie eine interaktive Station über fossile Blätter – auf einem Tisch liegen der Schädel, die Wirbelsäule und der Brustkorb sowie die große Zehe und die Beine von Udo.


Die Sonderausstellung „Molassic Park. Eine Expedition zu Bayerns Menschenaffen, Urelefanten und subtropischen Wäldern“ können Besucherinnen und Besucher bis Sonntag, 6. November, zu den Öffnungszeiten des Museums mit einer gültigen Eintrittskarte besichtigen.

EK