Kölner Erzbischof äußert sich
Protest gegen Woelki an der Eichstätter Uni

06.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:35 Uhr

Die Demonstrantinnen und Demonstranten versammelten sich am Freitagabend. Zuerst wurde Musik gespielt, später traten Rednerinnen und Redner ans Mikrofon. Fotos: Schönach

Rund 100 Studierende der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) haben sich am Freitagabend am Brunnen vor dem Universitätsgebäude versammelt, um unter dem Motto „Woelki an der KU?“ gegen den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki zu demonstrieren.

Wie berichtet, hielt der 65-Jährige am Freitagabend einen Festvortrag im Rahmen einer dreitägigen Tagung in der Aula der Universität. Die Veranstaltung beschäftigt sich mit der katholischen Bildung aus biblischer Sicht und wird von den Lehrstühlen für Altes und Neues Testament in Kooperation mit den katholischen Unis von Avila (Spanien) und Linz (Österreich) veranstaltet.

Auf Nachfrage unserer Redaktion äußerte sich der Kölner Kardinal vor seinem Vortrag zur Gegendemonstration: "Ich habe davon nur gehört, dass es die gibt. Aber wir leben ja in einem wunderbaren Land, wo jeder seine Meinung sagen darf. Und wenn das friedlich ist, dann ist das doch alles gut. " Die Beweggründe der Demonstrantinnen und Demonstranten waren dem 65-Jährigen zunächst nicht bekannt.

Nach kurzer Aufklärung antwortete der Kardinal, der seit Monaten unter anderem wegen des Umgangs mit sexuellem Missbrauch in seiner Diözese in der Kritik steht: "Sie können mal auf unsere Internetseite gehen und Sie finden, glaube ich, keine Diözese, die ein so gutes und transparentes Gutachten mit Blick auf Missbrauch veröffentlicht hat wie das Erzbistum Köln. " Man sei ganz transparent und habe lückenlos aufgeklärt.

Marian Langer, studentischer Vertreter, sieht das anders. "Wir wollen diese Veranstaltung nicht verhindern", sagte er gegenüber unserer Zeitung. "Wir zeigen durch unsere Präsenz, dass wir nicht einverstanden sind mit dieser Tagung. " Diese dürfe wegen der Freiheit der Wissenschaft natürlich stattfinden. Als Studierende der KU identifizierten sich die Demonstrantinnen und Demonstranten mit dem Profil und dem Leitbild der Universität. Deshalb wollten Langer und die anderen "unsere Kritik an diesem Affront gegenüber der Wertegrundlagen unserer Uni" ausdrücken, wie es in einem Einladungs-Post auf der Fotoplattform Instagram heißt.

Neben den Demonstrantinnen und Demonstranten gegen Woelki kamen rund zehn Befürworterinnen und Befürworter zusammen. Sie hatten Plakate mit Aufschriften wie "Danke für alles! Wir beten für Sie! " mitgebracht. "Kardinal Woelki hält einen Vortrag zur Bildung", sagte eine Befürworterin. "Wir freuen uns sehr, dass er da ist. " Weiter wollte man sich nicht äußern.

Gestört wurde Woelki während seines Vortrags nicht. Am Samstag wird er um 7 Uhr eine Messe in der Eichstätter Schutzengelkirche halten. "Leider muss ich morgen (Samstag, Anm. d. Red. ) schon wieder nach Hause und das schöne Eichstätt verlassen, weil zuhause weitere Verpflichtungen warten", sagte der 65-Jährige.

Lina Schönach