Ausbildung „analog“
Praktikums- und Lehrstellenbörse an der Eichstätter Mittelschule Schottenau mit über 40 Firmen

22.01.2024 | Stand 22.01.2024, 18:00 Uhr

Freuen sich über die gelungene Börse: Oberbürgermeister Josef Grienberger, Organisator Karl Grienberger, Rektor Christian Graf und Standortbeauftragte Beate Michel. Foto: Wühr

Bereits zum siebten Mal drängten sich Betriebe und Schüler in der Aula der Mittelschule Eichstätt, um miteinander in Kontakt zu treten. Schon bevor der Chor die Messe eröffnete, war die Aula gut gefüllt. Über 40 Firmen präsentierten an ihren Ständen nicht nur ihren Betrieb, sondern stellten auch mögliche Ausbildungsberufe vor, informierten über Zugangsvoraussetzungen und kamen in Kontakt mit potenziellen Azubis und Praktikanten.

„Zukunft aufbauen – Chancen nutzen“ gab Oberbürgermeister Josef Grienberger (CSU) den anwesenden Schülern bei seiner Begrüßung mit auf den Weg. „Baff“ wäre er hinsichtlich der guten Stimmung, die in der Aula der Mittelschule herrsche und über den großen Andrang seitens der Betriebe. Er wünsche sich, dass dieser Optimismus erhalten bleibe und die Jugendlichen motiviert aufbrechen und ihre Zukunft anpacken würden. Auch Rektor Christian Graf betonte in seiner Begrüßung, dass die Messe eine großartige Chance für die Schüler sei: „Die Betriebe kommen wegen euch! Die kommen zu euch!“.

Dass den Schülern dies bewusst ist, merkten auch die Firmen. „Die Schüler sind gut vorbereitet. Sie haben konkrete Fragen zum Beruf und informieren sich auch über mögliche Praktika“, so ein Ausbilder der Firma Continental. Michael Zintl von der Firma Weitner vereinbarte vor Ort mit Mittelschullehrer Kurt Kastl gleich einen Termin für die Betriebsbesichtigungen mit den achten Klassen. Für Zintl ist vor allem der kurze Weg zwischen der Mittelschule und der Firma ein Vorteil, sie wollen einheimische Leute einstellen. „Wir brauchen Leute, die nach der Ausbildung bleiben und die arbeiten wollen.“ Deswegen sieht er sich mit dem Betrieb an der Börse der Mittelschule am richtigen Ort und kommt seit der ersten Messe 2015 jedes Jahr aufs Neue.

Dass die Ausstellung erfolgreich ist, merkt auch Thomas Bauer von der Volksbank- Raiffeisenbank Eichstätt. „Hier auf der Messe haben wir unsere aktuelle Auszubildende gefunden und sind rundum zufrieden!“ Auch Kreishandwerksmeister Hermann Meier ist seit der ersten Messe dabei und betont, dass er an der Mittelschule ein breites Schülerspektrum erreiche. Zum einen wegen des Termins am Vormittag, andrerseits aber auch, weil zusätzlich das Willibald-Gymnasium, die Förderschule, das Kinderdorf Marienstein und die Altenpflegeschule mit ihren Jugendlichen vor Ort waren.

Michaela Netter vom Willibald- Gymnasium macht deutlich, dass auch Gymnasiasten bei der Ausbildungsstellenbörse vollkommen richtig sind: „Unsere Schüler machen in der neunten Klasse ein Betriebspraktikum. Das sollen sie in einem Ausbildungsberuf machen. Viele haben hier Berufe kennengelernt, an die sie zuvor gar nicht gedacht haben und gleich ein Praktikum vereinbart.“ Bei der Zusammenkunft in der Aula werde vielen Gymnasiasten auch klar, dass Mittelschüler in der neunten Klasse bereits die Schule verlassen und sich klar sein müssen, welchen Beruf sie erlernen wollen.

Als Handwerker die Jugendlichen zu erreichen, das ist auch das Ziel von Schreiner Bernhard Biehler. „Der Handwerker ist halt nicht so auf TikTok vertreten.“ Er bemerkt in den letzten Jahren, dass sich vermehrt Mädchen über den Beruf informieren, obgleich bei ihnen eher der künstlerische und kreative Aspekt im Vordergrund stehe.

Auch für die Schüler war die Messe von Erfolg gekrönt. So haben vor allem die Schüler der achten Klassen Praktikumsplätze vereinbart, Abschlussschüler konnten ihre Initiativbewerbungen und Lebensläufe – verbunden mit einem ersten persönlichen Eindruck – direkt bei den Firmen abgeben. Alexander Karl von der Firma Bosch gab hierzu Tipps: „Wenn die Firma sagt, du brauchst ’ne gute Note in Mathe, dann sag ihnen: Geben Sie mir die Chance, mich in einem persönlichen Gespräch oder in einem Praktikum kennenzulernen – dann spielt die Note gar keine so große Rolle mehr!“

Besonders war für die Lehrer auch, dass viele ehemalige Schüler die Chance nutzten, zurück an „ihre Schottenau“ zu kommen und zu zeigen, was sie erreicht haben und dies an andere Jugendliche weiterzugeben. „Als mein Chef gefragt hat, wer mit zur Börse gehen will, hab ich mich sofort gemeldet“, so Antonius Radeljic- Jakic, der mittlerweile bei SGD in Kipfenberg seine Ausbildung zum Industrieelektroniker macht und sein Wissen gern an alle Interessierten weitergab.

Ebenso lobenswert: die Schülerfirma „Schottenrock – wir rocken die Schotte“ versorgte alle Anwesenden mit Leberkässemmeln, Kaffee und Getränken. Dafür waren einige Schüler bereits um 6 Uhr in der Schule. Der Erlös kommt zum größten Teil Bruder Martin aus Ingolstadt zugute. Organisator und Schule-Wirtschaft-Experte Karl Grienberger zieht eine positive Bilanz: „Unglaublich wichtig ist, dass Lehrer und Ausbilder sich kennen. Wir müssen uns auf einer solch unbürokratischen Ebene begegnen und die Durchwahl der einzelnen Ausbilder haben. Nur so können wir zielgerichtet und variabel vermitteln – mit Aussicht auf langfristigen Erfolg. Die Schulen müssen mit solchen Aktionen auf die Betriebe zugehen, andererseits die Betriebe auch auf die Schulen. Das beinhaltet, dass ein Betrieb ab und an auch einen „schwierigen“ Schüler aufnimmt. In der betrieblichen „Eins-zu-Eins-Situation“ zwischen Ausbilder und Azubi und mit zunehmendem Alter des Schützlings kommen oft erstaunliche Erfolge zutage.

EK