„Kein anderes Instrument berührt mich so sehr“
Musikfest Eichstätt: Gespräch mit Dornelia Demmer über das Instrument und Casulana Lute Consort

10.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:21 Uhr
Andreas Resch

Die Laute steht im Mittelpunkt des Eröffnungskonzerts zum Musikfest Eichstätt am Freitagabend. Foto: Füssen Tourismus, dpa

In der faszinierenden Welt der Laute – einem alten Instrument, das seit Jahrhunderten das Publikum in seinen Bann zieht – liegt ein besonderer Zauber verborgen. Beim Musikfest „Alte Musik neu entdecken“ wird die Gelegenheit geboten, die Klangfülle und Vielfalt dieses beeindruckenden Instruments hautnah zu erleben. Cornelia Demmer, die Leiterin des Ensembles Casulana Lute Consort, im Interview.

Frau Demmer, was sind einige der wichtigsten technischen Unterschiede zwischen einer Laute, Gitarre und Mandoline?
Cornelia Demmer: Die Laute hat einen bauchigen Korpus und eine runde oder birnenförmige Form. Sie hat viele unterschiedliche Typen und wurde immer mit Darmseiten gespielt. Im Gegensatz dazu hat die klassische moderne Konzertgitarre sechs Seiten, keine Doppelseiten und ist anders gestimmt. Die Mandoline hat Metallseiten, ist chörig und wird mit einem Plektrum gespielt. Die Bauweise ähnelt der Laute, aber die Stimmung ist anders und sie ist kleiner.

Wie hat sich die Popularität der Laute im Laufe der Jahrhunderte verändert und warum?
Demmer: Im Mittelalter kam die Laute im kirchlichen Kontext und bei Prozessionen vor. In der Renaissance entwickelte sie sich zu einem komplexeren Instrument und war eng verbunden mit der höchsten Gesellschaftsschicht. In der Barockzeit blieb die Laute den aristokratischen Kreisen vorbehalten, aber nicht mehr so eindeutig wie in der Renaissance. Dann sind wir auch schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts und die Laute verschwindet wieder, weil sich der Musikstil so sehr ändert, dass das Instrument einfach nicht mehr kompatibel ist. Die Gitarre passt lautstärkemäßig und stilistisch viel besser zur Virtuosität, die sich im Geschmack der Musik entwickelt hat.

Was begeistert Sie an diesem Instrument?
Demmer: Was mich an der Laute begeistert, ist die Klanglichkeit des Instruments, die unglaubliche Bandbreite an Klängen und Resonanz. Es spricht uns Menschen auf einer tiefgehenden Ebene an, und kein anderes Instrument berührt mich so sehr in der Seele wie die Laute. Die Laute hat eine lange Musikgeschichte und große Vielfalt, die mich als Musikerin fasziniert. Beim Spielen spüre ich die Schwingungen des Instruments direkt am Körper, was ein sehr feines Gefühl ist.

Wie wird die Laute beim Musikfest in Eichstätt eingesetzt?
Demmer: Beim Musikfest Eichstätt treten wir als Ensemble Casulana Lute Concert auf. Das Ensemble besteht nur aus Frauen und wurde von mir in Basel gegründet. Wir spielen nicht nur, sondern es wird auch gesungen. Unser Name stammt von der italienischen Komponistin Maddalena Casulana, die im 16. Jahrhundert lebte und als erste Frau ihre Werke im Druck veröffentlichte. Sie betonte, dass eine Frau genauso gut komponieren kann wie ein Mann. In unserem Programm für Eichstätt präsentieren wir eine Vielfalt an Kombinationen mit Lauteninstrumenten im Lute Consort, von solistischen Stücken über Duo-Besetzungen bis hin zum Trio und Quartett.

Wo sehen Sie die Zukunft der Laute?
Demmer: Die Zukunft der Laute – eine schwierige Frage. Meine Vision ist, dass wir uns als Lautenisten stärker auf die Stärken des Instruments besinnen und uns nicht im traditionellen Konzert-Zirkus verlieren. Historisch gesehen wurden Lauten in Gruppen eingesetzt, und ich möchte mich darauf konzentrieren, diese Qualitäten des Instruments hervorzuheben. Meine Motivation ist es, den Kontext zu schaffen, in dem die Schönheit und Vielfalt der Laute zur Geltung kommt. Auch wenn die Laute vielleicht kein Mainstream-Instrument wird, geht es mir darum, die Kraft des Klangs und die emotionale Berührung, die die Laute hervorrufen kann, zu zeigen. Ich wünsche mir, dass zukünftige Lautenisten diese Sensibilität bewahren und viele weitere spannende Dinge erforschen, entdecken und ihren eigenen Weg gehen.