Kunst aus der Pfahlstraße
Luzerner Künstler Otto Heigold wählte Landartwerk des Figurenfelds für Jahres-Lithographiedruck

09.12.2022 | Stand 17.09.2023, 21:14 Uhr

Intensiv hat sich Otto Heigold, hier mit Gastgeberin Li Portenlänger in der Werkstatt, mit der Botschaft des Figurenfelds auseinandergesetzt. Am Samstag präsentiert er seine Werke sowie auch den Jahres-Lithographiedruck 2022. Foto: Kusche

Erstmals 2001 reiste der Schweizer Künstler, Kunstpädagoge und Lithograph Otto Heigold für einen Künstleraufenthalt bei Li Portenlänger nach Eichstätt. Nun steht der 79-Jährige in diesen Wochen wieder mit großer Begeisterung in der Lithographiewerkstatt in der Pfahlstraße.

In Arbeit hat er nicht nur eine umfangreiche Serie zum Thema „Figurenfeld“ – dem Land-Art-Werk, das ihn seit seinem ersten Besuch in Eichstätt in den Bann gezogen hat. In Vorbereitung ist auch der Jahreslithographiedruck 2022. Am Samstag lädt der Künstler um 17 und um 19 Uhr zu Druckdemonstrationen und Künstlergespräch bei Li Portenlänger ein.

Der Besuch des Figurenfelds am vergangenen Sonntag zusammen mit Li Portenlänger hat es Otto Heigold wieder bestätigt: „Es ist unglaublich, was Alois Wünsche-Mitterecker dort im Hessental geschaffen hat – für mich ist das die Apokalypse“, meint er ernst und ergänzt: „Diesen Ort nehme ich immer wieder anders wahr, man kann ihn gar nicht auf einmal aufnehmen, so umfassend und tiefgehend ist es, was dort zu sehen und erleben ist.“ Auf den Besuch rückblickend, gestaltete sich das Figurenfeld für den Künstler fast geisterhaft, ja gruselig. Wie ausgesägt erschienen ihm die 78 überlebensgroßen Figuren, die durch das Dunkle des Tages wie silbrig gepudert aussahen, zugleich immer mit einem Hauch Lebendigkeit: „Sie vermitteln Botschaften der Zerstörung, des Gefallenseins und Aufschreis“, so empfindet Heigold die „Betonklötze, die wie Meteoriten von oben auf die Erde gefallen zu sein scheinen“.

Sie haben ihn schon seit dem ersten Besuch nicht mehr losgelassen – jene aus Portlandzement gefertigten und mit Pigmentbeimengungen gearbeiteten Zeugen von Krieg und sinnloser Gewalt. „In meinen aktuellen Arbeiten blicke ich von heute auf dieses Mahnmal“, erläutert Heigold und präsentiert nicht nur ein komplett mit Zeichnungen, Mustern, Notizen und Linolausschnitten gefülltes Skizzenbuch zum Figurenfeld, sondern bereits eine ganze Serie von Druckarbeiten im DIN A 4-Format, die in den letzten Tagen entstanden sind. Besonders die „Caché“-Technik, in der der Luzerner Künstler eine Arbeit zum Beispiel mit einem kleineren ausgeschnittenen und stark kontrastierenden Bild bereichert und damit ein „Bild im Bild“ kreiert, hat es Heigold angetan. So erhalten seine Lithographien zum Figurenfeld mit kleinen ergänzten Fotografien aus dem aktuellen Ukraine-Krieg – dem gewaltigen Panzer, den schussbereiten Gewehren der im Graben liegenden Soldaten, dem zerstörten Stadtbild – eine grausame Aktualität.

Die lithographische Auseinandersetzung mit dem Figurenfeld berührten Heigold zutiefst, wie nicht nur in den Werken erkennbar, sondern auch aus den Reflexionen und Gedanken, die der Schweizer Künstler und frühere Kunstpädagoge im Gespräch äußert, spürbar wird. Denn schon viele Jahrzehnte beschäftigen Heigold die Themen „Autorität“, „Macht“ und „Ohnmacht“: „Es gibt derzeit nicht nur in der Ukrainekrieg, sondern über 30 Kriege weltweit“, mahnt er an. Letztlich basierten diese Kriege alle auf den großen Pfeilern von Autorität, Macht und Ohnmacht, die Krieg, Armut, Hunger und Elend zur Folge hätten.

Die Ausstellung ist bis zum 24. Dezember jeweils Mittwoch, Donnerstag und Freitag von 16 bis 18 Uhr und Samstag und Sonntag von 11 bis 13 Uhr in der Lithographiewerkstatt in der Pfahlstraße 25 zu sehen. Infotelefon (08421) 2588.

EK