Senefelders Welterbe im Altmühltal
Li Portenlänger und Harry Neß stellen ihr neues Buch „Auf Senefelders Spuren zum Welterbe“ vor

23.04.2024 | Stand 23.04.2024, 17:00 Uhr |

Das neu erschienene Buch „Auf Senefelders Spuren zum Welterbe“ stellten die beiden Herausgeber Li Portenlänger (4. von rechts) und Harry Neß (4. von rechts, hinten), früherer Vorsitzender des Internationalen Arbeitskreises Druck- und Mediengeschichte (IADM) aus Offenbach, im Kreise von Verlagschef Fritz Pustet (rechts), Vize-Landrat Bernhard Sammiller und den Autorinnen und Autoren des Buches bei einer kleinen Feierstunde im Landratsamt vor. Foto: Kusche

Über welch spannende Wege und geschichtsträchtige Stationen die Lithographie im Altmühltal führen kann, zeigt das neue Buch „Auf Senefelders Spuren zum Welterbe“ auf, das jetzt im Landratsamt vorgestellt wurde.

Die beiden Herausgeber, die Eichstätter Lithographin Li Portenlänger und Harry Neß, früherer Vorsitzender des Internationalen Arbeitskreises Druck- und Mediengeschichte (IADM) aus Offenbach, präsentierten das Werk. Elf Autorinnen und Autoren richten darin ihren Blick auf den Lithographiestein des Altmühltals, seine geologische Entstehung und seine graphische Verwendung. Entstanden ist das künstlerisch durch herausragende Druckbeispiele aus der Lithographischen Werkstatt Eichstätt ergänzte Buch aus den Beiträgen regionaler und überregionaler Experten, die zwischen Juli und November 2021 im EICHSTÄTTER KURIER rund um die Entdeckung des Druckverfahrens vor über 250 Jahren veröffentlicht wurden.

Schon lange liegt dem Pustet-Verlag, in dem diverse Bände mit Eichstätter Bezug erschienen sind, die Region am Herzen. Umso größer war die Freude, sagte Verleger Fritz Pustet in seiner Begrüßung, als die Idee des Buchprojekts an den Verlag herangetragen wurde. „Heute können wir dank dem Zutun vieler Akteure eine verdienstvolle Publikation vorstellen, in der fundiertes kulturgeschichtliches Wissen, aber auch Impulse für die Entdeckung dieser hochinteressanten Stätten im Altmühltal zu finden sind“, sagte Pustet, der zugleich seinen Dank an Herausgeber, Autoren, Graphiker Xaver Rosskopf und die Sponsoren aussprach.

Auf die Außergewöhnlichkeit des Solnhofener Steins richtete Vize-Landrat Bernhard Sammiller (CSU) einen Blick und stellte die Homogenität, Feinheit und Reinheit des Steins dar, den Senefelder vor über 250 Jahren für die Entwicklung seines neuen Druckverfahrens entdeckt hatte. Diese Entdeckung begünstigte auch den Fund vieler Fossilien, hob er hervor. Für Eichstätt habe die Lithographie bis heute eine herausragende Bedeutung: Einerseits werde sie künstlerisch in Li Portenlängers Werkstatt in Eichstätt mit ihren zahlreichen Kontakten in alle Welt am Leben erhalten, andererseits ergebe sich auch für den Landkreis Eichstätt die besondere Aufgabe, die Steinbrüche als Wirtschaftsfaktor, aber auch als wichtigen Naturraum, etwa für Apollofalter, Berghexe und Uhu, zu bewahren. Er hoffe, dass das neue Buch den Türöffner für einen Senefelder-Kulturpfad darstellen könne, an dem es weiterzuarbeiten gelte.

Dritte Bürgermeisterin Martina Edl (FW) hob die Besonderheiten des Lithographiesteins hervor, der in seiner Härte, aber zugleich Fein- und Reinheit Kombinationen aus Stein und Kunst ermögliche. Zudem habe die Lithographie eine Medien- und Bildungsrevolution hervorgerufen: Bildung blieb nicht das Privileg Einzelner, sondern man erreichte nun große Gruppen von Menschen. „Es ist ein Fund, auf den wir daher gerade hier in der Bildungsstadt Eichstätt sehr stolz sein können“, sagte Edl.

„Das Welterbe erleben“, unter diesem Titel präsentierten Portenlänger und Neß das 88-seitige Werk. In einer virtuellen Reise durch das Altmühltal und auf der Grundlage zweier historischer Lithographiekarten aus den Jahren 1808 und 1830, in denen für das neue Buch alle lithographierelevanten Anschauungsorte im Altmühltal markiert wurden, führte Portenlänger den Gästen die Vielzahl kulturhistorischer Stationen vor Augen, die für einen möglichen Kulturpfad relevant würden, aber natürlich schon heute zu begehen seien: Eichstätt mit vielen Örtlichkeiten mit entsprechenden Bodenbelägen, der Lithowerkstatt, dem Museum Das Jurahaus oder dem Dom, Obereichstätt und Dollnstein bis Solnhofen und Langenaltheim.

Mit einem Blick „von außen“ verabschiedete der Offenbacher Mitherausgeber Harry Neß die Gäste mit einer Erinnerung an das „Solnhofener Signal“: Seit er das erste Mal in Eichstätt war, „hat mich die Frage bewegt, was hier in der Region zur Wertschätzung von Senefelders Erfindung und Entdeckung umgesetzt werden könnte“. Er erinnerte an die Zeit vor 150 Millionen Jahren, als der Stein entstand, und stellte den Zeitpunkt der Entdeckung des neuen Druckverfahrens durch Senefelder vor rund 225 Jahren gegenüber. „Ein Naturereignis und eine Technik kommen zusammen, die eine gewaltige Kulturleistung ausüben.“ Denn die Lithographie habe seit ihrer Erfindung für viele abdrucken können, was die Menschen bewegte. Mit dem neuen Buch sei nun ein Anfang gemacht worden, die Menschen auf dieses Welterbe aufmerksam zu machen.

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