„Niederkaltenkirchen gibt’s ja auch nicht“
Krimiautor Philipp Nadler hält in der Stadtbücherei Eichstätt eine Lesung aus seinem Debütroman

20.11.2023 | Stand 20.11.2023, 21:00 Uhr

Portionierte seinen Auftritt in der Stadtbücherei in Lesepartien quer durch seinen Krimi und in Anekdoten zur Entstehungsgeschichte des Buches: der Autor Philipp Nadler aus Echenzell. Foto: Buckl

„Ganz nah dran am Krimigeschehen“ befand sich das Publikum in der Bücherei der Stadt Eichstätt und des Sankt Michaelsbundes, das dort die Lesung aus dem Debütroman des jungen Autors Philipp Nadler erlebte. Denn erstens spielt die Handlung von „Eingekesselt“, so der Titel des Krimis, im Raum Eichstätt. Zweitens ereignet sie sich im November, wie Büchereileiterin Claudia Forster sagte, als sie den aus Echenzell stammenden Verfasser vorstellte.

Der 28 Jahre alte Autor ist Web-Analyst eines Elektronikmarktes. „Und wenn man den ganzen Tag über mit Zahlen zu tun hat, ist das Schreiben ein optimaler Ausgleich“, betont er. Seine Lesung teilt er in „zwei Halbzeiten“ ein, denn Nadler ist ebenso Fußballfan wie sein Protagonist, Hauptkommissar Frank Dörfler, ein leicht draufgängerischer Oberbayer mit einem Faible für Rockmusik, dem in seinem Ermittlerteam der alte Hase Günther Habmann, „ein Mittelfranke von Geburt und aus Überzeugung“, sowie die junge Niederländerin Patricia van Ouven zur Seite stehen.

Sie müssen einen grausamen Mord aufklären, da in einem Wandergebiet ein Mann in einem Gusskessel voll von siedendem Öl ermordet wurde. Doch wo genau um Eichstätt herum spielt die Handlung? Nie ist die Rede vom Frauenberg oder dem Buchenhüller Forst, als Dörfer werden nicht Preith oder Pietenfeld genannt, sondern die Rede ist von Heimering, Hausdorf und Eichzell. „Das ist Absicht. Hätte ich Böhmfeld oder Nassenfels genannt, würde ich die Phantasie einengen, ich will sie aber anregen“, sagt der Autor und fügt hinzu: „Niederkaltenkirchen gibt es ja auch nicht.“

Auch verrät Nadler nicht, wo er das „noble Viertel von Eichstätt“ lokalisiert, in dem sein Mordopfer wohnte. Aus den gelesenen Passagen kann man erahnen, dass der Reichtum vom Mitwirken in Schmuddelfilmen herrührte. Nadler präsentiert im Wechsel Lesepartien und „Anekdoten“, worin er die Genese des Krimis von den ersten Zeilen bis zum Vertrieb skizziert. So liegen die Wurzeln in der Schulzeit am Ingolstädter Reuchlin-Gymnasium, wo ihm sein Deutschlehrer attestiert, dass er „sehr blumig“ schreibe. Außerdem sei er Fan des Kommissars Kluftinger und des „Bullen von Tölz“. So habe er heimlich zu schreiben begonnen, anfangs nicht mal Ehefrau Melanie eingeweiht. Das Schreiben empfand er als Entspannung: „Man darf kreativ sein, kann runterkommen.“ Inspiration bot das Wandern in der Natur und gesellige Runden. Für den Text habe er ein Dreivierteljahr gebraucht, für die Korrekturlektüre durch die gesamte Familie ein ganzes.

Unterhaltsam erzählt Nadler von der Suche nach einem Verlag und nach einem Titel; seine Frau habe das Cover gestaltet. Es sei ein erhebender Moment gewesen, als er seinen Krimi dann bei Thalia, Hugendubel und Amazon im Sortiment fand: „Jetzt steht ‚Eingekesselt‘ neben dem Kluftinger.“ Das Highlight für ihn aber seien Lesungen vor Publikum – die Stadtbücherei ist bereits seine vierte Station. Dabei wird es wohl nicht bleiben: Das Manuskript für den zweiten Fall von Kommissar Dörfler ist bereits fertig.

EK