Kratzmühle
Kratzmühlsee: Auf die Wasserwacht war auch im Super-Sommer Verlass

Die Sicherheit der Badegäste bestens im Blick – Keine schweren Badeunfälle

09.09.2022 | Stand 22.09.2023, 5:51 Uhr

Die Aktiven der Wasserwacht sind bestens geschult, um im Notfall schnell und kompetent eingreifen zu können. Foto: Adam

Von Regine Adam

Kratzmühle – Vergnügt im Badesee planschen, mit dem Stand-up-Paddel über das Wasser gleiten oder eine Runde im Tretboot fahren: Der Kratzmühlsee war in diesem Rekordsommer-Jahr überaus beliebtes Freizeitziel für Sportler und Familien, Badefans und Ausflügler. Doch die Zeit der heißen Tage neigt sich mit großen Schritten dem Ende zu und damit auch der Einsatz der Wasserwachten aus dem Landkreis Eichstätt, die den ganzen Sommer über – immer von Mai bis September – jedes Wochenende von 10 bis 19 Uhr am See Dienst machten. Sie sind dabei nicht nur Ansprechpartner für kleine Wehwehchen wie eine eingetretene Scherbe oder einen Wespenstich, sondern leisten kompetent Hilfe, wenn besorgte Eltern ihr Kind suchen oder bei älteren Menschen Kreislaufprobleme einen Arztbesuch nötig machen. Ein schwerwiegender Einsatz wegen Badeunfällen gehörte heuer glücklicherweise nicht dazu, trotzdem hieß es für alle Aktiven, stets auch auf den Ernstfall vorbereitet zu sein.

Bei einem Notfallsofort einsatzbereit

An mehreren Wochenenden übernahmen die Wasserwachten aus Beilngries und Kipfenberg gemeinsam den Wachdienst. Bei strahlendem Sonnenschein waren dabei nicht nur die zum Dienst eingeteilten Aktiven im Gebäude der Wasserwacht anzutreffen, sondern auch andere Wasserwachtler, Familienangehörige und Kinder. „Wenn an besonders sonnigen Tagen bis zu 30 Personen hier sind, wir gemeinsam grillen, Kaffee trinken oder die Kinder baden, dann sieht das erstmal alles locker aus. Aber wenn tatsächlich ein Einsatz nötig wird, ist alles genau strukturiert. Dann gibt es sofort Betreuungspersonen für unsere Kinder, die im Ernstfall von dem Einsatzgeschehen weggebracht werden“, erklärt Udo Lange, Chef der Beilngrieser Wasserwacht, der an diesem Tag Wachleiter ist, an dem unsere Zeitung im Hochsommer zu Besuch kommt, um die Arbeit der Ehrenamtlichen zu begleiten.

Es ist ein Tag wie aus dem Bilderbuch: Temperaturen über 30 Grad haben die Badefans in Scharen angelockt, im flachen Uferbereich toben Kinder, weiter draußen ziehen Schwimmer ihre Runden, Stand-up-Paddler gleiten über das Wasser, ein Schlauchboot treibt gerade am Bootssteg vorbei. Udo Lange und seine Helfer beobachten entspannt und doch aufmerksam das turbulente Geschehen ringsum. Die Fahne am Wasserwachtgebäude ist gehisst – Signal für alle, dass die Helfer da sind. Sonja Chlebda von der Kipfenberger Wasserwacht hat drei Nachwuchs-Wasserwachtler um sich versammelt: Marius Bauch, Marike und Christoph Moser befinden sich in der Ausbildung zum Rettungsschwimmer im Wasserrettungsdienst und erhalten an diesem Nachmittag Unterricht. Zehn Teilmodule haben sie zu absolvieren, ehe sie die entsprechenden Prüfungen ablegen können. Nach dieser Basisausbildung zum Wasserretter gibt es Weiterbildungen, beispielsweise zum Taucher, Bootsführer oder für Führungsaufgaben. Der See ist perfekt für Praxisübungen – im Gebäude gibt es einen Schulungsraum, in dem theoretisches Wissen vermittelt werden kann. „Wir hoffen, dass wenn hier der angekündigte Neubau verwirklicht wird, wir auch weiterhin über entsprechende Räume für größere Gruppen verfügen werden“, stimmen alle Verantwortlichen überein. „Denn Nachwuchsarbeit ist wichtig“, betont Udo Lange.

Regelmäßiges Übenist von höchster Bedeutung

„Es geht bei uns nicht nur um einen rein technischen Ablauf, auch wenn der natürlich perfekt sitzen muss. Aber alles muss so oft geübt werden, dass jeder Handgriff und jede Vorgehensweise selbst im größten Stress wie automatisch abläuft“, sagt Christian Engler, technischer Leiter bei den Wasserwachten Beilngries und Kipfenberg. Dazu sei es wichtig, eine mentale Stärke zu entwickeln, damit bei jedem Szenario klar ist, was zu tun sei und es bei keinem Helfer Unsicherheit gebe. „Deshalb ist jeder von uns in seinem Bereich bestens ausgebildet. Und wir arbeiten eng mit anderen Gruppen zusammen, mit dem Rettungsdienst beispielsweise. Gibt es einen Unfall am Campingplatz oder stürzt jemand vom Rad, gibt es einen Notfall mit einem Gleitschirmflieger oder etwa einen Autounfall – die Leute kommen zu uns und wir helfen direkt als Ersthelfer und gleichzeitig alarmieren wir über die Rettungsleitstelle“, erklärt Engler. Noch während er davon erzählt, kommen Eltern mit ihrer fünfjährigen Tochter. Sie ist unglücklich von der Schaukel gerutscht, hat eine kleine, blutende Wunde am Bein. Kein Problem für das Team. Die Wunde wird gereinigt, mit einem Pflaster versehen und die junge Dame getröstet. Alles wieder gut. Mehr Ernst – auch im Team – habe es am Tag zuvor gegeben, als ein aufgeregter Vater zur Wasserwacht kam. Sein siebenjähriger Sohn war zu diesem Zeitpunkt bereits seit über 20 Minuten spurlos verschwunden. „Da gehen bei uns alle Alarmglocken an“, gibt Engler zu. Noch während das Team in den Vorbereitungen zur Alarmierung und großen Suchaktion war, gab es allerdings dann Entwarnung: Der Junge hatte sich verlaufen und am Auto der Familie darauf gewartet, dass ihn die Eltern finden. Erleichterung nicht nur bei Vater und Mutter, sondern auch bei den engagierten Ehrenamtlichen.

Sonja Chlebda hat ihre Schützlinge mittlerweile die Taucheranzüge anziehen lassen und mehrere Kinder stellen sich als „Verunglückte“ zur Verfügung. Mit Hilfe eines Rettungsboards gilt es nun, die Verunglückten zum Rettungsboot und dort dann in Sicherheit zu bringen. Nicht alles klappt bei jedem Nachwuchs-Wasserretter auf Anhieb perfekt. „Kein Problem, das üben wir so lange, bis jeder Handgriff sitzt“, sagt Chlebda gelassen, als die Gruppe wieder am Ufer ist, und erläutert genau, was verbessert werden muss und auf was zu achten ist. Der Einsatz hat Neugierige angelockt. Verdächtig viele Stand-up-Paddler und Boote kommen nahe an der vermeintlichen „Einsatzstelle“ vorbei. Eine Gruppe Jugendlicher will direkt bei der „Slipanlage“– der Anlegestelle für das Wasserwachtboot – an Land gehen. „Bitte hier nicht rausgehen, es ist hier sehr glatt“, warnt Engler eindringlich. Und lacht. „Das ist der Satz, gefolgt von dem Hinweis ,Boote zu mieten gibt es beim Minigolf’, den wir wirklich am allermeisten sagen jeden Tag.“

DK